Friedensforschung mit der Maus

Friedensforschung mit der Maus

Freitag, 31. Januar 2014

Kriegsschuld am Ersten Weltkrieg: Die Denkschablone vom "zweimal gescheiterten deutschen Sonderweg"




DIE ZEIT vom 16.01.2014, Nr. 4
Volker Ullrich: "Nun schlittern sie wieder" ZEIT NR. 4
http://www.zeit.de/2014/04/erster-weltkrieg-clark-fischer ;
http://community.zeit.de/user/volker-ullrich

In diesem Artikel kritisiert Ullrich den Versuch des australischen Historikers Christopher Clark, die Frage der Kriegsschuld am Ersten Weltkrieg mit einer vergleichenden Analyse der Kriegsbereitschaft und Kriegsrhetorik auf beiden Seiten neu zu beleuchten, in Grund und Boden.


Aus einem veroeffentlichten Leserbrief zu Ullrichs Artikel:

[...] Der Versuch, das deutsche Faustrecht über Europa zu verhängen, hat nach Bismarck angefangen und ist von der Zivilisation zweimal militärisch zurückgewiesen worden. Der deutsche Sonderweg gegen die europäische Aufklärung ist gescheitert. Jetzt sind wir endlich in der Spur, endlich! [...]
- Dr. Karlheinz Schonauer,  Bonn
DIE ZEIT vom 30.01.2014, Nr. 6, S. 83 / Leserbriefe 
Hört das nie auf?

 
                   
Aus meinem - nicht veroeffentlichten - Leserbrief zum gleichen Artikel:
"Stille Entlastungsbedürfnisse” – das sind laut Volker Ullrich die einzigen Gründe, warum es in Deutschland Menschen interessiert, wenn die These von der deutschen (Fast-) Alleinschuld am Ersten Weltkrieg teilweise neu beleuchtet wird. Er übersieht, dass gerade diese These, explizit ausgesprochen oder stillschweigend angenommen, für die Legitimation moderner Kriege eine wichtige Rolle spielt und daher durchaus kritische Aufmerksamkeit verdient.
Denn wenn man gelernt hat, dass ein singulärer “preußisch-deutscher Militarismus” im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg zwangsläufig militärisch niedergeschlagen werden musste, wird man die Bereitschaft zum Krieg als ein besonders hohes Gut schätzen – solange man meint, auf der richtigen Seite zu stehen. Wenn man jedoch davon ausgeht, dass eine universale Norm des Militarismus (deren Spuren man z.B. in ehemaligen Kolonien besichtigen kann) die Beteiligten in den Ersten Weltkrieg riss und im Ergebnis dem NS Terror den Weg bahnte, wird man bei internationalen Konflikten viel stärker auf politische als auf militärische Lösungen setzen.
 
 
Zum Thema "Ausloesung des Ersten Weltkriegs" siehe auch:
Die Greueltat zum Anlass der Abrechnung nehmen - der tragische "Erfolg" der Mission Hoyos

http://zettelmaus.blogspot.com/2013/03/die-greueltaten-zum-anlass-der.html 

Zum Thema "preussisch-deutscher Militarismus" und "deutscher Sonderweg"
siehe auch
Irmgard Richter: Begriff und historische Bedeutung des preussisch-deutschen Militarismus, Grin, 2009

Zweifellos fehlt es nicht an Belegen fuer militaristisches Denken und Handeln massgeblicher Akteure des Deutschen Reichs von 1871 bis 1914, die nach unserem heutigen Verstaendnis von unvorstellbarer Dummheit und Arroganz zeugen. "Jede Menge" solcher Belege lassen sich muehelos zutage foerdern. Was aber bisher gefehlt hat, und was Christopher Clark anzugehen versucht, ist ein konsequenter Ansatz zu einem internationalen Vergleich.

Dies wird in einem anderen Leserbrief zu Ullrichs Artikel angesprochen (dem einzigen der veroeffentlichten Leserbriefe, in dem Ullrich nicht im Wesentlichen Recht gegeben wird):  

Ullrich selber räumt ein, dass Fritz Fischer nie mehr als ansatzweise über deutsche Quellen hinausgelangt ist. Dies allein aber genügt, um Fischers Ergebnisse weitgehend zu diskreditieren. Immer wieder arbeitet Fischer in seinen Werken Verhaltensweisen und Einstellungen deutscher Politiker und Militärs heraus (zum Beispiel weitreichende Kriegsziele), die angeblich für den besonderen Kriegswillen stehen. Im internationalen Vergleich wird aber deutlich, dass diese Verhaltensweisen und Einstellungen auch in Großbritannien, Frankreich und Russland bestanden.
Ein Fazit drängt sich auf: Der Ewiggestrige ist Herr Ullrich, und nicht die Konservativen, die angeblich aus politischen Gründen Clark beipflichten.
- Dr. Lars Kaschke, Syke
 
Dem moechte ich hinzufuegen, dass man keineswegs "konservativ" sein muss, um den Ansatz eines internationalen Vergleichs, wie ihn Christopher Clark unternommen hat, grundsaetzlich zu begruessen. Und gerade konservatives Denken vertraegt sich sehr gut mit der Sichtweise von Volker Ullrich und Karlheinz Schonauer. Denn es ist bequem, ueberkommene - militaristische, kolonialistische, eugenische - Denkmuster aus dem vorigen und vorvorigen Jahrhundert beizubehalten; nur eben mit geaendertem Vorzeichen: Alles ist richtig, wenn man nur auf der richtigen Seite steht, in das richtige Netzwerk eingebunden ist. Westbindung gut, alles gut. Die Nordatlantische Allianz verkoerpert per se die Zivilisation. Man ist angekommen, muss sich keine Fragen mehr stellen. (Siehe auch Posts mit dem Label "nordischer Gedanke" auf meinem anderen Zettelkasten, Menschenrechte statt Eugenik).

Da ich Clarks Buch noch nicht gelesen habe, aeussere ich mich hier nicht zu seinem Buch, sondern zunaechst nur zu dem von ihm propagierten Ansatz, auf einem konsequenten internationalen Vergleich der militaristischen Disposition im Vorfeld des Ersten Weltkriegs zu bestehen.
Wie noetig ein solcher Ansatz ist, fiel mir besonders auf, als ich vor einigen Jahren auf dieses - aus einer durchaus ehrfuerchtigen Perspektive heraus geschriebenes - Buch ueber den britischen Kriegshelden General Wavell gestossen bin: 

Das Buch ist eine reichhaltige Quelle fuer das Studium zutiefst militaristischer Einstellungen und Handlungsweisen, die aber bis heute als heldenhaft gelten.



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Von der Kommentarseite auf ZEIT online

    23. Januar 2014
  1. Vielleicht liegt der Dissens nur an einer Generationenfrage:

  Herr Ullrich, Sie wurden noch von den sogenannten konservativen Historikern
  unterrichtet und erlebten Fritz Fischer dann als eine Art Messias (obwohl
  Fischer, wie sich nachher herausstellen sollte, wohl eher seine eigene
  Geschichte bewältigte als die deutsche…), während ich meinerseits bereits von
  den „Jüngern“ Fritz Fischers in der Schule unterrichtet wurde. – in
  umgekehrter Einseitigkeit.
  Schon als Schüler habe ich mich gefragt: Ist ja schön und gut mit dieser
  akribischen Quellenforschung zu den deutschen Kriegstreibern. Aber warum wird
  eigentlich von vornherein nur in diese eine Richtung geforscht? Warum
  untersucht denn niemand mit vergleichbarer Akribie in französischen oder
  britischen Quellen?
  Christopher Clark hat meine lang gehegte Vermutung nun bestätigt: Das gesamte
  Quellenmaterial ist so umfangreich, daß man auch reichlich fündig wird, wenn
  man eine „Hauptschuld“ bei den Entente-Mächten beweisen will.
  Ist ja schön und gut mit dem „vor-der-eigenen-Haustür-Kehren“, aber bei der
  Kriegsschuldbehauptung oder –frage (wenn sie denn gestellt wird), kommt man
  nicht umhin, die deutschen Schuldanteile in *Relation* zu setzen zu denen der
  Kriegsgegner. Und dieses „Tabu“ der *Relativierung* hat Clark nun gebrochen.

Von Kommentator "Zugriff verweigert" (Nutzername)

http://www.zeit.de/2014/04/erster-weltkrieg-clark-fischer/seite-3


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In der englischsprachigen Wikipedia werden im Eintrag zu dem Historiker Fritz Fischer, der die deutsche (Fast-) Alleinschuld am Ersten Weltkrieg propagierte und als Schulbuch-Lehre etablierte, wesentliche Kritikpunkte an Fischers Thesen aufgefuehrt, die im deutschen Eintrag so nicht erscheinen. Der Hinweis auf den verbreiteten Sozialdarwinismus im fruehen 20. Jahrhundert erscheint im englischsprachigen, nicht jedoch im deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag.
(Zum Einfluss des Sozialdarwinismus siehe auch Posts mit dem Label "Sozialdarwinismus und Survival of the Fittest" auf meinem Eugenik-Blog; z.B. http://guttmensch.blogspot.com/2011/03/eugenik-sozialdarwinismus-biopolitik.html).


"Some critics contend that Fischer placed Germany outside the proper historical context. Germany was not uniquely aggressive amongst European nations of the early 20th century, a time when Social Darwinian views of struggle were popular in Europe's ruling classes. Fischer's timetable has also been criticized as inaccurate. Hollweg's Septemberprogramm, outlining German war aims, was not produced until after the war had begun and was still going well for Germany. At the same time, other powers had been harboring similarly grandiose plans.[12][13][14][15]"

http://en.wikipedia.org/wiki/Fritz_Fischer


Auch “Fakten” sind nicht immer, was sie scheinen.“Septemberprogramm” –  von Fritz Fischer aufgebauscht, um seine Thesen zu unterstuetzen?

Zum Stand der Diskussion ueber das fuer Fischers Argumentation zentrale “Septemberprogramm” - laut Wikipedia (englisch):
The Septemberprogramm (German for September program) was a plan drafted by the German leadership in the early weeks of the First World War. It detailed Germany's ambitious gains should it win the war, as it expected. The plan was never officially adopted or put into practice, and was only discovered long after the war by historian Fritz Fischer, who controversially concluded that the expansionary goals were Germany's motives for going to war in the first place. […]
The "September plan" was drafted by Kurt Riezler, a staffer in the Chancellor's office.[3] It was a proposal that was under discussion but was strongly opposed by powerful political elements in Germany. It was never adopted and no movement of people was ever ordered. As historian Raffael Scheck concluded, "The government, finally, never committed itself to anything. It had ordered the September Program as an informal hearing in order to learn about the opinion of the economic and military elites."[..]
http://en.wikipedia.org/wiki/Septemberprogramm



„Je mehr Rüstung, desto mehr Frieden":
Septemberplan-Autor Kurt Riezler


Riezler war ein Fukuyama seiner Zeit, und seine zeitgenössischen Rezensenten hatten sehr auf die folgenden Thesen seines Buches abgehoben:
„Je mehr gerüstet wird, um so mehr verschiebt sich das Mißverhältnis zwischen Vor- und Nachteilen des Krieges zugunsten der letzteren und damit zugunsten des Friedens.“

Aus
Ein Fukuyama seiner Zeit? Kurt Riezler und der Erste Weltkrieg
Von Holger Afflerbach; Akademie Aktuell 04/ 2008
http://www.badw.de/aktuell/akademie_aktuell/2008/heft4/07_Afflerbach.pdf


... Das wiederum passt auffallend zu der gleichen These des Torpedo-Erfinders Robert Whitehead, Großvater des k. u. k.  Gesandten Alexander Graf von Hoyos.
Als "Abschreckungswaffe" bezeichnete Whitehead seine lukrative Erfindung.
Vgl. http://zettelmaus.blogspot.com/2012/11/der-torpedo-eine-abschreckungswaffe.html


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4.2.14

Das Forum zu dem Artikel auf ZEIT online (Link siehe oben) scheint jetzt zur Ruhe gekommen zu sein. Fuer mich (“BloggerMagga”) war die Beteiligung an der Diskussion ein Augenoeffner darueber, wie polemisch und persoenlich diffamierend es zugehen kann, wenn man sich, und sei es nur von ferne, einem “Historikerstreik” naehert.
Von dem Foristen "orlandus" nehme ich an, dass es der Autor (Volker Ullrich) selber ist; oder zumindest jemand, der sich bis in Einzelheiten hinein mit den Positionen und jeder einzelnen Formulierung des Autors identifiziert.


6.2.14
Als diffamierend erlebte 1992 die Regisseurin und Autorin Helke Sander den Vorwurf der "Dreistigkeit", mit dem der deutungsmächtige Historiker und Publizist Volker Ullrich ihre Recherchen über Vergewaltigungen in den letzten Kriegstagen abbügelte.
“Ich gebe zu, ich fühle mich verleumdet, wenn mir von Volker Ullrich Rechtsradikalismus vorgeworfen wird”, schrieb sie.

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Noch zur Mission Hoyos

- s. auch mein Kommentar (222) auf
http://www.zeit.de/2014/04/erster-weltkrieg-clark-fischer?commentstart=217#cid-3343900

Eine Darstellung des Zeitablaufs der Mission auf
http://whostartedwwone.com/1914/07/05/?tag=Germany

Diese stuetzt eher die Schlussfolgerung, dass ueberzogene Buendnistreue ausschlaggebend war, als dass Wilhelm II. den Krieg unbedingt gewollt haette.

Germany, Sunday, 5th July

5 July Hoyos arrives in Berlin early morning and briefs Szögyény on the Emperor's letter to the Kaiser and the revised memorandum. Szögyény takes the two documents to the Kaiser in Potsdam. Hoyos goes to see Zimmermann at the German Foreign Office.

5 July Potsdam. After reading the documents the Kaiser expresses some caution mentioning the possibility of "a serious European complication" and that he needs to hear the opinion of the Chancellor, but, according to Szögyény, after lunch he says he is sure the Chancellor will agree with him and ".... action should not be delayed. Russia's attitude will be hostile in any event, .... we should be confident that Germany will stand by our side with the customary loyalty of allies. .... if we had truly recognised the necessity of a military action against Serbia, then he would regret it if we failed to exploit the present moment, which is so advantageous to us".
The Kaiser thinks that as things stand today, Russia is not prepared for war and will think long and hard over whether to issue the call to arms. [More]

5 July afternoon Hoyos is keen to convince Zimmermann that Austria-Hungary is firm in its purpose and has a plan. Though no final decision has been taken in Vienna he says Serbia is to be invaded and strategic border areas annexed by Austria-Hungary. Most of the country will be partitioned between Bulgaria and Albania and what remains turned into a client state of Austria-Hungary.
Speaking unofficially Zimmermann is in agreement with military action saying Austria-Hungary can no longer tolerate Serbian provocation. He also tells Hoyos he thinks there is a 90 percent probability of a European war. [More]

5 July evening Potsdam. Bethmann and Zimmermann come to Potsdam and join the Kaiser already in conference with available German military leaders. The Kaiser briefs them on the documents from Vienna. He says "Emperor Franz Joseph must be assured that even in this critical hour we shall not abandon him".
The prevailing opinion of the meeting is "the sooner the Austrians make their move against Serbia the better, and that the Russians - though friends of Serbia - will not join in".
Falkenhayn asks if any preparatory measures should be taken. The Kaiser is clear. No preparations are necessary. A war with France and Russia is unlikely though it is something to keep in mind. [More]

6 July morning The Kaiser leaves for his annual North Sea cruise on his yacht.

6 July Bethmann meets with Jagow (back in Berlin from his honeymoon), Zimmermann and the two Austro-Hungarians, Szögyény and Hoyos, to formalise the discussions and decisions of the previous day.

According to Szögyény "It is the view of the German government that we must judge what ought to be done to sort out this relationship [with Serbia]; whatever our decision turns out to be, we can be confident that Germany as our ally and a friend of the Monarchy will stand behind us. .... the Chancellor and his Imperial master view an immediate intervention by us against Serbia as the best and most radical solution of our problems in the Balkans. .... the present moment as more favourable than a later one". [More]


Aus
Universität Wien  DIPLOMARBEIT
„Die Mission Hoyos – Zur Rolle österreichisch-ungarischer Diplomaten während der Juli-Krise 1914“
Verfasser Eric A. Leuer
Wien, Frankfurt a. M. im September 2010
Studienrichtung lt. Studienblatt: Diplomstudium Geschichte
Betreuerin / Betreuer: ao. Univ. - Prof. Dr. Lothar Höbelt
Die Vorgänge um die Reise Alexander Graf Hoyos’ nach Berlin waren ebenso ein Ausdruck dieser militaristischen Ansicht, die seinerzeit in Österreich-Ungarn vorherrschte. Mehr noch. Sie war das Ergebnis einer langen Entwicklung, die durch Außenminister Alois Lexa von Aehrenthals eingeläutet wurde und schließlich im 1. Weltkrieg endete.
Jene Generation österreichisch-ungarischer Diplomaten, die in einem Zeitraum überwiegenden Friedens groß wurden , wollten um so mehr einen Krieg. An diesem Krieg hielten sie selbst dann noch fest, als Serbien einen Großteil der Forderungen erfüllt hatte und auch Wilhelm II. keinen Grund zu einem Eingreifen gegen Serbien mehr sah.
Bei näherer Betrachtung der äußert komplexen Vorgänge nach dem Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand, ist es ersichtlich, dass die wesentlichen Impulse und Weichenstellungen für jenen Konflikt, der sich dann rasant zum ersten Weltkrieg ausbreitete, von einer handvoll Wiener Diplomaten ausging. Sie logen, intrigierten, handelten ohne Autorisierung und verfolgten ihre eigenen Interessen.
Im Vergleich zum Deutschen Reich, das durch Fritz Fischer, John C. G. Roehl und andere als militärischer Aggressor und „Hauptschuldiger“ des Weltkrieges dargestellt wird, muß die Frage gestellt werden, ob nicht Österreich-Ungarn einen mindestens ebenso großen Beitrag zum Ausbruch des Krieges getragen hat.


http://www.peacepalacelibrary.nl/ebooks/files/363310606.pdf



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Lesenswert

James Joll:
The 1914 Debate Continues: Fritz Fischer and his Critics
In "Past & Present", Oxford University Press, No. 34, Jul., 1966

http://www.jstor.org/discover/10.2307/650057?uid=3738640&uid=2129&uid=2&uid=70&uid=4&sid=21103390216127


Auszug:

TWO RECENT ACADEMIC CONTROVERSIES, ONE IN ENGLAND AND ONE IN Germany, have aroused interest and repercussions far outside the university world in which they originated. Mr. A. J. P. Taylor got into trouble for suggesting that Hitler did not plan the war that broke out in September I939; Professor Fritz Fischer, of Hamburg University, has got into even worse trouble for saying that the German Government did plan the war of I9I4.
While Mr. Taylor's Origins of the Second World War has been the subject of endless discussions in England1 and, as often with controversial works, has been, in part at least, accepted by many as a new orthodoxy, the stir provoked by Professor Fischer's Griff nach der Weltmacht, although it has been noted by British scholars such as Professor F. L. Carsten2 has not yet been closely examined in this country.



(Enthaelt auch einen Hinweis auf die kontroverse, aber "von vielen als neue Orthodoxie akzeptierte" These von A. J. P. Taylor, Hitler haette den Krieg, der im September 1939 ausbrach, nicht geplant.)

 
Noch ein bemerkenswerter Satz aus dem o.g. Artikel von James Joll:

History can be written in many different ways.
Geschichte kann auf viele verschiedene Arten geschrieben werden.

Das steht offenbar im Gegensatz zur Auffassung des ZEIT online Foristen orlandus (Volker Ullrich selbst?). In seiner Darstellung scheint es so, als ob das Bestehen unterschiedlicher Sichtweisen zwansgslaeufig bedeuten muesste, dass eine Partei nicht die Fakten wahrnehmen wolle und eine Faelschungsabsicht habe (siehe Posts 215 - 219)
http://www.zeit.de/2014/04/erster-weltkrieg-clark-fischer?commentstart=217#comments


Hochinteressant:

Kritikern, die ihm Ueber-Simplifizierung vorwarfen, antwortete Fischer (zitiert nach Joll), “Nuance” sei unter bestimmten Umstaenden weniger wichtig als “Wesen”.
Das deutet auf einen Anspruch Fischers und seiner Schueler hin, Fakten je nach unterstelltem “Wesen” als wesentlich oder als zu vernachlaessigende Nuance einzuordnen. Damit kommen wir wieder zu dem Punkt “Deutungsmacht”, “Geschichte als Herrschaftsinstrument”: Es kommt eben durchaus auch darauf an, wem das Recht zugestanden wird, Fakten fuer wesentlich oder fuer unwesentlich zu erklaeren.


Aus dem Artikel von Joll:
Some of those who have discussed Fischer's book have quoted a dictum of the historian Hermann Oncken that "nuance is the soul of politics", and have suggested that Fischer, by singling out one theme and following it throughout his long work, has oversimplified the nature and evolution of German politics in World War I. Fischer has answered this with the assertion that in certain circumstances "nuance" is less important than "Wesen" - the essence or core of a political development.




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Material für den Geschichtsunterricht
(Ich habe nicht alles davon gelesen, aber der folgende Abschnitt erscheint mir sehr empfehlenswert)

Aus
Die Deutschen
Dokumentarreihe in zehn Folgen
Ab 26. Oktober 2008 sonntags um 19.30 Uhr und dienstags um 20.15 Uhr Materialien für den Unterricht – Folge 10: Wilhelm und die Welt

(c) ZDF/Verband der Geschichtslehrer Deutschlands e.V
http://www.zdf.de/ZDF/zdfportal/blob/22560934/4/data.pdf

Arbeitsblatt II ist für die Sekundarstufe II gedacht und verfolgt in kurzen Auszügen die Kriegsschulddiskussion, die unter den Historikern Anfang der 60er Jahre von dem in Hamburg lehrenden Professor Fritz Fischer neu entfacht wurde. Fischer vertrat sehr pointiert die These, dass Deutschland im Juli 1914 den Ausbruch des Krieges nicht nur bejaht, sondern gewollt, vorbereitet und herbeigeführt habe. Hans-Ulrich Wehler relativiert dagegen die Argumentation Fischers und nimmt eine moderate Position ein, die die Verantwortung des Deutschen Reiches nicht leugnet, aber in den Kontext der imperialistischen Politik aller europäischen Großmächte einordnet. Die Schülerinnen und Schüler sollen erkennen, dass auch Professoren, „die es eigentlich wissen müssten“, bei der Auslegung und Bewertung historischer Quellen unterschiedlicher, ja gegensätzlicher Meinung sein können. Klaus Bergmann hat dies mit dem Begriff der „Kontroversität“ umschrieben. Doch damit nicht genug. Die Schülerinnen und Schüler sollen auch erkennen, welche Bedingungsfaktoren für das Entstehen unterschiedlicher Urteile verantwortlich sein können: Alter, Sozialisation, Grad der persönlichen Betroffenheit und zeitliche Distanz zum Geschehen, nationaler und politischer Standpunkt, Erkenntnisinteresse und vieles andere mehr. Die Fischer-Kontroverse ist dabei exemplarisch zu sehen. Sie kann durch den Historiker-Streit, die Goldhagen-Debatte oder die Diskussion um die Wehrmacht-Ausstellung ergänzt oder ersetzt werden. Schließlich sollen die Klassen und Kurse die Bedeutung dieser Bedingungsfaktoren auch für das eigene Urteilen und Handeln erkennen und einstufen können.


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NATO-Plaene 1961
(zur Zeit des Erscheinens von Fritz Fischers Buch "Griff nach der Weltmacht")


Es ging darum, ob die nukleare Macht innerhalb der NATO den USA vorbehalten sein sollte bzw. ob und in welchem Umfang Europa, einschliesslich Deutschland, einbezogen sein sollte.
Dean Acheson legte seinen Entwurf "A Review of North Atlantic Problems for the Future" vor, der von Praesident Kennedy als Strategiepapier uebernommen wurde. Fazit: Nukleare Ruestung wird weiter gefuehrt und bleibt innerhalb der NATO den USA vorbehalten.

http://books.google.co.ke/books?id=QqQS6bFWubgC&pg=PA80&lpg=PA80&dq=%22review+of+north+atlantic+problems%22+1961&source=bl&ots=YHhdWo6P7N&sig=xPblLn9rao9kA-DpelhojXUpvtU&hl=en&sa=X&ei=aEL3UrXGFOme0QWZr4GADw&redir_esc=y#v=onepage&q=%22review%20of%20north%20atlantic%20problems%22%201961&f=false



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Transatlantische Dynamiken:
Die „Studiengruppe Deutschland“ und ihr Einfluss auf die Interpretation von Geschichte






Hajo Holborn,
American Historical Association (AHA)
Arbeitete auch fuer den OSS,
Vorlaeufer der CIA.

Siehe Kommentar "Verflechtungen"
(unten); vgl. Wikipedia u. a. Quellen


Bild gefunden auf

http://www.historians.org/
about-aha-and-membership/
aha-history-and-archives/
presidential-addresses/hajo-holborn


 Funde mit Google-Suche “Hajo Holborn” und “Deutscher Sonderweg”
(die ersten 10 von 52)


 

Hajo Holborn hat in seinem "klassischen" Aufsatz über den Idealismus in ... Stuttgart, Berlin 1966; Faulenbach, Bernd: "Deutscher Sonderweg". Zur Geschichte ...
 
Geschichtsbilder: Festschrift für Michael Salewski zum 65. ...
books.google.com/books?isbn=3515082522

Thomas Stamm-Kuhlmann - 2003 - History
Weimarer Republik: Larmoyanz und deutscher Sonderweg Auch nach dem ... Ludwig Bergsträßer, Goetz, Schnabel, Hajo Holborn, Wilhelm Mommsen - aber ...
 
books.google.com/books?isbn=3825214222

Winfried Schulze
- 2002 - History
... unausweichlich gemacht, die von Hajo Holborn (einem inzwischen verstorbenen aus Deutschland in ... Kontinuitätsproblem und „deutscher Sonderweg“ 293.

zettelmaus.blogspot.com/.../kriegsschuld-am-ersten-we...
Jan 31, 2014 - ... Thema "preussisch-deutscher Militarismus" und "deutscher Sonderweg" ..... Hajo Holborn, Sterling Professor of History, Yale University, who ...

University of Texas at Arlington
by A Stoletzki - 2013
as Deutscher Sonderweg (German special path) theories.30 It might be for this ... und der neuen Heimat: Hajo Holborn, Felix Gilbert, Dietrich Gerhard, Hans ...
 
- Alibris Marketplace
www.alibris.com/booksearch?...
Deutscher Sonderweg--Mythos oder Realität? by Karl Dietrich Bracher, Germany) .... Hajo Holborn; Inter Nationes prize, 1969. by Hajo Holborn, Inter Nationes.

https://cdr.lib.unc.edu/.../uuid:cb5aa26d-1475-4211-9b35-002345466e3...
The generations of Carl Schorske, Leonard Krieger, Hajo Holborn, Arno ...... 48 Wehler, “'Deutscher Sonderweg' oder allgemeine Probleme des westlichen ...

www.ifz-muenchen.de/uploads/media/VfZ_Gesamtverzeichnis.pdf

Hajo Holborn: Bericht zur deutschen Frage. Beobachtungen und Empfehlungen ...... Deutscher Sonderweg – Mythos oder Realität? Ein Colloquium im Institut für ...

link.springer.com/.../...
Springer Science+Business Media
A.J.P. Taylor's "The Course of German History" (1945), mit Hajo Holborn, .... und Hans-Ulrich Wehler (»Deutscher Sonderweg oder allgemeine Probleme des ...

ubt.opus.hbz-nrw.de/volltexte/2012/774/.../FanDingliang_20120719.pdf
by D Fan
Jul 19, 2012 - 3.2 Neuer »Deutscher Sonderweg« . ..... dieser Zeit Hajo Holborn (1902-1969), Wilhelm Mommsen (1892-1966) und Eckart Kehr (1902-. 1933).



Aus

The Study Group on Germany:
Exploring the Transatlantic Dynamics in an Exile Debate of the 1940s
Almut Stoletzki
Traversea, Vol. 2, 2012                                                                 

Many of the intellectuals who fled National Socialist persecution after 1933 sought refuge across the Atlantic. For these refugees, the United States became not only a safe haven, but also the necessary social reality and intellectual space in which to seek answers to pressing European questions. One of the effects of this intellectual migration, previously neglected by researchers, was the mingling of past experiences of the refugees with their new impressions of the American society.2 This article aims at depicting different aspects of transatlantic dynamics that took form in the statements and publications of the refugee intellectuals explicitly, as well as between the lines. […]
When at the end of the 1930s, public debates in England and in the United States began to focus on the politics of Nazi-Germany, many refugee intellectuals sought to trace the origins of National Socialism. In their statements they critically questioned what they perceived as “German tradition” often by use of explicit and underlying comparisons with American history and social reality. These statements and discussions bear witness to the fragility of “traditions” and of national patterns of perception in the face of the experiences of persecution, flight, and forced re-location. At the same time they allow for detailed pictures of affinities and differences within transatlantic history to emerge.3

Discussion amongst émigré intellectuals of the newly founded Study Group on Germany, who met at the New School for Social Research in New York City in the year 1943, illustrates several aspects of these transatlantic dynamics. The discussion aimed at critically inspecting popular icons of the proclaimed tradition of German Geistesgeschichte that were suspected to have potentially paved the way for the ascension of National Socialism in Germany.4 Felix Kaufmann, an emigrated jurist and social scientist from Vienna, gave a lecture on the relationship between “German Philosophy and German National Character,” which enkindled a lively discussion in the Study Group on Germany. […]
When the Nazis passed the “Law on the Restitution of the Civil Service” in 1933, Alvin Johnson – the co-founder and director of the New School since 1922 – with the support of the Rockefeller Foundation, began to help intellectuals threatened with persecution by the Nazis to escape to the United States.  To this end he founded the University in Exile at the New School.

Johnson, an economist and co-editor of the Encyclopedia of the Social Sciences, possessed outstanding knowledge of German academia and considered his efforts to be not only a “rescue
operation” but also a unique opportunity for the potential of the emigrating intellectuals to unfold in the United States.7    Together with Emil Lederer, an economist and Social Democrat from Berlin, who was the first to arrive safely in New York City, Johnson drew up a “wish list” of  reform-oriented intellectuals and scientists from a variety of German universities and disciplines:  sociology, economics, political science, administrative studies, Gestalt psychology and musicology.8    In 1935, during the course of the expansion of the New School to a complete university, the University in Exile became the Graduate Faculty of Political and Social Sciences.

The Graduate Faculty grew successively with the waves of refugees that arrived in 1938 after the German annexation of Austria, and again in 1940 after the German occupation of France. By the year 1945, some 178 exiled intellectuals and scientists from the whole of Europe had found employment in one form or another – at the New School.  This university thus accommodated more academic émigrés than any other institution in the United States.9
In the year 1942, after the United States had become involved in World War II, some members of the Graduate Faculty established the Study Group on Germany, an intellectual meeting that in such a constellation would only have been possible in exile. Organized like the research groups at the Kiel Institute for the World Economy (Institut für Weltwirtschaftsforschung), the “German problem” was to be analyzed and discussed on the basis of individual lectures.  This thematic focus was by no means unusual.  The term refers to broad and  controversial public debates in  Great  Britain and  the  United  States  accompanying the German aggression against Poland, the outbreak of World War II, and the entry of the United States into the war following the Japanese attack on Pearl Harbor. […]

The Study Group on Germany brought together a cross-section of the Weimar political and intellectual representatives who would probably not have met under different circumstances.
The lecture topics dealt with the most prominent icons of German Geistesgeschichte: the geographical factor, the Lutheran Reformation, the rule of Bismarck, and the philosophy of German Idealism, as they were perceived by the mainstream of historians since the late nineteenth century. These ideas were still influential during the Weimar Republic. Theories dealing with these icons sought to justify peculiarities of German history and came to be known as Deutscher Sonderweg (German special path) theories.30 It might be for this reason that the few authors who mentioned the Study Group on Germany considered it a continuation of the Sonderweg theories.31 This interpretation ignores important differences concerning the context and the lines of argument.


Whereas the Sonderweg theories were intended to justify the existence of the German nation-state and the conduct of its government, the members of the Study Group sought to critically examine the course of German history, searching for characteristics that might have paved the way to power for the Nazis. The advocates of the Sonderweg were deeply convinced of their theoretical artifacts. They argued with certainty, and they pretended to know very well, all aspects of “German national character.” A clear contrast to this attitude can be identified already in the first meeting of the Study Group. The long line of history that was constructed in the discussion, and the lack of clarity surrounding the term “national character” mentioned above, both point towards a fundamental incertitude prevailing among the members of the Study Group. The search for the causes and conditions that allowed for National Socialism to rise unsettled the conceptual and intellectual fabric of the refugee intellectuals. But this incertitude not only differentiates the Study Group from the advocates of the Sonderweg; in addition, it simultaneously produced kinds of transatlantic dynamics, in the form of a virtual encounter between German history and the experience of American social reality.
At the end of the first meeting, the participants discussed the schedule for the following months. The group did not adhere to the plan for a confrontation of German history with the history of Western Europe, as Albert Salomon had outlined in his introductory remarks. When the participants made proposals for their lectures, they already drew on either a comparison between “Germany” and “America,” on comparisons between “German” and “Anglo-American aspects” or on American authors. Obviously, the refugee intellectuals did not only critically examine their intellectual tradition, but they simultaneously tried to reflect on the current experiences of American society. Further aspects of these transatlantic dynamics can be revealed with a closer look on the discussion following the lecture Felix Kaufmann gave in the last two meetings of the Study Group. […]
         


Almut Stoletzki studied social sciences at the University of Göttingen in Germany. Currently, she is completing her dissertation in Sociology at Leibniz University in Hanover, Germany. Her research interests are comparative sociology, intellectual history and the critical theory of the Frankfurt School. [,,,]

This contribution can be conceived as a sociologically informed intellectual history of a particular group of refugees. It seeks to build on the most recent findings on the sociology of intellectual transfer. [...]

See Detlev Claussen, Theodor W. Adorno—One Last Genius (Cambridge: Harvard University Press, 2008);. Detlev Claussen, “Intellectual Transfer. Theodor W. Adorno’s American Experience” in New German Critique 97, Adorno and Ethics (2006): 5-14; and Michael Werz, “Das atlantische Kraftfeld. Wie sich die amerikanische Erfahrung in Begriffen niederschlägt,” in Theodor W. Adorno, ed. Moshe Zuckermann, 215-233. In a more general sense, the article does also draw on the historical concept of entangled history, as described by Sebastian Conrad and Shalini Randeria., ed., Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften (Frankfurt/Main: Campus, 2002). [...]
 
 29 Erich Hula was a student of Hans Kelsen in Vienna and followed him as an academic assistant to the university of Cologne in Germany. 1934 he returned to Vienna and worked for the chamber of labor. He fled in 1938 shortly after the Nazi Anschluss of Austria. On Hula’s biography, see Johannes Feichtinger, Wissenschaft zwischen den Kulturen (Frankfurt am Main: Campus, 2001), 298-301. Felix Gilbert had studied with Friedrich Meinecke and was a specialist for the history of the Renaissance. He left Germany in 1936. He emigrated to England first before he reached the United States. Gilbert worked at the New School and later joined the Research and Analysis Branch of the Office of Strategic Services. On Gilbert’s biography, see Gerhard A. Ritter, ”Die emigrierten Meinecke-Schüler in den Vereinigten Staaten. Leben und Geschichtsschreibung zwischen Deutschland und der neuen Heimat: Hajo Holborn, Felix Gilbert, Dietrich Gerhard, Hans Rosenberg,“ in Historische Zeitschrift 284 (2007), 59–102. [...]

30 For an overview over the Sonderweg-theories as well as the main trends and actors of the science of history in Germany for the period in question, see Faulenbach, Ideologie des deutschen Wegs.

31 For the few existing references to the Study Group on Germany, see Ilja Srubar, “Das Bild Deutschlands in den Werken der sozialwissenschaftlichen Emigration 1933-1945,” in Exil, Wissenschaft, Identität, 281-298, in particular 295; Rutkoff and Scott, New School, 137-139; Ingeborg Helling, “Wirken in der Emigration: Felix Kaufmann,” in Srubar, Exil, Wissenschaft, Identität, 181-205; see Thomas Meyer, “Die Macht der Ideen. Albert Salomon im Kontext zweier ideengeschichtlicher Debatten: Weimar und Exil.” In Peter Gostmann and Claudius Härpfer, eds., Verlassene Stufen der Reflexion. (Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2001), 157–177, Meyer does not mention the term Sonderweg but regards the Study Group basically as a continuation of the debates in the Weimar Republic. See ibid., 171.

  
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Knuepfte das American Council on Germany an die Studiengruppe Deutschland an? 
Hajo Holborn war bei beiden dabei; er war ein starker Proponent der These vom "deutschen Sonderweg".
Gab es ergebnisoffene Debatten, oder ging es darum, Wiederbewaffnung historisch zu begruenden


The American Council on Germany (ACG) ist eine Nichtstaatliche Organisation (NGO), welche mit dem Council on Foreign Relations affiliiert ist. Es wurde 1952 als private Non-Profit-Organisation gegründet, um das deutsch-amerikanische Verständnis nach dem Zweiten Weltkrieg zu fördern. Unter seinen Gründern waren John Jay McCloy (als Gründungsvorsitzender) und Ellen Z. McCloy, General Lucius D. Clay, Christopher Emmet und Eric M. Warburg. Frühere Mitglieder waren unter anderem Joseph Kaskell, George N. Shuster, Hajo Holborn und Felix E. Hirsch.

American Council on Germany
by Lambert M. Surhone and Mariam T. Tennoe and Susan F. Henssonow
Betascript Publishing
Publish Date: June 2011
http://www.booksamillion.com/p/American-Council-Germany/Lambert-M-Surhone/9786136145747


Neben John J. McCloy war auch seine Ehefrau, Ellen Zinsser McCloy, Mitgründerin des American Council on Germany. Sie war eine Kusine der zweiten Ehefrau von Konrad Adenauer, Auguste Adenauer geb. Zinsser. Eine weitere Kusine von Auguste Adenauer, Schwester von Ellen McCloy, war die Ehefrau des US Botschafters in London. Drei Männer, die u.a. in der Frage der Wiederbewaffnung Deutschlands eine wichtige Rolle spielten, waren also über die Familie Zinsser auch privat miteinander verbunden. Dass dies manchmal zu verkürzten Wegen der Meinungsbildung und Entscheidung geführt hat, kann man vermuten.


ELLEN Z. McCLOY, 87, LEADER IN RELIEF EFFORTS IN GERMANY
By ERIC PACE 
Published: April 8, 1986

Ellen Zinsser McCloy, who as the wife of the United States High Commissioner in Germany from 1949 to 1952 was active in relief and reorientation activities, died Sunday at Greenwich (Conn.) Hospital. She was 87 years old and lived in Stamford, Conn.
During her years in Germany, Mrs. McCloy made frequent public appearances, speaking in fluent German as she propounded American democratic ideals and urged German women to take a more active role in political life. […]
She is survived by her husband, John J. McCloy, to whom she was married in 1930. He is is a senior partner of the law firm of Milbank, Tweed, Hadley & McCloy, chairman of the American Council on Germany, a former president of the International Bank for Reconstruction and Development and a former chairman of the board of Chase Manhattan Bank.
Mrs. McCloy is also survived by a sister, Peggy Z. Douglas of Tucson, Ariz.; a son, John J. 2d, of Greenwich; a daughter, Ellen Z. McCloy of Manhattan, and two grandsons.
http://www.nytimes.com/1986/04/08/obituaries/ellen-z-mccloy-87-leader-in-relief-efforts-in-germany.html

Zinsser on Friday
A Cousin from Cologne
By William Zinsser
December 31, 2010

My great-grandfather, William Zinsser, emigrated from Germany in 1849 and founded a shellac business that would stay on the same block in mid-Manhattan for 125 years. Two brothers came with him. One, August, was a banker whose descendants, some of whom settled in Hastings-on-Hudson, N.Y., included the bacteriologist Hans Zinsser, widely known for his best-selling books Rats, Lice and History and As I Remember Him. The other brother, Frederick, a doctor, eventually returned to Germany, where his son Ferdinand, also a doctor, had a daughter, Augusta. She married a promising young lawyer in Cologne named Konrad Adenauer […]
In 1945 the promising young lawyer […] became the first chancellor of the German republic, a giant of the postwar world. In that role he came under the jurisdiction of the American high commissioner for Germany, John J. McCloy, who was the husband of the former Ellen Zinsser of the Hastings-on-Hudson clan. So it happened that the two men who collaborated most closely on the creation of the new Germany were Zinsser relatives.
It also happened that the American ambassador to the Court of St. James, in London, was Lewis W. Douglas, husband of Peggy Zinsser, sister of Ellen Zinsser McCloy. Their only other sibling, John S. Zinsser, was then head of an American chemical firm. That tribal link didn’t go unnoticed by the newspapers, which suggested that the future of Europe was being manipulated by the Zinsser family through its well-placed menfolk and their powerful wives.

http://theamericanscholar.org/a-cousin-from-cologne/#.U3hz9MtZq9M


Ebenfalls 1952
(ebenfalls mit Einfluss auf Meinungsbildung im Sinne einer Unterscheidung zwischen Militarismus und einem positiven militaerischen Weg, wobei der Unterschied durch die Westbindung garantiert sein soll):

Hamburg, Gründung „Transatlantik-Brücke“ (später „Atlantik-Brücke e.V.“ - Verein zur Stärkung        der deutsch-amerik. Freundschaft u.a. mit Bankiers Eric M. Warburg, Dr. Gotthard v. Falkenkenhausen, Ferdinand Graf v. Galen, Dr. Karl Klasen, Jürgen Ponto, Unternehmern Dr. Hans Karl v. Borries, Dr. Karl Heinz Beckurts u. Erik Blumfeld, die Politiker Hans Apel, Birgit Breuel, Otto Graf Lambsdorff,  Dr. Walther Leisler Kiep, Dr. Kurt Kiesinger, Annemarie Renger, Helmut Schmidt, ZEIT-Herausgeber Marion Gräfin Dönhoff u. Theo Sommer, Alfred Neven DuMont, Axel Springer, Franz Burda jun., die Journalisten Ernst Friedlaender, Bodo Hauser, Robert Held, Gert Ruge, Gerd Schulte-Hillen (FAZ „Ein Purist der Demokratie könnte Bedenken gegen derartige elitäre Mitbestimmungsgruppen haben“) http://www.verfolgte-schueler.org/1945-1990.htm

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Aus Wikipedia zu Alfred Vagts
http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Vagts

Alfred Vagts Werk umfasst wissenschaftliche ebenso wie literarische und essayistische Bücher. Als Hauptwerk gilt The History of Militarism, Civilian and Military. Vagts wird – wie Hajo Holborn, Eckart Kehr, George W. Hallgarten, Fritz T. Epstein und Hans Rosenberg – zu jenen deutschsprachigen Historiker gezählt, die sich im Exil wissenschaftlich neu orientierten.[7]


Anm.:
Vagts erfand die Unterscheidung zwischen militarism und military way und konstatierte, dass nicht Pazifismus, sondern Zivilismus, das Gegenteil von Militarismus sei. Das passte hervorragend zur Wiederbewaffnung der jungen Bundesrepublik Deutschland. (noch ausfuehren)




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Dirk A. Moses: German Intellectuals and the Nazi Past, Cambridge University Press 2007

Then there was the anti-German Sonderweg posture of the Fritz Fischer school and the subsequent social science historians who spoke of the missing revolution, premodern continuity, and who laid the blame for the First World War firmly at Germany’s feet. These historians, who saw 1933 and Auschwitz at the end of every development, did not realize that they stigmatized Germans as “perpetrators and criminals” in the same way as the Nazis spoke of the Jews.

ftp://67.11.16.240/Home/zMedia/from%20Iomega/New%20Folder/Books%20SUB%20CATEGORY/F-G/German%20Intellectuals%20and%20the%20Nazi%20Past%20-%20A.%20DIRK%20MOSES.pdf

(Dann gab es die anti-deutsche „Sonderweg“-Position der Fritz-Fischer-Schule und der daran anknüpfenden sozialwissenschaftlichen Historiker, die von der ausgebliebenen Revolution und von  vormoderner Kontinuität sprachen und die Schuld am Ersten Weltkrieg unverrückbar zu Füßen Deutschlands legten. Diese Historiker, die 1933 und Auschwitz am Ende jeder Entwicklung sahen, erkannten nicht, dass sie die Deutschen als "Täter und Verbrecher" in der gleichen Weise stigmatisierten, wie die Nazis von den Juden gesprochen hatten.)


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Die traumatischen Erfahrungen der Verfolgung in Deutschland, Begeisterung und Dankbarkeit für ihr Aufnahmeland USA und für den anglo-amerikanischen Kontext, die Möglichkeit, wieder wissenschaftlich zu arbeiten und dabei wirtschaftlich abgesichert zu sein – können sich diese Faktoren bei der aus Emigranten zusammen gesetzten „Studiengruppe Deutschland“ auf ihre Interpretation der Ursachen für die „deutsche Katastrophe“ ausgewirkt haben?
Und wenn, wäre daran irgendetwas auszusetzen?
Ich denke: Ja, es ist möglich, und Nein, daran wäre nichts auszusetzen – aber man sollte auch in die Ecken sehen, die von diesem Blick möglicherweise nicht ausgeleuchtet worden sind. Die Förderung der „Studiengruppe Deutschland“ und Aktivitäten ihrer Mitglieder in den Kriegs- und Nachkriegsjahren, u.a. durch die Rockefeller Stiftung, ist eine sehr wichtige und verdienstvolle Initiative gewesen. Man sollte jedoch nicht aus den Augen verlieren, dass die Rockefeller-Stiftung auch – durch Förderung über das Kaiser-Wilhelm-Institut – an der Aufwertung der eugenisch-rassenhygienischen Ideologie beteiligt gewesen war, die der NS-Ideologie als Nährboden diente.

Es ist völlig nachvollziehbar, dass sich der Blick in den Kriegs- und Nachkriegsjahren auf mehr oder weniger spekulative, aus der spezifisch deutschen Geschichte erklärbare bzw. im deutschen Volkscharakter tief verwurzelte Eigenschaften richtete, und nicht auf die eugenisch-rassenhygienische Ideologie, die eben keine spezifisch deutsche Erfindung war.

Aber heute, fast 70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, genügt das nicht mehr. Denn die  eugenisch-rassenhygienische Ideologie ist weit davon entfernt, überwunden zu sein. Sie erlebt vielmehr eine Renaissance, die u.a. in Büchern wie Thilo Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“ ihren Ausdruck findet.