Friedensforschung mit der Maus

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Mittwoch, 26. April 2017

Wehrwirtschaft und die Idee vom totalen Krieg

1936 veröffentlichte  Prof. Dr. Guido Fischer seine Abhandlung 
Wehrwirtschaft, Ihre Grundlagen und Theorien, Verlag von Quelle & Meyer Leipzig.

Auszüge

Der Krieg der Zukunft ist der totale Krieg, der das ganze Volksleben in all seinen Einzelteilen berührt, der an keinem im Volke vorübergeht.

Wehrphysik und Wehrchemie haben alle neuzeitlichen Errungenschaften der Wehrmacht und ihrer Kriegsführung zur Verfügung zu stellen. Umgekehrt benötigt die Wehrmacht selbst Sonderentwicklungen auf chemischem und physikalischem Gebiet, um ihre Sonderaufgaben erfüllen zu können. Aufgabe der theoretischen und angewandten Wissenschaft ist dabei, diese Notwendigkeiten praktisch zu verwirklichen. Würden hier die Spezialisten der Wehrmacht nicht auf die praktische Mitarbeit aller einschlägigen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Stellen ihres Landes rechnen können, so vermöchte die Wehrmacht nicht auf der breiten Erfahrung des ganzen Volkes aufzubauen, wie es der totale Krieg verlangt. Gerade auf diesem Gebiet wird die gegenseitige Arbeitsgemeinschaft zwischen Wehmacht und Wissenschaft und Praxis zur gegenseitigen Befruchtung und Weiterentwicklung beitragen. Aufgabe der Wehrphysik und Wehrchemie ist es aber außerdem, überall dort, wo die heimatliche Rohstoffversorgung nicht genügt, durch Ergänzungs- und Kunststoffe das eigene Land für den Notfall stärker vom Auslande unabhängig zu machen.

Auch auf dem Gebiete der Wehrtechnik ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Wehrmacht und Wissenschaft und Praxis notwendig. Unter Wehrtechnik darf nicht nur die Anwendung der Waffentechnik durch den Soldaten verstanden werden, sie umfaßt vielmehr auch die technische Sonderentwicklung auf allen Gebieten der Produktion aller Produktions- und Verbrauchsgegenstände, die irgendwie militärisch verwendet werden können. Die Sonderaufgaben der kriegsmäßigen Verwendung stellen an Maschinen, Wehrmachtsgeräte usw. erhöhte Anforderungen hinsichtlich Dauerhaftigkeit, Leistungs- und Verwendungsfähigkeit, die im zivilen Gebrauch nicht ohne weiteres notwendig sind. Diese Wehrleistungen kriegsmäßig zu entwickeln, ist die wichtige Aufgabe der Wehrtechnik. Auch hier muß der Militärspezialist eng mit den entsprechenden Wirtschaftskreisen zusammenarbeiten.

Es genügt nicht, Wehrwirtschaft nur aus der Gefahr eines kommenden Krieges erklären zu wollen. Der totale Krieg ist nicht irgendeine Endgröße im politischen Denken. Der totale Krieg muß vielmehr als der Ausdruck einer neuen politischen und sozialen Entwicklungsstufe im Völkerleben gewertet werden. Damit ist die Brücke von den neuen Anforderungen der Wehrwirtschaft zu den alten Bedingungen einer früheren Friedenswirtschaft geschlagen. Wehrwirtschaft ist heute die neue Form der Friedenswirtschaft, wie sie durch die strukturelle Veränderung im politischen und sozialen Denken der Gegenwart bedingt ist.

Der früher selbsttätig wirkende Wirtschaftsausgleich der liberalistischen Wirtschaftsform ist dieser Strukturänderung nicht mehr gewachsen. Nur durch einen planmäßigen, staatlich geleiteten Wirtschaftsumbau kann man diesen Strukturverschiebungen gerecht werden.

Der Staat beansprucht für sich nur die Lenkung der Wirtschaft in der staatspolitisch notwendigen Richtung, während er die Wirtschaftsinitiative und Ausführung der einzelnen Wirtschaftsbeschlüsse der freien Entschlußkraft des einzelnen und der freien Privatwirtschaft überläßt. Auch wenn in Deutschland nicht die Notwendigkeit einer wehrwirtschaftlichen Entwicklung vorhanden wäre, würde ein solches Verhältnis zwischen Staat und Wirtschaft gegeben sein. Dies zeigen all die Erscheinungen der letzten Jahre, während an die Erfüllung der vielen wehrwirtschaftlichen Aufgaben Deutschland erst in der Zukunft herangehen kann. Die deutsche Wehrwirtschaft wird in allem als Ausdrucksform der deutschen Friedenswirtschaft nur die staatliche Lenkung der Wirtschaft, nicht aber die staatliche Planwirtschaft bedeuten.

Die private Rüstungsindustrie muß bereits in Friedenszeiten bei ihrer Arbeit für die Wehrmachtsaufträge genau kontrolliert werden. Ausnutzung von Monopolstellungen und wirtschaftlichen Sonderrechten sind für die wehrwirtschaftliche Bedarfsdeckung unerwünscht. Die Wehrmacht habt daher für ihre gesamte Bedarfsdeckung eine einheitliche, große auftraggebende Organisation zu schaffen, um die Wirtschaftlichkeit des gesamten Beschaffungswesens jederzeit überprüfen und weiterentwickeln zu können und um andererseits der Industrie gegenüber nicht als mehrfacher Auftraggeber für Heer, Marine und Flugwaffe aufzutreten.

Ist eine umfangreiche staatliche Rüstungsindustrie vorhanden, so wird sie zum großen Teil einen wichtigen Teil des Wehrmachtsbedarfs in Friedenszeiten decken. Um wirtschaftlich arbeiten zu können, muß sie ihre Produktionskapazität möglichst weit ausnützen. Dann können aber die vorhandenen Anlagen nicht weiter für den erhöhten Bedarf der Kriegswirtschaft ausgenützt werden. Notwendige Werkerweiterungen und Vermehrung der Belegschaft sind aber zeitraubend und kostspielig. Ein Ausweg ist eine weitgehende Ausfuhr von Wehrmachtsgeräten in Friedenszeiten an befreundete oder verbündete Staaten durch die staatliche Rüstungsindustrie.



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Guido Fischer (Wirtschaftswissenschaftler)

aus Wikipedia
       
Guido August Maria Fischer (1899 - 1983)

Nach seiner 1927 erfolgten Habilitation an der Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität München, wurde ihm dort 1934 eine außerordentliche Professur der Wirtschaftswissenschaften übertragen. Fischer – er war Mitglied der NSDAP, dazu im BNSDJ – war während des Zweiten Weltkriegs als Leiter des Arbeitsstabes „Gruppenpreise beim Oberkommando der Wehrmacht“ eingesetzt. 1944 wurde er wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ aus dem Universitätsdienst entlassen und zum Gefreiten degradiert.
1946 wurde Fischer in München zum außerordentlichen Professor sowie Leiter des von ihm gegründeten Instituts für Betriebswirtschaft und Sozialpraxis bestellt. Fischer, 1964 zum ordentlichen Professor ernannt, wurde 1968 emeritiert. Zusätzlich hatte Guido Fischer eine Gastprofessur an der Universität Kōbe inne. Guido Fischer, der seit 1949 die Zeitschrift Mensch und Arbeit herausgab, wurde mit dem Verdienstkreuz I. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland sowie mit der Bayerischen Staatsmedaille für soziale Verdienste ausgezeichnet.
Während sich der politisch national und katholisch gesinnte Guido Fischer im NS-Staat der Wehrwirtschaft, insbesondere der Preisbildung in einer staatlich gelenkten Wirtschaft zuwandt, galt in der Folge sein wissenschaftliches Hauptaugenmerk dem Personalwesen.

Schriften
  • Allgemeine Betriebswirtschaftslehre : Eine Einführung, 4. Auflage, Poeschel, Stuttgart, 1947.
  • Mensch und Arbeit im Betrieb : Ein Beitrag zur sozialen Betriebsgestaltung, 2. erweiterte Auflage, Poeschel, Stuttgart, 1949.
  • Christliche Gesellschaftsordnung und Sozialpraxis des Betriebes, Kerle, Heidelberg, 1950.
  • Betriebliche Marktwirtschaftslehre, 2. erweiterte und neubearbeitete Auflage, Quelle & Meyer, Heidelberg, 1961.
  • Politik der Betriebsführung, Poeschel, Stuttgart, 1962.
  • Die Beteiligung von Mitarbeitern : Unternehmer stellen vor, wie ihre Mitarbeiter zu Mitunternehmern wurden; 12 Praxisbeispiele, Schilling-Verlag für Informationstechnik, Herne, 1973.
  • Der Betrieb : Institution menschlicher Ordnung, Edition Interfrom, Zürich 1975.
https://de.wikipedia.org/wiki/Guido_Fischer_(Wirtschaftswissenschaftler)



vgl. auch Fritz Nonnenbruch (in: "Politik, Technik und Geist", 1939)

„Die Möglichkeiten der Kriegstechnik werden durch Geschützkonstruktionen usw. bei weitem nicht erschöpft. Nur eine totale Politik kann die Voraussetzungen schaffen, daß alle Möglichkeiten der Kriegstechnik erschöpft werden.  … Wo viele Vorbedingungen zu erfüllen sind, ergeben sich Unterschiede in ihrer Erfüllung. Die einen Völker erfüllen sie alle und vollständig, die anderen erfüllen sie in weniger ausgeprägter Vollständigkeit, wieder andere erfüllen nur einige mehr oder weniger erschöpfend. ...
Wie die Völker aber diese Vorbedingungen erfüllen, hängt ab von ihrem Schöpfertum und von ihrer rassischen Nähe zur Technik. Die gleiche seelisch-geistige Nähe, die die Völker als Gesamtpersönlichkeiten zur Technik haben, werden auch ihre Soldaten haben."http://zettelmaus.blogspot.com/2012/05/wunderbare-kriegstechnik.html


Nachkriegskarriere im Bereich Personalmanagement machte (ähnlich wie Guido Fischer) auch Reinhard Höhn.
Prof. Dr. Reinhard Höhn, gehörte zu den einflussreichsten Juristen der NS-Zeit. Nach dem Krieg gelang ihm eine bemerkenswerte weitere Karriere als Managementberater und –lehrer.
(
Dr. Hans-Christian Jasch; http://www.spd-berlin.de/termine/2012-juni/12-06-12-s-z-kleistgrab/?cy=2012&cm=6 , zitiert auf https://guttmensch.blogspot.cok/2013/02/stoff-aus-den-fuehrerschulen.html
 

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US-Offizier Wedemeyer nahm um 1936 an einem amerikanisch-deutschen militärischen Austauschprogramm teil. Er belegte Kurse an der neu eröffneten Kriegsakademie in Berlin und war besonders angetan von dem Unterricht über den Zusammenhang von wirtschaftlicher Macht und dem Potenzial zur Kriegsführung

"At that time, the United States and Germany had a reciprocal agreement whereby their respective armies exchanged staff college students, and the Leavenworth commandant, impressed by Wedemeyer's performance and noting from his record that he had studied German, recommended him for attendance at the German staff college, the Kriegsakademie.  ...
Wedemeyer appreciated the relationship of economic power to war potential and was impressed with the German understanding of the role of war as an instrument of national policy."

(Anm.: "Wehrwirtschaft" stand demnach offenbar auf dem Stundenplan der Kriegsakademie)   

Charles E. Kirkpatrick: An Unknown Future and A Doubtful Present: Writing the Victory Plan of 1941. Center of Military History, United States Army, Washington, D.C., 1992 http://www.ibiblio.org/hyperwar/USA/USA-Victory/USA-Victory-1.html

zitiert auf
http://zettelmaus.blogspot.com/2012/05/condor-und-condor.html


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... Über Chuck Hagel, Frederick M. Downey und andere steht das Atlantic Council der Aufrüstungs-Initiative "Second to None" nahe, für die sich die Aerospace Industries Association (AIA) engagiert.
Aus einem Vortrag von AIA-Vetreter Downey bei einer Kongress-Anhörung vom 24.10.2011: “I think most Americans would agree that the 20th century was defined by aerospace, and that it was largely our century because we were second to none in aerospace. ...If ... the defense budget continues to be cut, the capability to deliver critical militarily unique systems will atrophy and the capability our troops and the American people expect might not
be available. We have to have the capability to design, develop, produce and support complex systems. And that requires having programs to work on. ..."
https://www.gpo.gov/fdsys...
Er plädiert dafür, dass die militärische Industrie eine kritische Masse an Programmen haben muss, an denen sie arbeiten kann, damit sie nicht weiter schrumpft. ...

#3.79 auf
http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-04/sean-spicer-adolf-hitler-vergleich-baschar-al-assad-giftgas?cid=12493953#cid-12493953

Zur "wehrwirtschaftlichen" Argumentation des Rüstungslobbyisten Downey und der Initiative "Second to None" siehe auch http://zettelmaus.blogspot.co.ke/2013/11/koalitionsverhandlungen-bleibt.html


 

Freitag, 11. November 2016

Rüstungsbranche freut sich

Nach der Trump-Wahl: Rüstungsbranche freut sich auf Wettrüsten

 |  von Katharina Schneider                                                                              

Samstag, 11. Juli 2015

Ein vorläufiges Fazit

... in aller Kürze:

Töten von Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einem Familien- oder Stammesverband oder einer Bevölkerungsgruppe wird immer wieder gern damit begründet, dass die gesamte Gemeinschaft, aus der Urheber schrecklicher Taten kommen, Verbrechern und Terroristen einen sicheren Hafen bieten würde. Diese Einstellung kann zu Reaktionen führen, die wiederum ihre eigene Dynamik entwickeln.


Der 2. Weltkrieg wird auch in modernen Konflikten häufig als Prototyp dafür betrachtet, wie Terror und Gewalt zu beenden sind - letztlich nur mit militärischen Mitteln und mit einem militärischen Vorgehen, das sich auch gegen die Zivilbevölkerung richtet.
Querverbindungen zwischen den deutschen Nationalsozialisten und Gesinnungsgenossen auf der anderen Seite des Ärmelkanals und des Atlantik - unter dem Motto der Eugenik, des “nordischen Gedankens” und des antisemitischen Antibolschewismus - werden in der Geschichtsschreibung noch wenig thematisiert oder als nebensächlich dargestellt.
Dies führt dazu, dass die Bedeutung der geistig-politischen Auseinandersetzung zur Verhütung und Unterbindung von Massengewalt und zur Durchsetzung von Menschenrechten unterschätzt und die positive Wirkung militärisch geprägter Vorgehensweisen insgesamt überschätzt wird. Fortbestehende Kontinuitäten einer von der Ideologie der Eugenik/ Rassenhygiene geprägten Geopolitik werden nicht als solche wahrgenommen.


In die Entwicklung gewaltfreier Methoden gegen Terrorismus und Gewaltherrschaft wird nur ein geringer Bruchteil dessen investiert, was für die Entwicklung von Produkten und Methoden zum Töten aufgewendet wird. Große materielle Anreize tragen wesentlich dazu bei, dass internationale Sicherheit immer noch in erster Linie von der Selbstverständlichkeit des Militärischen geprägt ist. Das Knowhow, um Terrorismus und Gewaltherrschaft mit gewaltfreien Methoden zu verhüten und zu unterbinden, muss systematischer als bisher genutzt und weiter entwickelt werden.  
 

Siehe auch Kommentar #15.1 auf
http://www.zeit.de/hamburg/politik-wirtschaft/2015-07/hamburg-kolonialzeit-deutsch-suedwest-baakenhafen?page=4#comments

Vorläufiges Fazit auf dem Blog "Menschenrechte statt Eugenik" siehe
http://guttmensch.blogspot.com/2015/07/vorlaeufiges-fazit.html


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BloggerMagga #17.2  —  09-10-2015     
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„Oder träumt wer von demokratischen Verhältnissen auf der arabischen Halbinsel ?“

Das saudische System wird seit Jahrzehnten mit Rüstungslieferungen und Militärberatung aus „dem Westen“ gestützt (s.#20). Es verbreitet Islamismus in aller Welt. An der Brust dieses Regimes wurde die Schlange Al Kaida genährt. Von einem nahen Verwandten Osama Bin Ladens hatte noch kurz vor den Anschlägen vom 11. Sept. 2001 sogar die renommierte Harvard-Universität Geld erhalten, und nach dessen möglichen Verbindungen zu den Terroristen wurde nicht allzu genau geschaut.

Und wozu das alles? Geldgier, ja. Und daneben die Vorstellung, man müsse ein Übel unterstützen, um ein anderes Übel zu bekämpfen. Das dachten schon die vielen Unterstützer Hitlers in der westlichen Welt, die mit seiner Hilfe die Bolschewisten besiegen wollten. Das ist klassisch geopolitisches Denken, und es führt zu katastrophalen Resultaten. Am Ende „muss“ man auf Untertanen oder Vasallen der früheren Hoffnungsträger im Kampf gegen das Böse Bomben werfen – und ihnen zuschreiben, sie hätten aus irgendwelchen tiefsitzenden historischen, religiösen oder genetischen Gründen einen Moral- und Demokratie-Defekt.

Es ist alles andere als weltfremd, von demokratischen Verhältnissen auf der arabischen Halbinsel zu träumen. Nur kommen wir nicht weiter, wenn wir in klassischen geopolitischen Denkmustern verhaftet bleiben. Wir brauchen Strategien für die Eine Welt.

Mittwoch, 28. Mai 2014

Für den "chlorreichen Sieg": Gas als Waffe


Carl Duisberg: Der "chlorreiche Sieg"

http://books.google.com/books?id=d-0_Fy_3bJYC&pg=PA234&lpg=PA234&dq=%22chlorreiche+sieg%22+duisberg&source=bl&ots=v_3RjkJMCQ&sig=ke3peY_Fw6NaTHgS_
C9ZFD2I1Sg&hl=en&sa=X&ei=a92FU_7sIM3LsQTM2oD4Aw&ved=
0CEsQ6AEwAw#v=onepage&q&f=false


Carl Duisberg (1861-1935): Briefe eines Industriellen

 
Oldenbourg Verlag, Jul 25, 2012
 
Carl Duisberg (1861 1935) war einer der fuhrenden Industriellen in der ersten Halfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Mit ihm ist nicht nur der Aufstieg seiner eigenen Firma, der heutigen Bayer AG, verbunden, sondern auch die Grundung der I. G. Farbenindustrie AG. Ansehen erlangte er auch als Forderer der Wissenschaften. Umstritten war und ist dagegen seine Position wahrend des Ersten Weltkriegs: sein Einsatz fur die Oberste Heeresleitung, fur den Giftgaskrieg und die Rekrutierung von Zwangsarbeitern. Die Edition prasentiert eine Auswahl aus dem umfangreichen Briefwerk Duisbergs. Die Schreiben an ganz verschiedene und teils sehr prominente Korrespondenzpartner spiegeln auch die politischen Ereignisse und Konflikte wahrend seiner Lebenszeit von der Hochphase des Deutschen Kaiserreichs, uber den Ersten Weltkrieg und die Weimarer Republik bis zu den ersten Jahren der nationalsozialistischen Diktatur. Eine Veroffentlichung der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften"


Carl Duisberg (1861-1935): Briefe eines IndustriellenKordula Kühlem - 2012 - ‎History
Was nun die chemischen Fragen anbetrifft, so ist Ihnen das nähere über den „chlorreichen“ Sieg bei Ypern wohl bekannt, den Geheimrat Haber mit Major Bauer persönlich geleitet hat und bei dem unser Schwiegersohn, Dr. Hans-Hasso von Veltheim, vom Fesselballon aus das Zeichen des Angriffs, d.h. zum Aufdrehen  der Hähne an den Chlorbomben gegeben hat.

Duisberg in einem Brief vom 5. Juni 1915 an Leutnant Dr. Schlubach, Kaiserlich Freiwilliges Automobilkorps, Generalkommando des XI. Armeekorps, Ostfront

Sonntag, 18. Mai 2014

Antimilitaristische Aufrüstung: Ist Japans Weg vor 120 Jahren ein Vorbild?


In Rüstung zu investieren sei ein auch heute wieder empfohlener Beitrag zur Wirtschaftsentwicklung, schrieb zustimmend die FAZ noch 2013 in einem Artikel über den japanischen Politiker Korekiyo Takahashi (1854-1936). Der 1936 von Militaristen ermordete Politiker, der die Aufrüstung Japans voran getrieben und das Land auf den russisch-japanischen Krieg von 1905 vorbereitet hatte, werde von vielen Japanern als ein letztes Bollwerk gegen den Militarismus gesehen und jetzt wieder als Vorbild entdeckt.
Der Gedanke, dass die vermeintlich antimilitaristische Aufrüstung den Aufstieg der Militaristen gefördert haben könnte – dass man Takahashi also auch als das Gegenteil eines Bollwerks, nämlich als Opfer eines Zauberlehrlings-Phänomens sehen könnte -, kommt gar nicht erst auf.

 
Es scheint, als gelte auch 2013 immer noch Max Webers Aussage von 1894 als selbstverstaendlich:

Eine starke Börse kann eben kein Klub für „ethische Kultur“ sein, und die Kapitalien der großen Banken sind so wenig „Wohlfahrtseinrichtungen“ wie Flinten und Kanonen es sind
.



Das Max-Weber-Zitat erscheint in einer Zusammenstellung von Zitaten in einem Arbeitspapier des Institut für Ökologie und Unternehmensführung an der EUROPEAN BUSINESS SCHOOL e.V. in Oestrich-Winkel: Umwelt- und Nachhaltigkeitstransparenz für Finanzmärkte – Stand und Perspektiven (Datumsangabe nicht gefunden, wohl um 2002); http://www.sbi21.de/fileadmin/user_upload/AP_37.pdf

Im gleichen Papier wird dieser und ähnlichen Aussagen von Wirtschaftsgurus der letzten Jahrzehne ein Zitat von 2001 entgegen gestellt (Hervorhebung in Fettdruck von mir):

Es ist interessant zu beobachten, dass gesellschaftlich oder sozial orientierte Fonds in den vergangenen fünf Jahren offenbar besser abgeschnitten haben als ihre konventionellen „Counterparts“. Ihr Wachstumsvorsprung ist aber gering, und es ist zu früh, die langfristige Güte solcher Fonds einzuschätzen. Dennoch kann die Bedeutung der sozial orientierten Investitionen kaum überschätzt werden, denn sie deuten auf eine tief greifende Wandlung der Logik des Kapitalismus hin. Dessen Lehrbücher werden nach wie vor unter der Annahme geschrieben, dass jeder Investor für sich allein nach maximaler Rendite strebt.
Wenn aber die Investoren daneben auch ihre gesellschaftliche Verantwortung in die Entscheidungen einbeziehen, dann müssen die Lehrbücher umgeschrieben werden.
Thomas Donaldson

Soweit ist es aber wohl noch lange nicht.


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Der Bankier und Politiker Korekiyo Takahashi -
In den USA positiv gesehen und durch Beratung gefördert, wichtige Figur für die finanzielle Ermöglichung des japanisch-russischen Kriegs von 1905; vom japanischen Kaiser ausgezeichnet:

For contributing to Japan's war effort against Russia by raising great sums through selling war bonds abroad, he was made a member of the House of Peers in 1905, at the age of 52. The next year he became president of the Shokin Bank. In 1907 he received the first of several decorations from the Emperor. Takahashi was made a baron and later a viscount, and in 1911 he became governor of the Bank of Japan, where he lowered interest rates as an anti-depression measure.
http://www.jstor.org/discover/10.2307/20728180?uid=3738336&uid=2129&uid=2134&uid=2478576867&uid=2&uid=70&uid=3&uid=2478576857&uid=60&purchase-type=article&accessType=none&sid=21104034871117&showMyJstorPss=false&seq=15&showAccess=false   






Kaiser Meiji (明治天皇, Meiji-tennō, 1852 – 1912)
erhält den Hosenbandorden (Order of the Garter)
des Vereinigten Königreichs Großbritannien; 1906
Bild: http://en.wikipedia.org/wiki/Emperor_Meiji



Tōgō Heihachirō: "Nelson des Ostens",
um 1905
Bild: Wikipedia




Marshal-Admiral Marquis Tōgō Heihachirō, ((東郷 平八郎; 1848 – 1934)
Erfolgreich im japanisch-russischen Krieg von 1905, wurde von britischen Journalisten "Nelson des Ostens" genannt; soll sich selbst fuer eine Reinkarnation des britischen Admirals Horatio Nelson gehalten haben.
Dieser Krieg war aus westlicher Sicht ein guter Krieg. Im 2. Weltkrieg wurden, angefangen mit dem Angriff auf Pearl Harbour, von japanischer Seite aehnliche militaerische Strategien eingesetzt, aber diesmal gegen die westlichen Alliierten. Nun praegten Hass-Karikaturen das Bild von japanischen Kriegsfuehrern.



Hirohito, Kaiser Shōwa (昭和天皇,
Shōwa-tennō, 1901 – 1989),
als Kleinkind während der Regierungszeit
seines Großvaters Kaiser Meiji.
Mit den Atombomben auf Hiroshima und
Nagasaki 1945 sollte die bedingungslose
Kapitulation Japans erzwungen werden;
im Unterschied zu einer verhandelten
Kapitulation ging es dabei besonders
um die Absetzung Hirohitos.
Die Alliierten entschieden sich dann
doch dafür, ihn und seine Dynastie
im Amt zu  belassen.
Bildquelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Hirohito






Hideki Tojo, der japanische Premierminister, der
die Bombardierung
von Pearl Harbor anordnete,
in einer Karikatur; USA, 2. Weltkrieg. 
Bild:
http://firedirectioncenter.blogspot.com/2012/
04/battles-long-ago-operation-vengeance.html


Bemerkenswert auch: Die Darstellung des
Feindes erinnert
an John Beddoes Negreszenz-
Index; vgl. Posts mit Label
„Negreszenz-Theorie“
auf meinem anderen Blog; s. Abb.
aus Harper’s
Weekly auf
http://guttmensch.blogspot.com/2011/
05/die-iren-und-die-juden-kommen-weitere.html

































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M. M. WARBURG & CO. Ein Bankhaus in der deutschen Weltpolitik 1905—1933
Alfred Vagts
Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte
45.
Bd., H. 3 (1958), pp. 289-388
Published by: Franz Steiner Verlag

http://www.jstor.org/discover/10.2307/20728180?uid=3738336&uid=2129&uid=2134&uid=2478576867&uid=2&uid=70&uid=3&uid=2478576857&uid=60&purchase-type=article&accessType=none&sid=21104034871117&showMyJstorPss=false&seq=12&showAccess=false


„Das Faktum, daß sich ein Mitglied des Hamburger Bankhauses M. M. Warburg & Co. an Bord der deutschen Kriegsschiffe bei Agadir und an Land in Südmarokko im auch politisch erhitzten Sommer 1911 befand, möchte leicht allerhand Schlüsse und auch Kurzschlüsse hinsichtlich des wilhelminischen Imperialismus als letzter (oder vorletzter) Phase des Finanzimperialismus* nahelegen.“

Aber solche Schlüsse oder Kurzschlüsse seien falsch, argumentiert Vagts dann weiter.
Er zieht das Max-Weber-Zitat heran, wonach eine Börse eben kein Ethik-Klub sei.
Er erwähnt u.a. die Finanzierung des Bankhauses Warburg für die deutsche Beteiligung an der Bekämpfung des Boxeraufstands in China und die Zusammenarbeit der Bankiers Warburg und Schiff mit dem japanischen Bankier und Politiker Korekiyo Takahashi bei der finanziellen Ermoeglichung des japanisch-russischen Kriegs.

Vagts stellt diese Finanzierungen als professionelle, wohl abgewogene und im Kontext geradezu zwingende Entscheidungen dar. Er kommt damit der Möglichkeit zuvor, dass die Bankiersdynastie Warburg in den Vorwurf des preußisch-deutschen Militarismus im Vorfeld des Ersten Weltkriegs einbezogen werden könnte.

Tatsächlich ist es so, dass fast alle kritische Auseinandersetzung mit der Rolle der Bankiersfamilien Warburg und Schiff, die mir bisher untergekommen ist, aus einer entweder rechts- oder linksextremistischen Ecke kommt, oft mit einer kräftigen Prise Antisemitismus. Das dürfte Grund genug sein für jeden Historiker, der bei Sinnen ist, das Thema „finanzielle Kriegsbereitschaft“ (Titel eines Vortrags von Max Warburg aus dem Jahre 1907, den er auch in seinen Erinnerungen erwähnt) aus der Diskussion der Kriegsstimmung vor 1914 unbedingt heraus zu halten. Völkermord wird aber nicht dadurch zu einem weniger großen Verbrechen, dass Angehörige des verfolgten Volkes nicht immer nur in jedem einzelnen Fall über alle Maßen klug, weise und ihrer Zeit weit vorausschauend gehandelt haben. Es kann nicht sein, dass nur Übermenschen des Schutzes vor Verfolgung und Mord würdig sein sollen. Dies muss auch für ganz normale Menschen gelten, die Fehlern und Irrtümern unterliegen können; vor allem auch solchen, die für ihre Zeit typisch sind. Alles für nicht hinterfragbar zu halten, was von Angehörigen der Bankiersfamilien Warburg und Schiff jemals für gut befunden wurde, kann bedeuten, bei z.T. überkommenen Normen und Wertvorstellungen stehen zu bleiben.

Wenn Alfred Vagts, der im Einvernehmen mit Familie Warburg und möglicherweise in deren Auftrag über das Bankhaus Warburg schrieb und sich dabei auf Wertvorstellungen berief, die inzwischen über 100 Jahre alt sind (s.o., Max-Weber-Zitat), dann müssen wir dem heute nicht 1:1 folgen. Wir müssen auch nicht seine Vorstellung übernehmen, dass der gute „military way“ des Westens vom Militarismus preußisch-deutscher Prägung fundamental verschieden sei, und die Finanzierung von Kriegen ein Geschäft wie jedes andere.


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Festgefahren in altem Denken?

Sonntag, 13. April 2014

KEINE Leopard-Panzer für Saudis

Sonntag, 13. April 2014

Keine Kampfpanzer für Saudis

Gabriel stoppt umstrittenen Panzer-Deal

Bis zu 800 hochmoderne Leopard-2-Panzer aus deutscher Produktion wollte das saudische Königshaus für seine Armee ordern. Doch daraus wird wohl nichts: Laut einem Zeitungsbericht wird die Bundesregierung den 18 Milliarden-Euro-Deal nicht genehmigen.

http://www.n-tv.de/politik/Gabriel-stoppt-umstrittenen-Panzer-Deal-article12652726.html



Es geschehen noch Zeichen und Wunder!



Waffenexporte an die autokratischen Regimes Saudi-Arabien und Katar sind umstritten. Beide Länder hatten sich 2011 mit Panzern und Soldaten an der Niederschlagung von Protesten in Bahrein beteiligt.

http://www.t-online.de/wirtschaft/unternehmen/id_64479002/-bams-panzer-deal-mit-saudi-arabien-doch-nicht-abgesagt.html



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Mittwoch, 19. März 2014
 Ausfuhr "nicht vertretbar"
Berlin stoppt Rüstungsdeal mit Russland


Bundeswirtschaftsminister Gabriel legt angesichts der Krim-Krise ein Geschäft des Rüstungskonzerns Rheinmetall mit der russischen Armee auf Eis. Die Bundesregierung halte das Geschäft derzeit nicht für vertretbar.   

Angesichts der Krise auf der Halbinsel Krim stoppt die Bundesregierung ein Geschäft des Rüstungskonzerns Rheinmetall mit der russischen Armee. "Die Bundesregierung hält in der gegenwärtigen Lage die Ausfuhr des Gefechtsübungszentrums nach Russland für nicht vertretbar", sagte ein Sprecher von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Das Geschäft hat eine Größenordnung von etwa 120 Millionen Euro.
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Berlin-stoppt-Ruestungsdeal-mit-Russland-article12496011.html

Samstag, 5. April 2014

Drohnen, die sich lohnen - "ein fast unbegrenzter Markt"


Aus dem Koalitionsvertrag:


Aus­rüstung, Beschaffung und Nutzung (S. 178)
"Unbemannte Luft­fahrzeuge spielen bereits heute beim Bundes­wehr-Einsatz in Afghanistan bei der Auf­klärung und dem Schutz unserer Soldaten eine wichtige Rolle. Auch künftig wird die Bundes­wehr auf derartige Fähig­keiten angewiesen sein. Die Koalition wird eine europäische Ent­wicklung für unbemannte Luft­fahrzeuge voranbringen. (...)
Extralegale, völker­rechts­widrige Tötungen mit bewaffneten Drohnen lehnen wir kategorisch ab. Deutsch­land wird für die Ein­beziehung bewaffneter unbemannter Luft­fahrzeuge in inter­nationale Abrüstungs- und Rüstungskontrollregime eintreten und sich für eine völker­rechtliche Ächtung vollautomatisierter Waffen­systeme einsetzen, die dem Menschen die Ent­scheidung über den Waffen­einsatz entziehen.
Vor einer Ent­scheidung über die Beschaffung quali­tativ neuer Waffen­systeme werden wir alle damit im Zusammen­hang stehenden völker- und verfassungs­rechtlichen, sicherheits­politischen und ethischen Fragen sorg­fältig prüfen. Dies gilt ins­besondere für neue Generationen von unbemannten Luft­fahrzeugen, die über Auf­klärung hinaus auch weitergehende Kampffähigkeiten haben."

http://www.bundeswehr-monitoring.de/auftrag-und-struktur/koalitionsvertrag-von-union-und-spd-liegt-vor-14096.html

Siehe auch
http://zettelmaus.blogspot.com/2013/11/koalitionsverhandlungen-bleibt.html



Drone Watch - Death from Above
http://sojo.net/blogs/2012/06/04/drone-watch-death-above

Erlaubnis zur Verwendung des Bildes von Kurt Lightner (for Sojourners, "Faith in Action for Social Justice) angefragt

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"Grounded"

Theaterstueck von George Brant ueber eine Angestellte, die per Knopfdruck Menschen in ueber 12.000 Kilometer Entfernung toetet, und dann nach Hause geht zu ihrer Familie. 


Drone strikes by the United States seemed to be in the news only sporadically in 2011, when George Brant chanced on a statistic that said the Obama administration was using them at least four times more than the pace they were employed by President George W. Bush. His curiosity ignited, the playwright delved into the subject and emerged with “Grounded,” an award-winning play that explores the life of someone who pushes a kill button while 8,000 miles from the target, then goes home to her family.


http://techrights.org/2014/03/27/digital-abuses/


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ARD: "Ohne Ramstein wäre US-Drohnenkrieg unmöglich" | tagesschau.de                                                               
Deutschland spielt eine weit wichtigere Rolle im US-Drohnenkrieg als bislang bekannt. Nach Recherchen des NDR, WDR und der Süddeutschen Zeitung werden Drohnenangriffe nicht nur über den US-Stützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz koordiniert. Vielmehr ist die Militärbasis Dreh- und Angelpunkt für sämtliche Drohnenaktivitäten. Demnach werden hier rund um die Uhr Live-Bilder der Drohnen ausgewertet.

Von Volkmar Kabisch, Panorama-Redaktion, NDR
Textbeitrag zu:
US-Militärbasis Ramstein offenbar bedeutender Stützpunkt für Drohnen-Einsätze
tagesschau 20:00 Uhr, 03.04.2014, Julie Kurz/John Goetz, NDR

Brandon Bryant hat bis zum Ende seiner Dienstzeit als Drohnenpilot in einer Einheit der amerikanischen Streitkräfte gedient, die genau 1626 Menschen getötet haben soll. So hat es ihm die US-Air-Force schriftlich mitgeteilt. Stolz ist er darauf nicht. Irgendwann konnte er nicht mehr. Er sagt, er habe sich schuldig gemacht. Schließlich verließ er die Truppe. Doch für den 28-Jährigen ist klar: "Deutschland ist essenziell für alle amerikanischen Drohnenoperationen weltweit. Ohne die Ramstein Air-Force Base in Deutschland wäre das alles nicht möglich."
Wenn Bryant auf einem Stützpunkt in New Mexico den Dienst am Joystick versah, "dann gab es bei mehr als 6000 Stunden, die ich geflogen bin, und Tausenden Missionen, die ich geflogen bin, keinen einzigen Fall, in dem ich Ramstein nicht angerufen hätte, um mich mit meiner Drohne verbinden zu lassen." Denn auf der Luftwaffenbasis befinde sich die zentrale Relais-Station, die den Piloten in den USA mit seiner Drohne in Einsatzgebieten wie Pakistan oder Jemen verbindet.

Wegen der großen Entfernung zwischen den Einsatzgebieten im Nahen Osten und den Drohnenpiloten in den Vereinigten Staaten müsse das Signal der Drohne über Deutschland umgeleitet werden - per Satellit und Erdkabelverbindung. […]
Dabei ist Ramstein nicht nur eine Durchgangsstation für Drohnendaten aus Pakistan oder dem Jemen. Hier werden die Daten durch Spezialeinheiten sogar ausgewertet und verarbeitet.

So befindet sich auf der Basis das so genannte "Distributed Ground System" (DGS-4), zu Deutsch etwa Boden-Verteilungs-System. [..] Hier arbeiten Analysten, Techniker und Militärs. […] "Sie sind diejenigen, die dafür verantwortlich sind, sicherzustellen, dass wir die bösen Typen töten", sagt Drohnenpilot Bryant über das DGS.
Die Aussage wird durch Einträge im Karriere-Netzwerk LinkedIn bestätigt. Hier berichten Dutzende ehemalige und noch aktive Mitarbeiter stolz von ihrem Job im DGS-4 - auf der Luftwaffenbasis Ramstein. Einer berichtet darin, "Echtzeit-Videos im globalen Krieg gegen den Terror" ausgewertet zu haben. Ein anderer schreibt über seine Tätigkeit im DGS-4, er habe an "Predator-Drohnen-Missionen" teilgenommen. In welche Operationen das DGS in Ramstein konkret eingebunden ist, darüber verweigert das US-Militär die Auskunft - aus Geheimhaltungsgründen.

Die Bundesregierung erklärte auf Anfrage, die US-Regierung habe ihr versichert, "dass von amerikanischen Stützpunkten in Deutschland Einsätze bewaffneter ferngesteuerter Luftfahrzeuge weder geflogen noch befehligt werden".
Deutschlands Rolle im umstrittenen Drohnenkrieg der Amerikaner ist bedeutender als bisher angenommen. Der NSA-Untersuchungsausschuss in Berlin muss nun Antworten liefern. Drohnenpilot Bryant könnte zur Aufklärung beitragen. Bisher ist er nicht vorgeladen.

Der NDR, der WDR und die "Süddeutsche Zeitung" hatten im vergangenen Jahr erstmals über die deutsche Verwicklung in den Drohnen-Krieg berichtet und die Debatte damit angestoßen.


http://www.tagesschau.de/inland/ramstein-drohnen100.html



Barack Obama winkt Good Bye zum Abschluss
eines Besuches auf der Militaerbasis Ramstein (2009)
Bildquelle:
http://commons.wikimedia.org/wiki/
File:Barack_Obama_waves_goodbye_to_military_personnel
_at_Ramstein_Airbase.jpg

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"Aufstaendische" oder Zivilisten: Wen toeten die Drohnen wirklich?

Von der Webseite der Columbia University Law School

Debate about drone strikes often centers on who is killed: "militants" or civilians. In the absence of official information, casualty estimates provided by media fill the gap; however, the estimates are incomplete and may significantly undercount the extent of reported civilian deaths. The US government owes the public an accounting of who is really being killed.

http://web.law.columbia.edu/human-rights-institute/counterterrorism/drone-strikes/counting-drone-strike-deaths


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Mr Livingston wurde Lord Livingston - Anerkennung fuer seinen Beitrag zum Drohnenkrieg?

The former chief executive of BT, who is now a senior Government trade minister, is at the centre of a row over Britain’s alleged role in America’s secret drones’ war.

Ian Livingston was head of the telecoms giant when it won a contract to set up a top secret £15m communications link between an RAF base in Northamptonshire and America’s headquarters for drone attacks in Africa. Last year he was made Lord Livingston and four months ago started a high-profile trade job in the Department of Business, Innovation and Skills (BIS).

Mr Livingston was head of the telecoms giant when it won a contract to set up a top secret £15m communications link between an RAF base in Northamptonshire and America’s headquarters for drone attacks in Africa. Last year he was made Lord Livingston and four months ago started a high-profile trade job in the Department of Business, Innovation and Skills (BIS).

Lord Livingston, former CEO of BT, is at the centre of a row over the company’s involvement in America’s secret military drone war, which has killed hundreds of civilians in Yemen.


http://techrights.org/2014/03/27/digital-abuses/



Ian Livingston:
Unbezahlter Handelsminister mit fettem Abschiedsgeschenk
von der Drohnentechnologie-Firma BT
Ian Livingston: New unpaid government trade minister gets almost £9million golden goodbye from BT - Mirror Online                               

Sep 20, 2013
By Graham Hiscott

Departing chief executive Ian Livingston will not be paid in his Government role.
But he is unlikely to have any money worries after BT confirmed it was giving him 2.6million shares, currently worth £8.9million.
BT chairman Sir Michael Rake said: “Ian has done a wonderful job and so this is clearly reward for success.
“BT is far healthier than it was when he took over.”
Baron Livingston, 49, got £2.4million last year in salary, pension and bonuses as well as £6.6million in shares.

Colin Dennis
8:04 PM on 6/10/2013
Re Ian Livongston MD of BT.

Mr. Livingston may have done a good job for BT, but for people like my mother he was useless. Mother is 90 years old and as already had one heart attack.
We bought a helpline box which comes with a necklace which is worn around the neck.
If there is a problem a button is pressed on that necklace which should give directed contact to the help line provider. This does require a reliable working phone line.
In mother's case her phone line had intermittent connection problems for about one year. Which holding a conversation the connection would drop many times, some times only being able to say one word before it disconnected.
The fault was reported to BT's indian call centre. The problem persisted. I phoned to ask what had been done to resolve the problem.
The lady on the phone confirmed the fault was reported but stated nothing had been done at all.
We were told by BT to get mother another phone which we did.
The problem continued.
Again we were told by BT to get another phone for mother which we did.
We also got a mobile as BT's system was so unreliable.
Eventually BT sent down an engineer. He did nothing, but blamed the help line box.
The help line company replaced the box.
The fault continued.
A second engineer came down, again he blamed the help line box even though it had been replace. Eventually a third engineer came down. He took mothers phone, went outside and with a long pole tap the phone wire leading to the house, the phone dropped the contact.
I emailed Mr Livingston at the onset of mother's problem so he was fully aware of it.
So in my opinion, far from being given 9 million pounds he should have been sacked.
C.Dennis
http://www.mirror.co.uk/news/uk-news/ian-livingston-new-unpaid-government-2289339



Siehe auch Stichwort "Livingston" auf

http://guttmensch.blogspot.com/2011/10/antwort-auf-kommentare-zu-bevolkerungs.html


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Livingston tritt fuer Reduzierung staatlicher sozialer Leistungen ein
(klar, irgendwo muss das Geld fuer die Drohnen ja eingespart werden)

He recently caused a degree of controversy by leading a group of businessmen to deliver a register of thanks and confidence to George Osborne for the series of Conservative Party instituted government cuts which, despite constant appraisal that "we are all in this together", will hit precisely the kind of people attending Celtic games as fans rather than those that sit up in the Directors Box.
http://www.thecelticwiki.com/page/Ian+Livingston


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Drohnen - Zorn bei Betroffenen - Eskalation

Google Suche: Drones Resentment Escalation
Rd. 3.610.000 Ergebnisse (10.4.2014)

https://www.google.com/#q=drones+resentment+escalation

Gen McChrystal: US drone activity causes 'tremendous resentment ...

rt.com/usa/mcchrystal-afghanistan-presence-drones-991/

 
 
www.vice.com/read/are-us-drones-al-qaedas-strongest-weapon



blogs.reuters.com/david-rohde/.../how-obamas-drone-war-is-backfiring/
Mar 1, 2012 - Under Obama, the drone campaign has escalated rapidly. ....
will never be sanitary and people at or near the receiving end will always resent it.



... Suche ergaenzt mit dem Zusatz "Blowback"

https://www.google.com/#q=drones+resentment+escalation+blowback
Rd. 685.000 Ergebnisse

Drone Wars And Blowback; At Least Reps. Adam Schiff and Walter ...

davidstockmanscontracorner.com/.../drone-wars-and-blowback-at-least-r...

The drone-war blowback | openDemocracy
Sep 29, 2011 - A greater focus on pilotless armed drones as an instrument of war by the ... the latter carries even greater implications because of the escalation involved. ... and resentment among survivors, and empower those who can best ...


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Gewaltverherrlichung/ -verharmlosung in Videospielen (vgl. Livingstons Verbindung zu "Gameplay"; s.o.)

"The expert in military psychology David Grossman claimed that violence in computer games has the same effect with the military training over the soldiers, hat is to overcome the instinctive aversion upon the killing act. For example, the military workers noticed that at more infantrymen this aversion can be annihilated during exercises with the simple replacement of the traditional target with a human shape. Alike, computer violent games develops the familiarization and will of killing."

Aus "Argumentative Essay / Games and Violence"





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Drohnen, die sich lohnen
„Ein fast unbegrenzter Markt“

Siehe auch Kommentare unten mit Stichwort „Drohnen“
und Blog-Post
http://zettelmaus.blogspot.com/2014/04/drohnenkrieg.html

Aus
Drones create a buzz in Southern California aerospace industry
Los Angeles Times, 10. Sept. 2010

The development of unmanned aircraft, an increasingly vital weapon in modern warfare, is centered in the region and growing rapidly as billions in federal money pours in each year.buzz in Southern California aerospace industry

Reporting from Poway — The cars begin rolling through the security checkpoints before dawn. Here, in a sprawling complex amid the craggy rock outcroppings of north San Diego County, 3,300 workers are building a new generation of weapons central to the military's vision for modern warfare.
This is where General Atomics Aeronautical Systems makes the Predator and Reaper drones, robotic planes that can thread the rugged mountains of Pakistan, capture video images of terrorist hideouts and launch 500-pound Hellfire missiles to blast them apart.
The company's 1.9-million-square-foot facility is a showcase for Southern California's drone industry, which employs an estimated 10,000 people. The fast-growing business is fueled by Pentagon spending — at least $20 billion since 2001 — and billions more chipped in by the CIA and Congress.
Seeing an almost limitless market, dozens of defense contractors — Boeing Co. and Lockheed Martin Corp. among them — are now vying to get in on the action. They are building surveillance drones the size of insects that can fly through open windows, and others as big as jetliners that can skim the stratosphere. […]
"It is the most hotly sought-after weapon system in a generation," said Loren Thompson, a military policy analyst for the Lexington Institute, a think tank in Arlington, Va.
The industry is centered in Southern California, a testament to the region's rich aerospace history and the skilled workforce that arose with it.
It's also the product of big-money lobbying and pork-barrel politics. […]
[Thomas J. Cassidy [Jr.], a gruff former Navy rear admiral, was hired by General Atomics to persuade his former comrades in the military to buy the Predator. Now he was looking for any customers he could find. The Predator could be used to spot wildfires, he told his latest prospects. It could monitor global warming. […]
It was Sept. 6, 2001. Five days later, the world changed. […]
It was a turning point for General Atomics, and the company was poised to take full advantage of the opportunity.
Through its political action committee, General Atomics had been making friends in Washington since the early 1990s, giving nearly $3 million since 1998, according to the Center for Responsive Politics.
By comparison, the political action committee for Northrop Grumman Corp. in Century City gave $8.2 million over the same period. But Northrop is a giant, with 120,000 employees and $33 billion in annual revenue. Analysts estimate that General Atomics, which is privately held, has 4,500 employees and annual revenue of about $600 million.
Among those who received campaign money from General Atomics was former Rep. Randy "Duke" Cunningham, a San Diego-area Republican who in 2006 was sentenced to more than eight years in prison for accepting $2.4 million in bribes from two military contractors and evading income taxes.
General Atomics was not involved in that scandal. But it counted Cunningham among its favored friends, giving him a total of at least $35,000 for his campaigns from 1998 to 2006, and holding a 2004 fundraiser for Cunningham and other candidates at its corporate headquarters in San Diego.
Contributions tell only part of the story. From 2000 through mid-2005, General Atomics spent $660,000 —more than any other U.S. company — to pay for 86 trips for members of Congress, their spouses and aides to company facilities and overseas destinations, according to a study by the watchdog group Center for Public Integrity. Such junkets have since been banned.
"We weren't the only ones spending money," said Cassidy, 78, who recently retired as president of General Atomics' Aircraft Systems Group. "But we had our fair share of guys who were fighting for us on the Hill."

http://articles.latimes.com/2010/sep/12/business/la-fi-drones-20100912

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Aus
Drohnen-Projekt: EU unterstützt Rüstungsfirmen mit Millionen
Deutsche Wirtschafts Nachrichten  |                 


Im letzten Jahr beauftragten sieben EU-Länder – darunter Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Niederlande, Polen und Spanien – die EDA mit einer Machbarkeitsstudie zur gemeinsamen Produktion von Militär-Drohnen. Ab 2020 wollen diese Länder über militärische Drohnen verfügen. Deutschland hatte sich bereits bei der Entwicklung der Euro-Hawk-Drohne blamiert, weil diese keine Zulassung für den Luftraum erhielt (mehr hier). Dabei wurden Steuergelder in Milliardenhöhe verschwendet. Trotz ungeklärter Rechtslage zu Drohnen, investierte Deutschland nochmals 483 Millionen Euro das Folgeprojekt Global Hawk (hier). [...]

„Es ist wahr, dass Forschung potentiell sowohl für militärische als auch zivile Anwendungen genutzt werden kann, aber das Wichtige ist, dass wir militärischen Luftraum und zivilen Luftraum unterschiedlich regulieren“, sagte Helen Kearns dem EUobserver.

Die NGO Statewatch erkennt dagegen einen klaren Trend von Drohnenprojekten mit „militärischem und repressivem“ Nutzen. Darunter seien etwa Drohnen für Polizei-Einsätze oder für Grenzkontrollen mit Auswirkungen für Persönlichkeits- und Menschenrechte. Statewatch beschreibt die EU-Forschungsgelder als „Blankoscheck“ für Rüstungskonzerne.

Zeitgleich bemühen sich EU-Institutionen darum, die regulatorischen und technischen Grenzen zu beseitigen, die den Drohneneinsatz im zivilen Luftraum bisher einschränken. Die EU-Kommission drängt darauf, dass die alle Drohnen bis spätestens 2028 im zivilen Luftraum fliegen dürfen. Dafür stehen im Sicherheitsbudget etwa 70 Millionen Euro bereit, mit denen EU-Gesetze entsprechend angepasst werden sollen. Die weitreichende Anwendung von Drohnen im zivilen Luftraum sei für die EU eine „politisch motivierte Priorität“, so Statewatch. [...]



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ZEIT online

Rüstungsprojekt Euro Hawk
Ein Traum von einer Drohne

Das Desaster um die Aufklärungsdrohne Euro Hawk war von Anfang an absehbar. Schon vor zehn Jahren kannten die Verantwortlichen alle Probleme. Doch sie wollten die Drohne. von Kai Biermann





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Und was ist mit den "amphibischen Luftkissenbooten"?

Nov 14, 2012 - Unter die Rubrik der teuren Kuriositäten fällt das vergebliche Bemühen der Bundeswehr, 65 amphibische Luftkissenboote zu beschaffen.



Aus dem Bericht des Bundesrechnungshofs 2012



Liegen gebliebene Luftkissenboote [Nr. 63]
  

Seit nunmehr zwölf Jahren beabsichtigt die Bundeswehr, 65 amphibische Luftkissenfahrzeuge zu kaufen. Kosten: 20 Millionen Euro. Nach den Planungen waren die Luftkissenboote für folgende Einsätze vorgesehen: Sie sollten per Hubschrauber an den jeweiligen Einsatzort gebracht werden, dort jeweils zehn Soldatinnen und Soldaten samt Ausrüstung aufnehmen und sie über Flüsse und Seen transportieren können. Bis heute ist es nicht gelungen, funktionsfähigeBoote zu beschaffen.

So führte die Bundeswehr zunächst Versuche mit zwei Prototypen durch. Kosten: 1,1 Millionen Euro. Nachdem diese Versuche erfolglos verliefen, entschloss sie sich im Jahr 2009, einen dritten Prototyp zu testen. Sie bestellte dieses Luftkissenboot eines australischen Herstellers bei einem Gebrauchtwagenhändler, der im Bootshandel gänzlich unerfahren war.

Der gelieferte dritte Prototyp war dann bis Mitte 2012 immer noch nicht funktionsfähig. Nach
einer Probefahrt, bei der das Fahrzeug liegen blieb, trat die Bundeswehr von dem Vertrag
zurück. Sie sucht weiterhin nach einer Lösung. Demgegenüber ist der Bundesrechnungshof
der Auffassung, dass dieses Vorhaben weder geeignet noch notwendig und auch technisch
nicht realisierbar ist. Es sollte daher nicht weiter verfolgt werden.


.... satirisch behandelt in der Heute Show vom 16.11.12 (ab ca. 27:00)
mit einem Clip, in dem der Präsident des Bundesrechnungshofes, Dieter Engels, den o.g. Abschnitt vorträgt
 
 
Aus
 
Unsinnsprojekte bei der Bundeswehr:

Die Gurken der Truppe
Von Sven Röbel

SPIEGEL online   28.05.2013
 
Die Luftnummer mit den Luftkissentransportern und der jüngste 656-Millionen-Euro-Skandal um die Aufklärungsdrohne "Euro Hawk" sind längst nicht die einzigen Beschaffungsflops, die der Bundeswehr und ihrer Führung seit Jahren Negativschlagzeilen bescheren. Fragwürdige Projekte und kostspielige Fehlentscheidungen, so scheint es, haben in der Truppe Tradition.
 


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Satirisch in Heute Show

Euro-Hawk

Bestellung einer Drohne
http://www.youtube.com/watch?v=wT2uh4sQ_BU

07.06.2013
"richtige Entscheidung, die fehlerhaft zustande gekommen ist" (oder so aehnlich)
http://www.youtube.com/watch?v=cqtQpAnJy4A