Friedensforschung mit der Maus

Friedensforschung mit der Maus

Freitag, 31. Januar 2014

Kriegsschuld am Ersten Weltkrieg: Die Denkschablone vom "zweimal gescheiterten deutschen Sonderweg"




DIE ZEIT vom 16.01.2014, Nr. 4
Volker Ullrich: "Nun schlittern sie wieder" ZEIT NR. 4
http://www.zeit.de/2014/04/erster-weltkrieg-clark-fischer ;
http://community.zeit.de/user/volker-ullrich

In diesem Artikel kritisiert Ullrich den Versuch des australischen Historikers Christopher Clark, die Frage der Kriegsschuld am Ersten Weltkrieg mit einer vergleichenden Analyse der Kriegsbereitschaft und Kriegsrhetorik auf beiden Seiten neu zu beleuchten, in Grund und Boden.


Aus einem veroeffentlichten Leserbrief zu Ullrichs Artikel:

[...] Der Versuch, das deutsche Faustrecht über Europa zu verhängen, hat nach Bismarck angefangen und ist von der Zivilisation zweimal militärisch zurückgewiesen worden. Der deutsche Sonderweg gegen die europäische Aufklärung ist gescheitert. Jetzt sind wir endlich in der Spur, endlich! [...]
- Dr. Karlheinz Schonauer,  Bonn
DIE ZEIT vom 30.01.2014, Nr. 6, S. 83 / Leserbriefe 
Hört das nie auf?

 
                   
Aus meinem - nicht veroeffentlichten - Leserbrief zum gleichen Artikel:
"Stille Entlastungsbedürfnisse” – das sind laut Volker Ullrich die einzigen Gründe, warum es in Deutschland Menschen interessiert, wenn die These von der deutschen (Fast-) Alleinschuld am Ersten Weltkrieg teilweise neu beleuchtet wird. Er übersieht, dass gerade diese These, explizit ausgesprochen oder stillschweigend angenommen, für die Legitimation moderner Kriege eine wichtige Rolle spielt und daher durchaus kritische Aufmerksamkeit verdient.
Denn wenn man gelernt hat, dass ein singulärer “preußisch-deutscher Militarismus” im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg zwangsläufig militärisch niedergeschlagen werden musste, wird man die Bereitschaft zum Krieg als ein besonders hohes Gut schätzen – solange man meint, auf der richtigen Seite zu stehen. Wenn man jedoch davon ausgeht, dass eine universale Norm des Militarismus (deren Spuren man z.B. in ehemaligen Kolonien besichtigen kann) die Beteiligten in den Ersten Weltkrieg riss und im Ergebnis dem NS Terror den Weg bahnte, wird man bei internationalen Konflikten viel stärker auf politische als auf militärische Lösungen setzen.
 
 
Zum Thema "Ausloesung des Ersten Weltkriegs" siehe auch:
Die Greueltat zum Anlass der Abrechnung nehmen - der tragische "Erfolg" der Mission Hoyos

http://zettelmaus.blogspot.com/2013/03/die-greueltaten-zum-anlass-der.html 

Zum Thema "preussisch-deutscher Militarismus" und "deutscher Sonderweg"
siehe auch
Irmgard Richter: Begriff und historische Bedeutung des preussisch-deutschen Militarismus, Grin, 2009

Zweifellos fehlt es nicht an Belegen fuer militaristisches Denken und Handeln massgeblicher Akteure des Deutschen Reichs von 1871 bis 1914, die nach unserem heutigen Verstaendnis von unvorstellbarer Dummheit und Arroganz zeugen. "Jede Menge" solcher Belege lassen sich muehelos zutage foerdern. Was aber bisher gefehlt hat, und was Christopher Clark anzugehen versucht, ist ein konsequenter Ansatz zu einem internationalen Vergleich.

Dies wird in einem anderen Leserbrief zu Ullrichs Artikel angesprochen (dem einzigen der veroeffentlichten Leserbriefe, in dem Ullrich nicht im Wesentlichen Recht gegeben wird):  

Ullrich selber räumt ein, dass Fritz Fischer nie mehr als ansatzweise über deutsche Quellen hinausgelangt ist. Dies allein aber genügt, um Fischers Ergebnisse weitgehend zu diskreditieren. Immer wieder arbeitet Fischer in seinen Werken Verhaltensweisen und Einstellungen deutscher Politiker und Militärs heraus (zum Beispiel weitreichende Kriegsziele), die angeblich für den besonderen Kriegswillen stehen. Im internationalen Vergleich wird aber deutlich, dass diese Verhaltensweisen und Einstellungen auch in Großbritannien, Frankreich und Russland bestanden.
Ein Fazit drängt sich auf: Der Ewiggestrige ist Herr Ullrich, und nicht die Konservativen, die angeblich aus politischen Gründen Clark beipflichten.
- Dr. Lars Kaschke, Syke
 
Dem moechte ich hinzufuegen, dass man keineswegs "konservativ" sein muss, um den Ansatz eines internationalen Vergleichs, wie ihn Christopher Clark unternommen hat, grundsaetzlich zu begruessen. Und gerade konservatives Denken vertraegt sich sehr gut mit der Sichtweise von Volker Ullrich und Karlheinz Schonauer. Denn es ist bequem, ueberkommene - militaristische, kolonialistische, eugenische - Denkmuster aus dem vorigen und vorvorigen Jahrhundert beizubehalten; nur eben mit geaendertem Vorzeichen: Alles ist richtig, wenn man nur auf der richtigen Seite steht, in das richtige Netzwerk eingebunden ist. Westbindung gut, alles gut. Die Nordatlantische Allianz verkoerpert per se die Zivilisation. Man ist angekommen, muss sich keine Fragen mehr stellen. (Siehe auch Posts mit dem Label "nordischer Gedanke" auf meinem anderen Zettelkasten, Menschenrechte statt Eugenik).

Da ich Clarks Buch noch nicht gelesen habe, aeussere ich mich hier nicht zu seinem Buch, sondern zunaechst nur zu dem von ihm propagierten Ansatz, auf einem konsequenten internationalen Vergleich der militaristischen Disposition im Vorfeld des Ersten Weltkriegs zu bestehen.
Wie noetig ein solcher Ansatz ist, fiel mir besonders auf, als ich vor einigen Jahren auf dieses - aus einer durchaus ehrfuerchtigen Perspektive heraus geschriebenes - Buch ueber den britischen Kriegshelden General Wavell gestossen bin: 

Das Buch ist eine reichhaltige Quelle fuer das Studium zutiefst militaristischer Einstellungen und Handlungsweisen, die aber bis heute als heldenhaft gelten.



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Von der Kommentarseite auf ZEIT online

    23. Januar 2014
  1. Vielleicht liegt der Dissens nur an einer Generationenfrage:

  Herr Ullrich, Sie wurden noch von den sogenannten konservativen Historikern
  unterrichtet und erlebten Fritz Fischer dann als eine Art Messias (obwohl
  Fischer, wie sich nachher herausstellen sollte, wohl eher seine eigene
  Geschichte bewältigte als die deutsche…), während ich meinerseits bereits von
  den „Jüngern“ Fritz Fischers in der Schule unterrichtet wurde. – in
  umgekehrter Einseitigkeit.
  Schon als Schüler habe ich mich gefragt: Ist ja schön und gut mit dieser
  akribischen Quellenforschung zu den deutschen Kriegstreibern. Aber warum wird
  eigentlich von vornherein nur in diese eine Richtung geforscht? Warum
  untersucht denn niemand mit vergleichbarer Akribie in französischen oder
  britischen Quellen?
  Christopher Clark hat meine lang gehegte Vermutung nun bestätigt: Das gesamte
  Quellenmaterial ist so umfangreich, daß man auch reichlich fündig wird, wenn
  man eine „Hauptschuld“ bei den Entente-Mächten beweisen will.
  Ist ja schön und gut mit dem „vor-der-eigenen-Haustür-Kehren“, aber bei der
  Kriegsschuldbehauptung oder –frage (wenn sie denn gestellt wird), kommt man
  nicht umhin, die deutschen Schuldanteile in *Relation* zu setzen zu denen der
  Kriegsgegner. Und dieses „Tabu“ der *Relativierung* hat Clark nun gebrochen.

Von Kommentator "Zugriff verweigert" (Nutzername)

http://www.zeit.de/2014/04/erster-weltkrieg-clark-fischer/seite-3


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In der englischsprachigen Wikipedia werden im Eintrag zu dem Historiker Fritz Fischer, der die deutsche (Fast-) Alleinschuld am Ersten Weltkrieg propagierte und als Schulbuch-Lehre etablierte, wesentliche Kritikpunkte an Fischers Thesen aufgefuehrt, die im deutschen Eintrag so nicht erscheinen. Der Hinweis auf den verbreiteten Sozialdarwinismus im fruehen 20. Jahrhundert erscheint im englischsprachigen, nicht jedoch im deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag.
(Zum Einfluss des Sozialdarwinismus siehe auch Posts mit dem Label "Sozialdarwinismus und Survival of the Fittest" auf meinem Eugenik-Blog; z.B. http://guttmensch.blogspot.com/2011/03/eugenik-sozialdarwinismus-biopolitik.html).


"Some critics contend that Fischer placed Germany outside the proper historical context. Germany was not uniquely aggressive amongst European nations of the early 20th century, a time when Social Darwinian views of struggle were popular in Europe's ruling classes. Fischer's timetable has also been criticized as inaccurate. Hollweg's Septemberprogramm, outlining German war aims, was not produced until after the war had begun and was still going well for Germany. At the same time, other powers had been harboring similarly grandiose plans.[12][13][14][15]"

http://en.wikipedia.org/wiki/Fritz_Fischer


Auch “Fakten” sind nicht immer, was sie scheinen.“Septemberprogramm” –  von Fritz Fischer aufgebauscht, um seine Thesen zu unterstuetzen?

Zum Stand der Diskussion ueber das fuer Fischers Argumentation zentrale “Septemberprogramm” - laut Wikipedia (englisch):
The Septemberprogramm (German for September program) was a plan drafted by the German leadership in the early weeks of the First World War. It detailed Germany's ambitious gains should it win the war, as it expected. The plan was never officially adopted or put into practice, and was only discovered long after the war by historian Fritz Fischer, who controversially concluded that the expansionary goals were Germany's motives for going to war in the first place. […]
The "September plan" was drafted by Kurt Riezler, a staffer in the Chancellor's office.[3] It was a proposal that was under discussion but was strongly opposed by powerful political elements in Germany. It was never adopted and no movement of people was ever ordered. As historian Raffael Scheck concluded, "The government, finally, never committed itself to anything. It had ordered the September Program as an informal hearing in order to learn about the opinion of the economic and military elites."[..]
http://en.wikipedia.org/wiki/Septemberprogramm



„Je mehr Rüstung, desto mehr Frieden":
Septemberplan-Autor Kurt Riezler


Riezler war ein Fukuyama seiner Zeit, und seine zeitgenössischen Rezensenten hatten sehr auf die folgenden Thesen seines Buches abgehoben:
„Je mehr gerüstet wird, um so mehr verschiebt sich das Mißverhältnis zwischen Vor- und Nachteilen des Krieges zugunsten der letzteren und damit zugunsten des Friedens.“

Aus
Ein Fukuyama seiner Zeit? Kurt Riezler und der Erste Weltkrieg
Von Holger Afflerbach; Akademie Aktuell 04/ 2008
http://www.badw.de/aktuell/akademie_aktuell/2008/heft4/07_Afflerbach.pdf


... Das wiederum passt auffallend zu der gleichen These des Torpedo-Erfinders Robert Whitehead, Großvater des k. u. k.  Gesandten Alexander Graf von Hoyos.
Als "Abschreckungswaffe" bezeichnete Whitehead seine lukrative Erfindung.
Vgl. http://zettelmaus.blogspot.com/2012/11/der-torpedo-eine-abschreckungswaffe.html


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4.2.14

Das Forum zu dem Artikel auf ZEIT online (Link siehe oben) scheint jetzt zur Ruhe gekommen zu sein. Fuer mich (“BloggerMagga”) war die Beteiligung an der Diskussion ein Augenoeffner darueber, wie polemisch und persoenlich diffamierend es zugehen kann, wenn man sich, und sei es nur von ferne, einem “Historikerstreik” naehert.
Von dem Foristen "orlandus" nehme ich an, dass es der Autor (Volker Ullrich) selber ist; oder zumindest jemand, der sich bis in Einzelheiten hinein mit den Positionen und jeder einzelnen Formulierung des Autors identifiziert.


6.2.14
Als diffamierend erlebte 1992 die Regisseurin und Autorin Helke Sander den Vorwurf der "Dreistigkeit", mit dem der deutungsmächtige Historiker und Publizist Volker Ullrich ihre Recherchen über Vergewaltigungen in den letzten Kriegstagen abbügelte.
“Ich gebe zu, ich fühle mich verleumdet, wenn mir von Volker Ullrich Rechtsradikalismus vorgeworfen wird”, schrieb sie.

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Noch zur Mission Hoyos

- s. auch mein Kommentar (222) auf
http://www.zeit.de/2014/04/erster-weltkrieg-clark-fischer?commentstart=217#cid-3343900

Eine Darstellung des Zeitablaufs der Mission auf
http://whostartedwwone.com/1914/07/05/?tag=Germany

Diese stuetzt eher die Schlussfolgerung, dass ueberzogene Buendnistreue ausschlaggebend war, als dass Wilhelm II. den Krieg unbedingt gewollt haette.

Germany, Sunday, 5th July

5 July Hoyos arrives in Berlin early morning and briefs Szögyény on the Emperor's letter to the Kaiser and the revised memorandum. Szögyény takes the two documents to the Kaiser in Potsdam. Hoyos goes to see Zimmermann at the German Foreign Office.

5 July Potsdam. After reading the documents the Kaiser expresses some caution mentioning the possibility of "a serious European complication" and that he needs to hear the opinion of the Chancellor, but, according to Szögyény, after lunch he says he is sure the Chancellor will agree with him and ".... action should not be delayed. Russia's attitude will be hostile in any event, .... we should be confident that Germany will stand by our side with the customary loyalty of allies. .... if we had truly recognised the necessity of a military action against Serbia, then he would regret it if we failed to exploit the present moment, which is so advantageous to us".
The Kaiser thinks that as things stand today, Russia is not prepared for war and will think long and hard over whether to issue the call to arms. [More]

5 July afternoon Hoyos is keen to convince Zimmermann that Austria-Hungary is firm in its purpose and has a plan. Though no final decision has been taken in Vienna he says Serbia is to be invaded and strategic border areas annexed by Austria-Hungary. Most of the country will be partitioned between Bulgaria and Albania and what remains turned into a client state of Austria-Hungary.
Speaking unofficially Zimmermann is in agreement with military action saying Austria-Hungary can no longer tolerate Serbian provocation. He also tells Hoyos he thinks there is a 90 percent probability of a European war. [More]

5 July evening Potsdam. Bethmann and Zimmermann come to Potsdam and join the Kaiser already in conference with available German military leaders. The Kaiser briefs them on the documents from Vienna. He says "Emperor Franz Joseph must be assured that even in this critical hour we shall not abandon him".
The prevailing opinion of the meeting is "the sooner the Austrians make their move against Serbia the better, and that the Russians - though friends of Serbia - will not join in".
Falkenhayn asks if any preparatory measures should be taken. The Kaiser is clear. No preparations are necessary. A war with France and Russia is unlikely though it is something to keep in mind. [More]

6 July morning The Kaiser leaves for his annual North Sea cruise on his yacht.

6 July Bethmann meets with Jagow (back in Berlin from his honeymoon), Zimmermann and the two Austro-Hungarians, Szögyény and Hoyos, to formalise the discussions and decisions of the previous day.

According to Szögyény "It is the view of the German government that we must judge what ought to be done to sort out this relationship [with Serbia]; whatever our decision turns out to be, we can be confident that Germany as our ally and a friend of the Monarchy will stand behind us. .... the Chancellor and his Imperial master view an immediate intervention by us against Serbia as the best and most radical solution of our problems in the Balkans. .... the present moment as more favourable than a later one". [More]


Aus
Universität Wien  DIPLOMARBEIT
„Die Mission Hoyos – Zur Rolle österreichisch-ungarischer Diplomaten während der Juli-Krise 1914“
Verfasser Eric A. Leuer
Wien, Frankfurt a. M. im September 2010
Studienrichtung lt. Studienblatt: Diplomstudium Geschichte
Betreuerin / Betreuer: ao. Univ. - Prof. Dr. Lothar Höbelt
Die Vorgänge um die Reise Alexander Graf Hoyos’ nach Berlin waren ebenso ein Ausdruck dieser militaristischen Ansicht, die seinerzeit in Österreich-Ungarn vorherrschte. Mehr noch. Sie war das Ergebnis einer langen Entwicklung, die durch Außenminister Alois Lexa von Aehrenthals eingeläutet wurde und schließlich im 1. Weltkrieg endete.
Jene Generation österreichisch-ungarischer Diplomaten, die in einem Zeitraum überwiegenden Friedens groß wurden , wollten um so mehr einen Krieg. An diesem Krieg hielten sie selbst dann noch fest, als Serbien einen Großteil der Forderungen erfüllt hatte und auch Wilhelm II. keinen Grund zu einem Eingreifen gegen Serbien mehr sah.
Bei näherer Betrachtung der äußert komplexen Vorgänge nach dem Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand, ist es ersichtlich, dass die wesentlichen Impulse und Weichenstellungen für jenen Konflikt, der sich dann rasant zum ersten Weltkrieg ausbreitete, von einer handvoll Wiener Diplomaten ausging. Sie logen, intrigierten, handelten ohne Autorisierung und verfolgten ihre eigenen Interessen.
Im Vergleich zum Deutschen Reich, das durch Fritz Fischer, John C. G. Roehl und andere als militärischer Aggressor und „Hauptschuldiger“ des Weltkrieges dargestellt wird, muß die Frage gestellt werden, ob nicht Österreich-Ungarn einen mindestens ebenso großen Beitrag zum Ausbruch des Krieges getragen hat.


http://www.peacepalacelibrary.nl/ebooks/files/363310606.pdf



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Lesenswert

James Joll:
The 1914 Debate Continues: Fritz Fischer and his Critics
In "Past & Present", Oxford University Press, No. 34, Jul., 1966

http://www.jstor.org/discover/10.2307/650057?uid=3738640&uid=2129&uid=2&uid=70&uid=4&sid=21103390216127


Auszug:

TWO RECENT ACADEMIC CONTROVERSIES, ONE IN ENGLAND AND ONE IN Germany, have aroused interest and repercussions far outside the university world in which they originated. Mr. A. J. P. Taylor got into trouble for suggesting that Hitler did not plan the war that broke out in September I939; Professor Fritz Fischer, of Hamburg University, has got into even worse trouble for saying that the German Government did plan the war of I9I4.
While Mr. Taylor's Origins of the Second World War has been the subject of endless discussions in England1 and, as often with controversial works, has been, in part at least, accepted by many as a new orthodoxy, the stir provoked by Professor Fischer's Griff nach der Weltmacht, although it has been noted by British scholars such as Professor F. L. Carsten2 has not yet been closely examined in this country.



(Enthaelt auch einen Hinweis auf die kontroverse, aber "von vielen als neue Orthodoxie akzeptierte" These von A. J. P. Taylor, Hitler haette den Krieg, der im September 1939 ausbrach, nicht geplant.)

 
Noch ein bemerkenswerter Satz aus dem o.g. Artikel von James Joll:

History can be written in many different ways.
Geschichte kann auf viele verschiedene Arten geschrieben werden.

Das steht offenbar im Gegensatz zur Auffassung des ZEIT online Foristen orlandus (Volker Ullrich selbst?). In seiner Darstellung scheint es so, als ob das Bestehen unterschiedlicher Sichtweisen zwansgslaeufig bedeuten muesste, dass eine Partei nicht die Fakten wahrnehmen wolle und eine Faelschungsabsicht habe (siehe Posts 215 - 219)
http://www.zeit.de/2014/04/erster-weltkrieg-clark-fischer?commentstart=217#comments


Hochinteressant:

Kritikern, die ihm Ueber-Simplifizierung vorwarfen, antwortete Fischer (zitiert nach Joll), “Nuance” sei unter bestimmten Umstaenden weniger wichtig als “Wesen”.
Das deutet auf einen Anspruch Fischers und seiner Schueler hin, Fakten je nach unterstelltem “Wesen” als wesentlich oder als zu vernachlaessigende Nuance einzuordnen. Damit kommen wir wieder zu dem Punkt “Deutungsmacht”, “Geschichte als Herrschaftsinstrument”: Es kommt eben durchaus auch darauf an, wem das Recht zugestanden wird, Fakten fuer wesentlich oder fuer unwesentlich zu erklaeren.


Aus dem Artikel von Joll:
Some of those who have discussed Fischer's book have quoted a dictum of the historian Hermann Oncken that "nuance is the soul of politics", and have suggested that Fischer, by singling out one theme and following it throughout his long work, has oversimplified the nature and evolution of German politics in World War I. Fischer has answered this with the assertion that in certain circumstances "nuance" is less important than "Wesen" - the essence or core of a political development.




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Material für den Geschichtsunterricht
(Ich habe nicht alles davon gelesen, aber der folgende Abschnitt erscheint mir sehr empfehlenswert)

Aus
Die Deutschen
Dokumentarreihe in zehn Folgen
Ab 26. Oktober 2008 sonntags um 19.30 Uhr und dienstags um 20.15 Uhr Materialien für den Unterricht – Folge 10: Wilhelm und die Welt

(c) ZDF/Verband der Geschichtslehrer Deutschlands e.V
http://www.zdf.de/ZDF/zdfportal/blob/22560934/4/data.pdf

Arbeitsblatt II ist für die Sekundarstufe II gedacht und verfolgt in kurzen Auszügen die Kriegsschulddiskussion, die unter den Historikern Anfang der 60er Jahre von dem in Hamburg lehrenden Professor Fritz Fischer neu entfacht wurde. Fischer vertrat sehr pointiert die These, dass Deutschland im Juli 1914 den Ausbruch des Krieges nicht nur bejaht, sondern gewollt, vorbereitet und herbeigeführt habe. Hans-Ulrich Wehler relativiert dagegen die Argumentation Fischers und nimmt eine moderate Position ein, die die Verantwortung des Deutschen Reiches nicht leugnet, aber in den Kontext der imperialistischen Politik aller europäischen Großmächte einordnet. Die Schülerinnen und Schüler sollen erkennen, dass auch Professoren, „die es eigentlich wissen müssten“, bei der Auslegung und Bewertung historischer Quellen unterschiedlicher, ja gegensätzlicher Meinung sein können. Klaus Bergmann hat dies mit dem Begriff der „Kontroversität“ umschrieben. Doch damit nicht genug. Die Schülerinnen und Schüler sollen auch erkennen, welche Bedingungsfaktoren für das Entstehen unterschiedlicher Urteile verantwortlich sein können: Alter, Sozialisation, Grad der persönlichen Betroffenheit und zeitliche Distanz zum Geschehen, nationaler und politischer Standpunkt, Erkenntnisinteresse und vieles andere mehr. Die Fischer-Kontroverse ist dabei exemplarisch zu sehen. Sie kann durch den Historiker-Streit, die Goldhagen-Debatte oder die Diskussion um die Wehrmacht-Ausstellung ergänzt oder ersetzt werden. Schließlich sollen die Klassen und Kurse die Bedeutung dieser Bedingungsfaktoren auch für das eigene Urteilen und Handeln erkennen und einstufen können.


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NATO-Plaene 1961
(zur Zeit des Erscheinens von Fritz Fischers Buch "Griff nach der Weltmacht")


Es ging darum, ob die nukleare Macht innerhalb der NATO den USA vorbehalten sein sollte bzw. ob und in welchem Umfang Europa, einschliesslich Deutschland, einbezogen sein sollte.
Dean Acheson legte seinen Entwurf "A Review of North Atlantic Problems for the Future" vor, der von Praesident Kennedy als Strategiepapier uebernommen wurde. Fazit: Nukleare Ruestung wird weiter gefuehrt und bleibt innerhalb der NATO den USA vorbehalten.

http://books.google.co.ke/books?id=QqQS6bFWubgC&pg=PA80&lpg=PA80&dq=%22review+of+north+atlantic+problems%22+1961&source=bl&ots=YHhdWo6P7N&sig=xPblLn9rao9kA-DpelhojXUpvtU&hl=en&sa=X&ei=aEL3UrXGFOme0QWZr4GADw&redir_esc=y#v=onepage&q=%22review%20of%20north%20atlantic%20problems%22%201961&f=false



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Transatlantische Dynamiken:
Die „Studiengruppe Deutschland“ und ihr Einfluss auf die Interpretation von Geschichte






Hajo Holborn,
American Historical Association (AHA)
Arbeitete auch fuer den OSS,
Vorlaeufer der CIA.

Siehe Kommentar "Verflechtungen"
(unten); vgl. Wikipedia u. a. Quellen


Bild gefunden auf

http://www.historians.org/
about-aha-and-membership/
aha-history-and-archives/
presidential-addresses/hajo-holborn


 Funde mit Google-Suche “Hajo Holborn” und “Deutscher Sonderweg”
(die ersten 10 von 52)


 

Hajo Holborn hat in seinem "klassischen" Aufsatz über den Idealismus in ... Stuttgart, Berlin 1966; Faulenbach, Bernd: "Deutscher Sonderweg". Zur Geschichte ...
 
Geschichtsbilder: Festschrift für Michael Salewski zum 65. ...
books.google.com/books?isbn=3515082522

Thomas Stamm-Kuhlmann - 2003 - History
Weimarer Republik: Larmoyanz und deutscher Sonderweg Auch nach dem ... Ludwig Bergsträßer, Goetz, Schnabel, Hajo Holborn, Wilhelm Mommsen - aber ...
 
books.google.com/books?isbn=3825214222

Winfried Schulze
- 2002 - History
... unausweichlich gemacht, die von Hajo Holborn (einem inzwischen verstorbenen aus Deutschland in ... Kontinuitätsproblem und „deutscher Sonderweg“ 293.

zettelmaus.blogspot.com/.../kriegsschuld-am-ersten-we...
Jan 31, 2014 - ... Thema "preussisch-deutscher Militarismus" und "deutscher Sonderweg" ..... Hajo Holborn, Sterling Professor of History, Yale University, who ...

University of Texas at Arlington
by A Stoletzki - 2013
as Deutscher Sonderweg (German special path) theories.30 It might be for this ... und der neuen Heimat: Hajo Holborn, Felix Gilbert, Dietrich Gerhard, Hans ...
 
- Alibris Marketplace
www.alibris.com/booksearch?...
Deutscher Sonderweg--Mythos oder Realität? by Karl Dietrich Bracher, Germany) .... Hajo Holborn; Inter Nationes prize, 1969. by Hajo Holborn, Inter Nationes.

https://cdr.lib.unc.edu/.../uuid:cb5aa26d-1475-4211-9b35-002345466e3...
The generations of Carl Schorske, Leonard Krieger, Hajo Holborn, Arno ...... 48 Wehler, “'Deutscher Sonderweg' oder allgemeine Probleme des westlichen ...

www.ifz-muenchen.de/uploads/media/VfZ_Gesamtverzeichnis.pdf

Hajo Holborn: Bericht zur deutschen Frage. Beobachtungen und Empfehlungen ...... Deutscher Sonderweg – Mythos oder Realität? Ein Colloquium im Institut für ...

link.springer.com/.../...
Springer Science+Business Media
A.J.P. Taylor's "The Course of German History" (1945), mit Hajo Holborn, .... und Hans-Ulrich Wehler (»Deutscher Sonderweg oder allgemeine Probleme des ...

ubt.opus.hbz-nrw.de/volltexte/2012/774/.../FanDingliang_20120719.pdf
by D Fan
Jul 19, 2012 - 3.2 Neuer »Deutscher Sonderweg« . ..... dieser Zeit Hajo Holborn (1902-1969), Wilhelm Mommsen (1892-1966) und Eckart Kehr (1902-. 1933).



Aus

The Study Group on Germany:
Exploring the Transatlantic Dynamics in an Exile Debate of the 1940s
Almut Stoletzki
Traversea, Vol. 2, 2012                                                                 

Many of the intellectuals who fled National Socialist persecution after 1933 sought refuge across the Atlantic. For these refugees, the United States became not only a safe haven, but also the necessary social reality and intellectual space in which to seek answers to pressing European questions. One of the effects of this intellectual migration, previously neglected by researchers, was the mingling of past experiences of the refugees with their new impressions of the American society.2 This article aims at depicting different aspects of transatlantic dynamics that took form in the statements and publications of the refugee intellectuals explicitly, as well as between the lines. […]
When at the end of the 1930s, public debates in England and in the United States began to focus on the politics of Nazi-Germany, many refugee intellectuals sought to trace the origins of National Socialism. In their statements they critically questioned what they perceived as “German tradition” often by use of explicit and underlying comparisons with American history and social reality. These statements and discussions bear witness to the fragility of “traditions” and of national patterns of perception in the face of the experiences of persecution, flight, and forced re-location. At the same time they allow for detailed pictures of affinities and differences within transatlantic history to emerge.3

Discussion amongst émigré intellectuals of the newly founded Study Group on Germany, who met at the New School for Social Research in New York City in the year 1943, illustrates several aspects of these transatlantic dynamics. The discussion aimed at critically inspecting popular icons of the proclaimed tradition of German Geistesgeschichte that were suspected to have potentially paved the way for the ascension of National Socialism in Germany.4 Felix Kaufmann, an emigrated jurist and social scientist from Vienna, gave a lecture on the relationship between “German Philosophy and German National Character,” which enkindled a lively discussion in the Study Group on Germany. […]
When the Nazis passed the “Law on the Restitution of the Civil Service” in 1933, Alvin Johnson – the co-founder and director of the New School since 1922 – with the support of the Rockefeller Foundation, began to help intellectuals threatened with persecution by the Nazis to escape to the United States.  To this end he founded the University in Exile at the New School.

Johnson, an economist and co-editor of the Encyclopedia of the Social Sciences, possessed outstanding knowledge of German academia and considered his efforts to be not only a “rescue
operation” but also a unique opportunity for the potential of the emigrating intellectuals to unfold in the United States.7    Together with Emil Lederer, an economist and Social Democrat from Berlin, who was the first to arrive safely in New York City, Johnson drew up a “wish list” of  reform-oriented intellectuals and scientists from a variety of German universities and disciplines:  sociology, economics, political science, administrative studies, Gestalt psychology and musicology.8    In 1935, during the course of the expansion of the New School to a complete university, the University in Exile became the Graduate Faculty of Political and Social Sciences.

The Graduate Faculty grew successively with the waves of refugees that arrived in 1938 after the German annexation of Austria, and again in 1940 after the German occupation of France. By the year 1945, some 178 exiled intellectuals and scientists from the whole of Europe had found employment in one form or another – at the New School.  This university thus accommodated more academic émigrés than any other institution in the United States.9
In the year 1942, after the United States had become involved in World War II, some members of the Graduate Faculty established the Study Group on Germany, an intellectual meeting that in such a constellation would only have been possible in exile. Organized like the research groups at the Kiel Institute for the World Economy (Institut für Weltwirtschaftsforschung), the “German problem” was to be analyzed and discussed on the basis of individual lectures.  This thematic focus was by no means unusual.  The term refers to broad and  controversial public debates in  Great  Britain and  the  United  States  accompanying the German aggression against Poland, the outbreak of World War II, and the entry of the United States into the war following the Japanese attack on Pearl Harbor. […]

The Study Group on Germany brought together a cross-section of the Weimar political and intellectual representatives who would probably not have met under different circumstances.
The lecture topics dealt with the most prominent icons of German Geistesgeschichte: the geographical factor, the Lutheran Reformation, the rule of Bismarck, and the philosophy of German Idealism, as they were perceived by the mainstream of historians since the late nineteenth century. These ideas were still influential during the Weimar Republic. Theories dealing with these icons sought to justify peculiarities of German history and came to be known as Deutscher Sonderweg (German special path) theories.30 It might be for this reason that the few authors who mentioned the Study Group on Germany considered it a continuation of the Sonderweg theories.31 This interpretation ignores important differences concerning the context and the lines of argument.


Whereas the Sonderweg theories were intended to justify the existence of the German nation-state and the conduct of its government, the members of the Study Group sought to critically examine the course of German history, searching for characteristics that might have paved the way to power for the Nazis. The advocates of the Sonderweg were deeply convinced of their theoretical artifacts. They argued with certainty, and they pretended to know very well, all aspects of “German national character.” A clear contrast to this attitude can be identified already in the first meeting of the Study Group. The long line of history that was constructed in the discussion, and the lack of clarity surrounding the term “national character” mentioned above, both point towards a fundamental incertitude prevailing among the members of the Study Group. The search for the causes and conditions that allowed for National Socialism to rise unsettled the conceptual and intellectual fabric of the refugee intellectuals. But this incertitude not only differentiates the Study Group from the advocates of the Sonderweg; in addition, it simultaneously produced kinds of transatlantic dynamics, in the form of a virtual encounter between German history and the experience of American social reality.
At the end of the first meeting, the participants discussed the schedule for the following months. The group did not adhere to the plan for a confrontation of German history with the history of Western Europe, as Albert Salomon had outlined in his introductory remarks. When the participants made proposals for their lectures, they already drew on either a comparison between “Germany” and “America,” on comparisons between “German” and “Anglo-American aspects” or on American authors. Obviously, the refugee intellectuals did not only critically examine their intellectual tradition, but they simultaneously tried to reflect on the current experiences of American society. Further aspects of these transatlantic dynamics can be revealed with a closer look on the discussion following the lecture Felix Kaufmann gave in the last two meetings of the Study Group. […]
         


Almut Stoletzki studied social sciences at the University of Göttingen in Germany. Currently, she is completing her dissertation in Sociology at Leibniz University in Hanover, Germany. Her research interests are comparative sociology, intellectual history and the critical theory of the Frankfurt School. [,,,]

This contribution can be conceived as a sociologically informed intellectual history of a particular group of refugees. It seeks to build on the most recent findings on the sociology of intellectual transfer. [...]

See Detlev Claussen, Theodor W. Adorno—One Last Genius (Cambridge: Harvard University Press, 2008);. Detlev Claussen, “Intellectual Transfer. Theodor W. Adorno’s American Experience” in New German Critique 97, Adorno and Ethics (2006): 5-14; and Michael Werz, “Das atlantische Kraftfeld. Wie sich die amerikanische Erfahrung in Begriffen niederschlägt,” in Theodor W. Adorno, ed. Moshe Zuckermann, 215-233. In a more general sense, the article does also draw on the historical concept of entangled history, as described by Sebastian Conrad and Shalini Randeria., ed., Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften (Frankfurt/Main: Campus, 2002). [...]
 
 29 Erich Hula was a student of Hans Kelsen in Vienna and followed him as an academic assistant to the university of Cologne in Germany. 1934 he returned to Vienna and worked for the chamber of labor. He fled in 1938 shortly after the Nazi Anschluss of Austria. On Hula’s biography, see Johannes Feichtinger, Wissenschaft zwischen den Kulturen (Frankfurt am Main: Campus, 2001), 298-301. Felix Gilbert had studied with Friedrich Meinecke and was a specialist for the history of the Renaissance. He left Germany in 1936. He emigrated to England first before he reached the United States. Gilbert worked at the New School and later joined the Research and Analysis Branch of the Office of Strategic Services. On Gilbert’s biography, see Gerhard A. Ritter, ”Die emigrierten Meinecke-Schüler in den Vereinigten Staaten. Leben und Geschichtsschreibung zwischen Deutschland und der neuen Heimat: Hajo Holborn, Felix Gilbert, Dietrich Gerhard, Hans Rosenberg,“ in Historische Zeitschrift 284 (2007), 59–102. [...]

30 For an overview over the Sonderweg-theories as well as the main trends and actors of the science of history in Germany for the period in question, see Faulenbach, Ideologie des deutschen Wegs.

31 For the few existing references to the Study Group on Germany, see Ilja Srubar, “Das Bild Deutschlands in den Werken der sozialwissenschaftlichen Emigration 1933-1945,” in Exil, Wissenschaft, Identität, 281-298, in particular 295; Rutkoff and Scott, New School, 137-139; Ingeborg Helling, “Wirken in der Emigration: Felix Kaufmann,” in Srubar, Exil, Wissenschaft, Identität, 181-205; see Thomas Meyer, “Die Macht der Ideen. Albert Salomon im Kontext zweier ideengeschichtlicher Debatten: Weimar und Exil.” In Peter Gostmann and Claudius Härpfer, eds., Verlassene Stufen der Reflexion. (Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2001), 157–177, Meyer does not mention the term Sonderweg but regards the Study Group basically as a continuation of the debates in the Weimar Republic. See ibid., 171.

  
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Knuepfte das American Council on Germany an die Studiengruppe Deutschland an? 
Hajo Holborn war bei beiden dabei; er war ein starker Proponent der These vom "deutschen Sonderweg".
Gab es ergebnisoffene Debatten, oder ging es darum, Wiederbewaffnung historisch zu begruenden


The American Council on Germany (ACG) ist eine Nichtstaatliche Organisation (NGO), welche mit dem Council on Foreign Relations affiliiert ist. Es wurde 1952 als private Non-Profit-Organisation gegründet, um das deutsch-amerikanische Verständnis nach dem Zweiten Weltkrieg zu fördern. Unter seinen Gründern waren John Jay McCloy (als Gründungsvorsitzender) und Ellen Z. McCloy, General Lucius D. Clay, Christopher Emmet und Eric M. Warburg. Frühere Mitglieder waren unter anderem Joseph Kaskell, George N. Shuster, Hajo Holborn und Felix E. Hirsch.

American Council on Germany
by Lambert M. Surhone and Mariam T. Tennoe and Susan F. Henssonow
Betascript Publishing
Publish Date: June 2011
http://www.booksamillion.com/p/American-Council-Germany/Lambert-M-Surhone/9786136145747


Neben John J. McCloy war auch seine Ehefrau, Ellen Zinsser McCloy, Mitgründerin des American Council on Germany. Sie war eine Kusine der zweiten Ehefrau von Konrad Adenauer, Auguste Adenauer geb. Zinsser. Eine weitere Kusine von Auguste Adenauer, Schwester von Ellen McCloy, war die Ehefrau des US Botschafters in London. Drei Männer, die u.a. in der Frage der Wiederbewaffnung Deutschlands eine wichtige Rolle spielten, waren also über die Familie Zinsser auch privat miteinander verbunden. Dass dies manchmal zu verkürzten Wegen der Meinungsbildung und Entscheidung geführt hat, kann man vermuten.


ELLEN Z. McCLOY, 87, LEADER IN RELIEF EFFORTS IN GERMANY
By ERIC PACE 
Published: April 8, 1986

Ellen Zinsser McCloy, who as the wife of the United States High Commissioner in Germany from 1949 to 1952 was active in relief and reorientation activities, died Sunday at Greenwich (Conn.) Hospital. She was 87 years old and lived in Stamford, Conn.
During her years in Germany, Mrs. McCloy made frequent public appearances, speaking in fluent German as she propounded American democratic ideals and urged German women to take a more active role in political life. […]
She is survived by her husband, John J. McCloy, to whom she was married in 1930. He is is a senior partner of the law firm of Milbank, Tweed, Hadley & McCloy, chairman of the American Council on Germany, a former president of the International Bank for Reconstruction and Development and a former chairman of the board of Chase Manhattan Bank.
Mrs. McCloy is also survived by a sister, Peggy Z. Douglas of Tucson, Ariz.; a son, John J. 2d, of Greenwich; a daughter, Ellen Z. McCloy of Manhattan, and two grandsons.
http://www.nytimes.com/1986/04/08/obituaries/ellen-z-mccloy-87-leader-in-relief-efforts-in-germany.html

Zinsser on Friday
A Cousin from Cologne
By William Zinsser
December 31, 2010

My great-grandfather, William Zinsser, emigrated from Germany in 1849 and founded a shellac business that would stay on the same block in mid-Manhattan for 125 years. Two brothers came with him. One, August, was a banker whose descendants, some of whom settled in Hastings-on-Hudson, N.Y., included the bacteriologist Hans Zinsser, widely known for his best-selling books Rats, Lice and History and As I Remember Him. The other brother, Frederick, a doctor, eventually returned to Germany, where his son Ferdinand, also a doctor, had a daughter, Augusta. She married a promising young lawyer in Cologne named Konrad Adenauer […]
In 1945 the promising young lawyer […] became the first chancellor of the German republic, a giant of the postwar world. In that role he came under the jurisdiction of the American high commissioner for Germany, John J. McCloy, who was the husband of the former Ellen Zinsser of the Hastings-on-Hudson clan. So it happened that the two men who collaborated most closely on the creation of the new Germany were Zinsser relatives.
It also happened that the American ambassador to the Court of St. James, in London, was Lewis W. Douglas, husband of Peggy Zinsser, sister of Ellen Zinsser McCloy. Their only other sibling, John S. Zinsser, was then head of an American chemical firm. That tribal link didn’t go unnoticed by the newspapers, which suggested that the future of Europe was being manipulated by the Zinsser family through its well-placed menfolk and their powerful wives.

http://theamericanscholar.org/a-cousin-from-cologne/#.U3hz9MtZq9M


Ebenfalls 1952
(ebenfalls mit Einfluss auf Meinungsbildung im Sinne einer Unterscheidung zwischen Militarismus und einem positiven militaerischen Weg, wobei der Unterschied durch die Westbindung garantiert sein soll):

Hamburg, Gründung „Transatlantik-Brücke“ (später „Atlantik-Brücke e.V.“ - Verein zur Stärkung        der deutsch-amerik. Freundschaft u.a. mit Bankiers Eric M. Warburg, Dr. Gotthard v. Falkenkenhausen, Ferdinand Graf v. Galen, Dr. Karl Klasen, Jürgen Ponto, Unternehmern Dr. Hans Karl v. Borries, Dr. Karl Heinz Beckurts u. Erik Blumfeld, die Politiker Hans Apel, Birgit Breuel, Otto Graf Lambsdorff,  Dr. Walther Leisler Kiep, Dr. Kurt Kiesinger, Annemarie Renger, Helmut Schmidt, ZEIT-Herausgeber Marion Gräfin Dönhoff u. Theo Sommer, Alfred Neven DuMont, Axel Springer, Franz Burda jun., die Journalisten Ernst Friedlaender, Bodo Hauser, Robert Held, Gert Ruge, Gerd Schulte-Hillen (FAZ „Ein Purist der Demokratie könnte Bedenken gegen derartige elitäre Mitbestimmungsgruppen haben“) http://www.verfolgte-schueler.org/1945-1990.htm

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Aus Wikipedia zu Alfred Vagts
http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Vagts

Alfred Vagts Werk umfasst wissenschaftliche ebenso wie literarische und essayistische Bücher. Als Hauptwerk gilt The History of Militarism, Civilian and Military. Vagts wird – wie Hajo Holborn, Eckart Kehr, George W. Hallgarten, Fritz T. Epstein und Hans Rosenberg – zu jenen deutschsprachigen Historiker gezählt, die sich im Exil wissenschaftlich neu orientierten.[7]


Anm.:
Vagts erfand die Unterscheidung zwischen militarism und military way und konstatierte, dass nicht Pazifismus, sondern Zivilismus, das Gegenteil von Militarismus sei. Das passte hervorragend zur Wiederbewaffnung der jungen Bundesrepublik Deutschland. (noch ausfuehren)




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Dirk A. Moses: German Intellectuals and the Nazi Past, Cambridge University Press 2007

Then there was the anti-German Sonderweg posture of the Fritz Fischer school and the subsequent social science historians who spoke of the missing revolution, premodern continuity, and who laid the blame for the First World War firmly at Germany’s feet. These historians, who saw 1933 and Auschwitz at the end of every development, did not realize that they stigmatized Germans as “perpetrators and criminals” in the same way as the Nazis spoke of the Jews.

ftp://67.11.16.240/Home/zMedia/from%20Iomega/New%20Folder/Books%20SUB%20CATEGORY/F-G/German%20Intellectuals%20and%20the%20Nazi%20Past%20-%20A.%20DIRK%20MOSES.pdf

(Dann gab es die anti-deutsche „Sonderweg“-Position der Fritz-Fischer-Schule und der daran anknüpfenden sozialwissenschaftlichen Historiker, die von der ausgebliebenen Revolution und von  vormoderner Kontinuität sprachen und die Schuld am Ersten Weltkrieg unverrückbar zu Füßen Deutschlands legten. Diese Historiker, die 1933 und Auschwitz am Ende jeder Entwicklung sahen, erkannten nicht, dass sie die Deutschen als "Täter und Verbrecher" in der gleichen Weise stigmatisierten, wie die Nazis von den Juden gesprochen hatten.)


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Die traumatischen Erfahrungen der Verfolgung in Deutschland, Begeisterung und Dankbarkeit für ihr Aufnahmeland USA und für den anglo-amerikanischen Kontext, die Möglichkeit, wieder wissenschaftlich zu arbeiten und dabei wirtschaftlich abgesichert zu sein – können sich diese Faktoren bei der aus Emigranten zusammen gesetzten „Studiengruppe Deutschland“ auf ihre Interpretation der Ursachen für die „deutsche Katastrophe“ ausgewirkt haben?
Und wenn, wäre daran irgendetwas auszusetzen?
Ich denke: Ja, es ist möglich, und Nein, daran wäre nichts auszusetzen – aber man sollte auch in die Ecken sehen, die von diesem Blick möglicherweise nicht ausgeleuchtet worden sind. Die Förderung der „Studiengruppe Deutschland“ und Aktivitäten ihrer Mitglieder in den Kriegs- und Nachkriegsjahren, u.a. durch die Rockefeller Stiftung, ist eine sehr wichtige und verdienstvolle Initiative gewesen. Man sollte jedoch nicht aus den Augen verlieren, dass die Rockefeller-Stiftung auch – durch Förderung über das Kaiser-Wilhelm-Institut – an der Aufwertung der eugenisch-rassenhygienischen Ideologie beteiligt gewesen war, die der NS-Ideologie als Nährboden diente.

Es ist völlig nachvollziehbar, dass sich der Blick in den Kriegs- und Nachkriegsjahren auf mehr oder weniger spekulative, aus der spezifisch deutschen Geschichte erklärbare bzw. im deutschen Volkscharakter tief verwurzelte Eigenschaften richtete, und nicht auf die eugenisch-rassenhygienische Ideologie, die eben keine spezifisch deutsche Erfindung war.

Aber heute, fast 70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, genügt das nicht mehr. Denn die  eugenisch-rassenhygienische Ideologie ist weit davon entfernt, überwunden zu sein. Sie erlebt vielmehr eine Renaissance, die u.a. in Büchern wie Thilo Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“ ihren Ausdruck findet.

 

60 Kommentare:

  1. Eintrag zu Fritz Fischer in der Encyclopaedia Britannica:

    Fischer postulierte, die Regierung des kaiserlichen Deutschland habe absichtlich die Krise provoziert, die zum Ersten Weltkrieg fuehrte.

    "German historian and professor (1948–73; emeritus, 1973–99) of medieval and
    modern history at the University of Hamburg who rejected the prevailing
    consensus of shared blame and postulated, most notably in his scholarly book
    Griff nach der Weltmacht: Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland
    1914/18 (1961; Germany’s Aims in the First World War, 1967), that the government of imperial Germany had consciously pursued a path to world power and had deliberately provoked the crisis that led to World War I (b. March 5, 1908,
    Ludwigstadt, Ger.—d. Dec. 1, 1999, Hamburg, Ger.)."

    http://www.britannica.com/EBchecked/topic/208409/Fritz-Fischer

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    1. Ehrenmitglied der American Historical Association

      “Fritz Fischer […] was named an Honorary Foreign Member of the AHA [American Historical Association] in 1984.”

      aus einem Artkel von Volker R. Berghahn (2000) auf

      http://www.historians.org/publications-and-directories/perspectives-on-history/march-2000/in-memoriam-fritz-fischer

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  2. Merkzettel

    "Krieg in Kauf nehmen/ auf Krieg vorbereitet sein" und "Krieg planen" - fliessende Grenzen und unterschiedliche Interpretationen.

    Noch aufgreifen.

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    1. Siehe dazu auch Stichwort "finanzielle Kriegsbereitschaft", Max Warburg, Vortrag 1907, erwaehnt in seinen Memoiren

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  3. Merkzettel 2

    Phaenomen der "Ko-optierung" beleuchten

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  4. Merkzettel 3

    Die Bedeutung von "Soundso-Plaenen" in der politischen Propaganda und in der politisch (mit) beeinflussten Interpretation von Geschichte:

    "Septemberplan" bei Fritz Fischer
    "Kaufman-Plan" und "Hooton-Plan" in Neonazi-Blaettern

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    1. vgl. auch "Hufeisenplan" in der Begründung des deutschen militärischen Engagements auf dem Balkan(Scharping)

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  5. Merkzettel 4

    Unterscheidung zwischen (wesentlichen) Fakten und (unwesentlichen) Nuancen in der Tradition von Fritz Fischer

    Beispiel:

    Thema Vergewaltigung als Handlung von Soldaten - auf BEIDEN Seiten

    Kein zulaessiges Thema laut Fischer-Schueler Volker Ullrich - Tabuisierung des Themas hat Folgen fuer Betroffene, die mit der Bewaeltigung oder Nicht-Bewaeltigung der Vergewaltigungs-Erfahrung allein gelassen wurden

    Gender-Perspektive (u.a.) kann einen Unterschied in der Wahrnehmung dessen machen, was als wesentlich oder unwesentlich angesehen wird; d.h. auch die Tatsache, dass massgebliche Historiker bisher ganz ueberwiegend Maenner waren, koennte fuer die Unterscheidung von "Fakten" und "Nuancen" eine Rolle spielen

    Die Tatsache, dass die Finanzierung fuer historische Forschung zu einem betraechtlichen Teil aus Militaer-Budgets kam/ kommt (mit Stellen fuer Militaerhistoriker), koennte Interpretationsmuster mit beeinflussen

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  6. Entscheidungen von 1961 (Erscheinungsjahr von Fischers "Griff nach der Weltmacht")

    "Was immer Sie von uns fordern ..."

    DER SPIEGEL 50/1961 - Potsdamer Platzangst
    06.12.1961 RÜSTUNG BONN

    "Als Vizekanzler Ludwig Erhard in der Regierungserklärung der vergangenen Woche auf den Bundesverteidigungshaushalt zu sprechen kam, nannte er aus gutem Grund keine Zahlen. [...]
    Der noch von Franz Etzel taxierte Militärhaushalt des Jahres 1962 in Höhe von 11,2 Milliarden Mark jedenfalls ist längst überholt. Konrad Adenauers Washington-Besuch hat den Amerikanern Gewißheit darüber verschafft, daß die Bundesregierung größte finanzielle Opfer zu bringen bereit ist, wenn die USA Straußens Aufrüstungspläne für die Bundeswehr aus den kommenden Berlin-Verhandlungen heraushalten. Adenauer beim Abschied zu Kennedy: "Was immer Sie von uns fordern - wir sind bereit."
    So will die Bundesregierung die Aufstellung der versprochenen zwölf westdeutschen Divisionen beschleunigen und deren Kampfstärke von bisher 70 bis 80 Prozent des Kriegs-Solls auf annähernd 100 Prozent erhöhen. Zu diesem Zweck hat sich die Bundesrepublik verpflichtet, die Wehrpflicht von bisher zwölf auf 18 Monate zu erhöhen und die zur Erhöhung der Kampfkraft notwendigen Waffen im kommenden Jahr in den USA einzukaufen. [...]
    Als der stellvertretende US-Verteidigungsminister Gilpatric Ende Oktober nach seinem Sondierungsbesuch am Rhein in die Vereinigten Staaten zurückkehrte, stand fest, daß Bonn im kommenden Jahr für 2,3 Milliarden Mark amerikanische Waffen kaufen werde. [...]
    Die Addition ergab, daß die Bonner Regierungspartner in ihr Koalitionspapier eine Verteidigungssumme von bereits 13,5 Milliarden Mark aufnehmen mußten.
    Dabei blieb es nicht: Das Bundesverteidigungsministerium setzte als westdeutschen Beitrag für die Nato-Aufwendungen zugunsten der Sicherheit von Berlin eine weitere runde Milliarde Mark in seine Rechnung, womit der Rüstungspegel für 1962 rund 14.5 Milliarden erreichte.
    Schließlich nutzte auch Großbritannien die Potsdamer Platzangst in Bonn, um den Bundeshaushalt anzuzapfen. Am Montag vergangener Woche begannen im Auswärtigen Amt deutsch-britische Verhandlungen über einen neuen Bonner Beitrag zu den Stationierungskosten der britischen Rheinarmee und über die Auffüllung des zinsfreien deutschen Devisenkontos bei der Bank von England.
    Verhandlungsführer Marjoribanks, Gesandter an der Bonner Britenbotschaft, eröffnete seinen Gesprächspartnern im Auswärtigen Amt, Großbritannien fordere für das Jahr 1962 mindestens Zahlungen in Höhe des diesjährigen Stationierungskostenbeitrags von 140 Millionen Mark (der eigentlich in diesem Jahr zum aller-allerletzten Male eingetrieben werden sollte).
    Außerdem, so verlangte Marjoribanks, solle das inzwischen fast aufgezehrte Devisenkonto wieder aufgestockt werden, das Bonn den Briten zur Überwindung ihrer Zahlungsbilanz-Schwierigkeiten eingerichtet hatte. [...]
    Der noch bis zum vergangenen Donnerstag in Washington zurückgebliebene Franz-Josef Strauß [...] hatte sich inzwischen von den Amerikanern eine Aufstockung der deutschen Rüstungskäufe um 500 Millionen auf 2,8 Milliarden Mark abhandeln lassen. Des weiteren war ihm von den Amerikanern bedeutet worden, die Bundesrepublik möge es auch nicht bei 15 Milliarden Mark bewenden lassen, sondern ihren Wehranteil auf 18, tunlichst sogar auf 20 Milliarden Mark erhöhen."

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  7. Ketzerpose

    Aus "Fischer-Kontroverse" auf Wikipedia, zuletzt geaendert am 9. Februar 2014

    http://de.wikipedia.org/wiki/Fischer-Kontroverse

    "[...] Fischer [...] [zog] die geschichtspolitisch noch ungleich wichtigere und sorgsam gepflegte Formel in Zweifel [...], dass es sich beim NS-Regime und dessen Außenpolitik um einen gleichsam voraussetzungslosen Bruch, einen wesentlich an die Person Hitlers gebundenen „Betriebsunfall“ der deutschen Geschichte gehandelt habe. Mit dieser These stand Fischer in der Bundesrepublik zunächst völlig allein."

    Stimmt nicht, schon Friedrich Meinecke hatte den Weg in die "deutsche Katastrophe" mit Kontinuitaeten des preussisch-deutschen Militarismus erklaert (s.o.).

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    1. Falsche Dichotomie:

      Die Annahme, das NS Regime sei entweder die Folge eines "voraussetzungslosen Bruchs" oder Folge von spezifisch deutschen Kontinuitaeten, greift zu kurz. Ausgeblendet bleibt der Einfluss grenzuebergreifender Ideologien wie Eugenik, Sozialdarwinismus und antisemitischer Antibolschewismus.

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  8. Verflechtungen
    Viele US amerikanische Historiker arbeiteten fuer das OSS, Vorlaeufer des CIA

    History Scholars Who Worked for OSS
    From Cloak & Gown: Scholars in the Secret War, 1939-1961 by Robin W. Winks (New York: William Morrow and Company, 1987), pp. 495-97:

    A short list of history scholars who worked for the Office of Strategic Services
    by Robin W. Winks

    [...]

    Crane Brinton, professor of history, Harvard University, perhaps the leading historian of ideas on the European front;

    Dr. Frederick Burkhardt, director of the American Council of Learned Societies;

    John Christopher, professor of history, University of Rochester, who with Brinton and Robert Lee Wolff wrote an extremely influential (and extremely
    successful) textbook, History of Civilization, immediately after the war, a text which became one of two that dominated the market for the immediate
    postwar generation of undergraduate students. Brinton, Christopher and Wolff, as the text was known, reflected the synoptic view the authors developed while
    in the OSS, and it would not be totally revised until 1983;

    Dr. Ray Cline, who wrote a first-rate volume in the official history of World War II and then returned to the intelligence profession. He became the CIA's deputy director for intelligence from 1962 to 1966; [...]

    Gordon Craig, professor of history, Princeton and later Stanford universities, author of the leading books on the role of the military in German history [...]

    Harold C. Deutsch, professor of history, University of Minnesota, also an important figure in the development of modern German history in the United States [...]

    Samuel W. Halperin, professor of history, University of Chicago, and after the war editor of the Journal of Modern History [...]

    Hajo Holborn, Sterling Professor of History, Yale University, who worked on occupation policy for Germany at the end of the war and wrote on the history of military occupation, becoming a dominant figure in the training of postwar Germanists [...]

    Leonard Krieger, who returned from the OSS to become a professor at Yale and then of German intellectual history at the University of Chicago;

    William L. Langer, the outstanding European diplomatic historian of his generation [...]

    Herbert Marcuse, who moved from history to philosophy at Brandeis and the University of California, and from the contemplative life to that of guru to the student revolt during the war in Vietnam;

    Henry Cord Meyer, professor of history, Pomona College, another leading Germanist who left Yale for the West Coast [...]

    David H. Pinckney, professor of history, first at the University of Missouri and then the University of Washington, a major force in French history and, like Brinton, Craig, Fairbank, Holborn, Langer, and Arthur M. Schlesinger, Jr., a president of the American Historical Association, perhaps the highest honor the discipline can bestow on one of its own [..]

    Bernadotte E. Schmitt, who after the war lived in retirement, lauded as the leading revisionist historian of the causes of World War I;

    Carl E. Schorske, professor of history at Wesleyan and then Princeton University, an authority on European intellectual history [...]

    http://www.namebase.org/campus/oss.html

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    1. Kann die "Drehtuer" zwischen Geschichtswissenschaft und Nachrichtendienst die Auswahl der historischen Fakten, die beleuchtet oder nicht beleuchtet wurden, und ihre Deutung mit beeinflusst haben; und wenn, in welche Richtung?

      Das "American Council of Learned Societies" (s.o., Burkhardt) finanzierte Fischers Vortragsreise in die USA; die American Historical Association(s.o., Pinckney u.a.) verlieh ihm die Ehrenmitgliedschaft.

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    2. Fritz Fischers Vortragsreise in die USA:
      Gegenueber wissenschaftlichen Schwaechen ein Auge zugedrueckt - haette das Auswaertige Amt ihn nicht "zum Schweigen bringen" wollen, waere man in Berkeley kritischer gewesen

      " ... writing to Hans Herzfeld several weeks after Fischer’s United States lecture tour, Hans Rosenberg provided a candid – and devastating – assessment: “Fischer’s appearance here [at Berkeley], as I indicated
      already, turned out to be a great intellectual and scholarly disappointment [eine große geistigwissenschaftliche Enttäuschung]. Had the German Foreign Office not tried to silence him, he
      would have encountered strong criticism over here. But given the political background we all turned a blind eye on his assumptions and at times sloppy methods, even though we by no means endorse them.”

      Aus einer Dissertation von Philip Stelzel, Chapel Hill, 2010
      https://cdr.lib.unc.edu/indexablecontent/uuid:cb5aa26d-1475-4211-9b35-002345466e39

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    3. Hajo Holborn (vgl. oben, "History Scholars Who Worked for OSS") schrieb das Vorwort zu Fritz Fischers "Germany's Aims in the First World War".

      http://www.amazon.de/Germanys-Aims-First-World-War/dp/0393097986

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    4. Noch aus der Dissertation von Philip Stelzel, s.o.

      “Anglo-American critical interest in German history influenced and assisted in the modernization of West German historical
      writing.” (Ernst Schulin)

      (Anglo-amerikanisches kritisches Interesse beeinflusste und unterstuetzte bei der Modernisierung westdeutscher Geschichtsschreibung)

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  9. Im (deutschsprachigen) Wikipedia-Eintrag zu dem Antagonisten Fritz Fischers in der "Fischer-Kontroverse", Gerhard Ritter, fehlt (bis auf die Angabe eines Buchtitels) ein Hinweis auf sein Engagement zum Thema Menschenrechte.

    "The First Historian of Human Rights" betitelte Samuel Moyn von der University of Chicago eine 2011 erschienene Publikation ueber Ritters bahnbrechende Arbeit zur Etablierung des Themas Menschenrechte in der Geschichtsforschung.

    http://lucian.uchicago.edu/blogs/around1948/files/2012/09/2011-The-First-Historian-Human-Rights-S.-Moyn.pdf

    http://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Ritter

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  10. Zitate aus

    Erster Weltkrieg: "Völlig unreife Thesen"
    Die Fischer-Kontroverse um die Mitschuld der Deutschen am Ersten Weltkrieg wurde vor 50 Jahren der erste große Historikerstreit der Bundesrepublik. Eine
    persönliche Erinnerung von Volker Ullrich

    DIE ZEIT Nº 44/2011 Aktualisiert 1. November 2011

    "Auf dem Historikertag springt Fritz Stern dem Attackierten zur Seite
    Fischer reiste dann finanziert von Mitteln des American Council of Learned
    Societies, und es wurde ein Triumphzug. Jenseits des Atlantiks wusste man zu
    schätzen, dass ein deutscher Historiker aus dem Common Sense der Zunft
    ausgeschert war und den Mut zur längst fälligen Geschichtsrevision aufgebracht
    hatte."

    "Unvergesslich sind mir die Worte, mit denen Fritz Stern dem
    attackierten Hamburger Gelehrten zur Seite sprang. »Wird nicht jede These in der
    Geschichtsschreibung das erste Mal so scharf, so einseitig formuliert?«, fragte
    er und bekräftigte: »Unsere Wissenschaft braucht solche anregenden Neuanfänge.«

    "Noch heute empfinde ich uneingeschränkte Bewunderung für die
    Courage, mit der Fritz Fischer der historischen Wahrheit eine Gasse gebahnt hat."

    http://www.zeit.de/2011/44/Fischer-Kontroverse/seite-2

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    1. Eine lobende Kurz-Rezension von Fritz Stern erschien auf dem Schutzumschlag zur amerikanischen Ausgabe von Fischers Buch, "Germany's Aims in the First World War", zu der Hajo Holborn das Vorwort geschrieben hatte (s.o.).

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    2. »Wird nicht jede These in der Geschichtsschreibung das erste Mal so scharf, so einseitig formuliert?«

      Es waere interessant, wie Fritz Stern das heute sieht. Hat es denn tatsaechlich eine Weiterentwicklung gegeben, wurde die Einseitigkeit innerhalb der Fritz-Fischer-Schule ueberwunden? Mir scheint das nicht der Fall zu sein.

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  11. Geboren am Ort der Torpedowerft, die seiner Familie gehörte (s.o., Stichwort “Whitehead”) – hielt er Kriegswaffen für eine Kraft des Guten?

    Alexander Hoyos
    aus Wikipedia

    Alexander Graf von Hoyos (* 13. Mai 1876 in Fiume város, heute Rijeka; † 20. Oktober 1937 in Schwertberg, Oberösterreich), war ein österreichisch-ungarischer Diplomat vor und während des Ersten Weltkrieges, der in der Julikrise eine bedeutende Rolle spielte. Insbesondere führte er die Mission Hoyos durch, deren Ergebnisse den Krieg gegen Serbien einleiteten. […]
    Nach dem Attentat von Sarajevo empfahl Hoyos, absoluter Anhänger der Idee einer Abrechnung mit Serbien,[6] als engster Berater des Außenministers der Habsburgermonarchie „bei dieser Gelegenheit freie Hand gegen Serbien für die Zukunft“ zu sichern.[…]
    In seinen späteren Aufzeichnungen betrachtete er den Erfolg der „Mission Hoyos“[…] rückblickend als „unermessliches Unheil“

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  12. Noch zu Wavell:

    Besprechung des Buches von Victoria Schofield in "Military History Monthly" vom 11. Januar 2011.
    Der Rezensent nutzt die Gelegenheit, die Zeit zwischen den Weltkriegen als eine Zeit darzustellen, in der man (im Vereinigten Koenigreich) dem Militaerischen nicht genug Bedeutung gegeben habe; daraus sei fuer die heutige Zeit eine Lektion zu lernen.

    "His mixed fortunes reflected the serious neglect suffered by the Armed Forces in what passed for peacetime, but was really only an interval between wars – and could stand as an object lesson to Government in our own day as it implements damaging military cuts."

    http://www.military-history.org/books/wavell-soldier-statesman-by-victoria-schofield.htm

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  13. "Der Flottenbau richtete sich nicht nur gegen England, sondern auch gegen einen inneren Gegner: gegen die Sozialdemokratie. Schon 1895 machte Tirpitz daraus kein Hehl. Deutschland müsse, schrieb er, zur Weltpolitik übergehen „nicht zu geringem Grade auch deshalb, weil in der neuen großen Aufgabe und dem damit verbundenen Wirtschaftsgewinn ein starkes Palliativ gegen gebildete und ungebildete Sozialdemokraten liegt.“ "

    http://www.zeit.de/2014/08/erster-weltkrieg-marine-von-tirpitz/seite-2

    (Aus Kommentar 4 von titanicus. 10. Mai 2014)

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  14. Aus
    DIE ZEIT Nº 08/2014
    10. Juli 2014
    Erster Weltkrieg
    Erich Mühsam

    Der Pazifist erkennt sich selbst nicht wieder: Für einen kurzen Augenblick verfällt auch er im August 1914 dem nationalen Taumel
    von Gero von Randow

    Nun aber gilt: "Wer am meisten Menschen mordet, gewinnt", wie er am 13. August 1914 schreibt. Am 11. September lautet ein Eintrag: "Es gibt kein Volk und kann keins geben, das zivilisiert genug wäre, um zivilisiert Kriege zu führen. Denn der Krieg selbst ist etwas Unzivilisiertes ..."

    http://www.zeit.de/2014/08/erster-weltkrieg-anarchist-erich-muehsam?commentstart=17#cid-3799635

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  15. Vorschlag fuer einen Verhandlungsfrieden in der New York Times im Juni 1918 bringt der Zeitung und ihrem Herausgeber Adolph Ochs Aerger ein


    06/03/1918
    The Times wins its first Pulitzer Prize, for public service in publishing the texts of dozens of official reports, documents and speeches about World War I.
    The Times is widely denounced for an editorial praising an Austrian peace proposal that falls short of unconditional surrender. Adolph Ochs’s patriotism is questioned; The Herald begins a circulation drive with the slogan “Read an American Newspaper.”
    James Gordon Bennett Jr. dies; Frank Andrew Munsey purchases both editions of the Herald.

    http://www.nytco.com/who-we-are/culture/our-history/

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  16. Lehren aus den Weltkriegen

    Satirisch in

    Neues aus der Anstalt vom 23.September 2014: Über Russland, Massaker von Odessa, Ukraine, MH17, Medien, Waffenlieferungen in Krisengebiete, Bundespräsident Joachim Gauck uvm

    https://www.youtube.com/watch?v=_3Z43XyIEY0

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  17. Euphemistisch: Begeisterte Besprechung eines Buches von Karlheinz Schonauer (s.o.) auf der Webseite der AG Friedensforschung

    Herbeigesehnter Krieg

    Karlheinz Schonauer widerlegt Christopher Clarks »Schlafwandler«-These über den Ersten Weltkrieg
    Von Annette Hauschild *

    Der Politikwissenschaftler Karlheinz Schonauer erzählt in seinem Buch »1914. Protokoll eines gewollten Krieges« in erfrischender und lockerer Sprache vom Lügen- und Ränkespiel der deutschen und österreichischen Spitzendiplomaten zur Vorbereitung des Krieges 1914 – 1918.

    In Anlehnung an die Schule von Fritz Fischer vertritt der ehemalige Referent des SPD-Parteivorstands die These, das Deutsche Reich und die k. k.-Monarchie Österreich-Ungarn hätten den Krieg bewußt gesucht und vorangetrieben. Sein Buch erschien 2012, also vor der deutschen Übersetzung von Christopher Clarks Buch »Die Schlafwandler« und nahm die Gegenposition damit quasi vorweg.

    Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajevo im August 1914 sei lediglich zum Anlaß genommen worden, um einen lange herbeigesehnten Krieg führen zu können. Allerdings habe Deutschland mit seiner Mobilmachung so lange gewartet, bis Rußland eine Generalmobilmachung angeordnet habe, um seine Kriegsanstrengungen als Vaterlandsverteidigung darstellen zu können.

    Kriegsziele Deutschlands waren die Vorherrschaft in Europa und ein »Platz an der Sonne« in der Welt, die Gewinnung von Kolonien und die Niederhaltung Frankreichs. Das Kriegsziel Österreich-Ungarns war die Festigung seiner Herrschaft auf dem Balkan.

    Der Zweite Weltkrieg sei danach bereits der zweite Versuch Deutschlands gewesen, sich die Vormacht in Europa zu sichern. Die Nazidiktatur stehe in einer politischen und ideologischen Kontinuität mit deutschnationalen Bestrebungen vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Es seien »zwei Generationen einer Idee, lediglich unterbrochen durch ein Aufflackern republikanischer Energie, die aus der Kriegsmüdigkeit der Deutschen im Winter 1918/19 gespeist worden war«. Das NS-Regime sei mithin kein »Ausrutscher« oder »Betriebsunfall der Geschichte«, wie die deutsche Geschichtswissenschaft lange behauptet habe.

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    1. Besonderes Augenmerk legt der Autor auf die Rolle der deutschen Sozialdemokratie, auf den Druck, unter dem diese Partei durch die neuerliche Verbotsgefahr stand und auf die innerparteiliche Zerrissenheit, die in der Debatte vor der Zustimmung zu den Kriegskrediten sichtbar wurde.

      Schonauer wählt eine bisher in der Historiografie ungewöhnliche Darstellungsform: das Ereignisprotokoll. Seine Schilderungen erinnern an einen Episodenfilm. In einem »Vorspiel« genannten Teil zeichnet er die deutschen Weltmachtgelüste seit Bismarcks Zwangspensionierung nach. Im Hauptteil, »Protokoll eines gewollten Krieges«, zeichnet er die Verwicklung und internationale Verstrickung der Handlungsstränge von Januar 1914 bis zum ersten Kriegswinter 1914 nach. Chronologisch beschreibt er den Ablauf der Ereignisse: Diplomatentreffen, Konsultationen, Depeschen und Absprachen zwischen dem deutschen Reichskanzler Bethmann-Hollweg, der Spitze des Auswärtigen Amtes, ihren österreichischen Counterparts und den ausländischen Botschaften und Regierungen der Entente-Mächte.

      Mit Hilfe eines umfangreichen Dokumentenmaterials aus Depeschen, Briefen, Tagebucheinträgen von Militärs, Politikern und anderen Personen des öffentlichen Lebens, von Zeitungsartikeln und schriftlichen Berichten von Zeitzeugen, entsteht ein komplexes Bild dessen, was zwischen der Julikrise und dem deutschen Überfall auf das neutrale Belgien und den Kriegsverbrechen an der belgischen Bevölkerung geschah.

      Das Buch ist trotz des Umfangs von 500 Seiten gut zu lesen. Besonders bewegend ist der letzte Teil, in dem das brutale und menschenverachtende Vorgehen der Reichswehr gegen die belgische Bevölkerung beschrieben wird. Leider fehlt dem akribisch recherchierten Werk ein dokumentarischer Anhang.

      Karlheinz Schonauer: 1914 - Protokoll eines gewollten Krieges. Books on Demand, Deutschland 2012, 614 Seiten, 39 Euro

      * Aus: junge Welt, Donnerstag, 19. Juni 2014

      http://www.ag-friedensforschung.de/themen/1wk/schonauer.html

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  18. Aus

    Hans-Ulrich Wehler obituary
    Historian who revolutionised the study of German society and became one of the country's leading public intellectuals
    Richard C Evans
    The Guardian
    18 July 2014

    Hans-Ulrich Wehler, the most influential German historian of the post-second-world-war era, has died aged 82. The question of the long-term roots of nazism in German history was first opened up by Fritz Fischer, a historian of the previous generation, in the early 1960s, through a comparison of German war aims in 1914-18 and 1939-45. Wehler took this line of inquiry further by extending it to the formation, or in his view malformation, of German society in the 19th century, revolutionising the study of German history in the process.

    He did this by applying American modernisation theory, which held that industrialisation would be accompanied by increased social mobility and political democracy, and a Marxist concept of class conflict. Using this approach, he argued forcefully that Germany's path to modernity deviated from the western norm with the failure of the 1848 revolutions, allowing the continued domination of an anti-democratic, anti-modern aristocratic elite while elsewhere the bourgeoisie seized control of events and drove on the modernisation of the rest of western Europe to its full conclusion.

    The result in Germany was a modern industrial economy that failed to bring with it the normal accompaniments of social mobility and political democratisation. When these threatened finally to arrive, under the Weimar Republic, the elites, into which the aristocracy had incorporated a "feudalised" and deferential bourgeoisie, steadily undermined the institutions of the new political system until they were able to lever Hitler into power in 1933.

    Wehler first put forward these views in his remarkable short work The German Empire 1871-1918, first published in German in 1973 and the only one of his books to be translated into English. It consisted of brief, argumentative sections, originating in lectures that his students in Cologne had begged him, as a young, leftwing teacher, to write, delivered to packed lecture theatres in an atmosphere of almost revivalist enthusiasm. Nothing like them had ever appeared in print in Germany, and the book had an enormous impact, its arguments discussed in seminars and dissected in dissertations and articles for many years afterwards.

    Over the following decades, Wehler turned to writing a full-scale "societal history of Germany", the Deutsche Gesellschaftsgeschichte, in five enormous volumes, each some 1,000 pages long, covering the economic, social, cultural and political history of Germany from the early 18th century to the present. These have become a standard work of reference for generations of German students. [...]

    http://www.theguardian.com/education/2014/jul/18/hans-ulrich-wehler

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    1. Wehler began researching for his obligatory second dissertation, on US imperialism, but in the cold war atmosphere of the 1960s this was ruled inadmissible by the university authorities, so he turned the same methods and concepts instead to a study of Bismarck and Germany's bid for colonies in the 1870s, developing the argument that empire and overseas conquest were primarily designed to overcome class conflicts and antagonisms at home, a proposition that generated fruitful debate and aroused widespread criticisms from a variety of perspectives. Once the work had been accepted and published, in 1969, he turned again to US imperialism, producing a book on the subject in 1974.

      After short-term teaching positions in Cologne and Berlin, Wehler moved in 1971 to the new university of Bielefeld, where he remained for the rest of his career. Surrounded by like-minded historians, he created what became known as the "Bielefeld school", which spawned a vast series of pioneering PhD dissertations, reprints of neglected works by radical predecessors such as Eckart Kehr and Hans Rosenberg, conferences, research projects, essay collections and articles, many published in the journal he founded with his colleagues, Geschichte und Gesellschaft (History and Society).

      To deliver a paper in his seminar was like entering a gladiatorial arena; a score or more of brilliant PhD students and junior faculty vied with each other to see who could destroy the visiting speaker most comprehensively. Yet none of this was done with ill-will; like their mentor, they loved argument and disputation, and to survive the intellectual cauldron of Bielefeld could be a heady experience for the outsider.

      Wehler's combative and argumentative nature also expressed itself in a stream of polemical essays and reviews, which he published in a series of collected volumes, the most recent of which, The Germans and Capitalism, appeared this year. He inveighed in the press against growing social inequality in modern Germany, against the Turkish application to join the EU, against the attempt to whitewash the German past in the so-called Historians' Dispute of the 1980s, against racism and Holocaust denial, and much more besides. He believed strongly in the historian's duty to engage in public debate, and had become one of Germany's most provocative intellectuals, and a leading public figure.

      Wehler was awarded numerous prizes and held visiting professorships at Harvard, Yale, Princeton and Stanford. He retired in 1996 but continued to live mainly in Bielefeld, from where he carried on his energetic and unceasing engagements with the great issues of the German past and present.

      In 1958 he married Renate Pitsch. She survives him, as do their sons, Markus, Fabian and Dominik.

      • Hans-Ulrich Wehler, historian, born 11 September 1931; died 5 July 2014

      http://www.theguardian.com/education/2014/jul/18/hans-ulrich-wehler

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    2. Kritik an Wehlers Sonderweg-Theorie

      aus Wikipedia (engl.)

      Wehler's work has been criticized. From the Right, Otto Pflanze claimed that Wehler's use of such terms as "Bonapartism", "social imperialism", "negative integration" and Sammlungspolitik ("the politics of rallying together") has gone beyond mere heuristic devices and instead become a form of historical fiction.[25] The German conservative historian Thomas Nipperdey has argued that Wehler presented German elites as more united than they were, focused too much on forces from above and not enough on forces from below in 19th century German society, and presented too stark a contrast between the forces of order and stabilization versus the forces of democracy with no explanation for the relative stability of the Empire.[25] In Nipperdey's opinion, Wehler's work fails to explain how the Weimar Republic occurred, since, according to Wehler, prior to 1918 the forces of authoritarianism were so strong and those of democracy so weak.[25] In a 1975 book review of Wehler's Das Deutsche Kaiserreich, Nipperdey concluded that a proper history of the Imperial period could only be written by placing German history in a comparative European and trans-Atlantic perspective, which might allow for "our fixation on the struggle with our great-grandfathers" to end.[25]

      From the Left, Wehler has been criticized by two British Marxist historians, David Blackbourn and Geoff Eley who in their 1980 book Mythen deutscher Geschichtsschreibung (translated into English in 1984 as The Peculiarities of German History) rejected the entire concept of the Sonderweg as a flawed construct supported by "a curious mixture of idealistic analysis and vulgar materialism" that led to an "exaggerated linear continuity between the nineteenth century and the 1930s".[26] In Blackbourn and Eley's view, there was no Sonderweg, and it is ahistorical to ask why Germany did not become Britain for the simple reason that Germany is Germany and Britain is Britain.[26] Moreover, Eley and Blackbourn argued that after 1890 there was a tendency towards greater democratization in German society with the growth of civil society as reflected in the growth of trade unions and a more or less free press.[26]

      In addition, Eley contends that there are three flaws in Wehler's theory of social imperialism. The first is that Wehler credits leaders such as Admiral Alfred von Tirpitz and Prince Bernhard von Bülow with a greater degree of vision than they in fact possessed[27] The second is that many of the right-wing pressure groups who advocated an imperialist policy for Germany were not government creations, and in fact often demanded far more aggressive policies then the government was willing to undertake[28] The third was that many of the groups advocating imperialism demanded a policy of political and social reform at home to complement imperialism abroad[28] Eley argued that what is required in thinking about social imperialism is a broader picture with an interaction between above and below, and a wider view of the relationship between imperialism abroad and domestic politics[28]

      http://en.wikipedia.org/wiki/Hans-Ulrich_Wehler

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  19. Wehlers Karriere:
    Ein Beispiel fuer den transatlantischen Dialog in den Geschichtswissenschaften

    Aus
    RETHINKING MODERN GERMAN HISTORY:
    CRITICAL SOCIAL HISTORY AS A TRANSATLANTIC ENTERPRISE, 1945-1989
    Philipp Stelzel
    A dissertation submitted to the faculty of the University of North Carolina at Chapel Hill in partial fulfillment of the requirements for the degree of the Doctor of Philosophy in the Department of History
    Chapel Hill
    2010

    American scholars of German history usually receive credit for their contributions to the historiographical Vergangenheitsbewältigung. Expressing a commonly held view, Hans-Ulrich Wehler has remarked that “The transatlantic dialogue between American and German historians since the late 1940s is based on the fundamental experiences of the political generation that lived through the Nazi dictatorship, World War II, the postwar years and the founding of the Federal Republic. These common experiences led to close contacts; I am someone who has benefited immensely from them.
    The generations of Carl Schorske, Leonard Krieger, Hajo Holborn, Arno
    Mayer, Jim Sheehan, Henry Turner, Gerald Feldman, Charles Maier, and
    others, have influenced in a lasting way the political generations in Germany
    to which I belong.”13
    Indeed, Hans-Ulrich Wehler’s career exemplifies the development and the intensity
    of the transatlantic dialogue very well: Wehler first came to the United States as a Fulbright Student in 1952, when he spent a year at Ohio University, Athens. After completing his PhD in the Federal Republic, he returned in 1962, funded by the American Council of Learned Societies (ACLS), to conduct research for a study of American imperialism at Stanford University and at the Library of Congress in Washington, D.C. At Stanford he met Carl Schorske and, more importantly, Hans Rosenberg, who would become the most important American scholar for Wehler and many other social historians of his generation.14 Wehler, at that time Assistent of Theodor Schieder, even received a job offer at the University of California at Berkeley in 1963, mediated through Hans Rosenberg, which he eventually
    turned down.15 He did, however, repeatedly return to the United States, as a visiting professor at Harvard (1972 and 1989), Princeton (1976), and Stanford (1983/84). Several American contributions to Wehler’s 1996 Festschrift also testify to his close contacts with the American historical profession.16 Finally, in 2000, the American Historical Association awarded Wehler its honorary foreign membership.

    https://cdr.lib.unc.edu/indexablecontent/uuid:cb5aa26d-1475-4211-9b35-002345466e39

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    1. Wenn man bedenkt, dass die American Historical Association keineswegs frei von politischen Einfluessen war, kann man sich durchaus fragen, ob Wehlers Theorie vom deutschen Sonderweg nicht auch deshalb gewuerdigt wurde, weil sie politischen Interessen entgegen kam.
      Indem sie allein von inner-deutschen Kontinuitaeten ausging, lenkte sie ab von der Auseinandersetzung mit Fragen nach dem Einfluss von Denktraditionen wie Kolonialismus, Eugenik und Sozialdarwinismus.
      Dadurch wurde auch die Auseinandersetzung mit dem Militarismus auf den preussisch-deutschen Militarismus reduziert - in ein westliches Buendnissystem eingebunden, wurde dieser Logik zufolge Militarisierung automatisch in etwas Gutes gekehrt.

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    2. Dazu passt Vagts' Unterscheidung zwischen "militarism" und "military way" (s. Post), womit er zwischen dem positiven militaerischen Ansatz der westlichen Buendnisgemeinschaft und dem Militarismus der anderen unterschied.

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  20. (Leserkommentar zu einem neueren ZEIT Artikel von Volker Ullrich)

    HMRothe
    #3 — vor 1 Woche

    Der Autor versucht eine Linie zu ziehen (I)
    von der Rolle der kaiserlichen Armee im ersten Weltkrieg in Osteuropa zur späteren Rassenideologie Hitlers - das ist eine üble Verdrehung der Tatsachen. Träger der deutschen Kultur in Polen, dem Baltikum und der Ukraine waren im ersten Weltkrieg vor allem das jüdische Bürgertum, das entschieden antizaristisch war und folgerichtig vom Kaiserreich als Verbündete betrachtet wurde.
    So gab es seit 1914 das "Komitee zur Rettung der russischen Juden". Über einen der Mitbegründer, Franz Openheimer, schrieb Ludwig Erhard: „Solange ich lebe, werde ich Franz Oppenheimer nicht vergessen! Ich werde glücklich sein, wenn die Soziale Marktwirtschaft - so vollkommen oder so unvollkommen sie auch sein mag - weiter zeugen wird auch für das Werk, für den geistigen Ansatz der Gedanken und die Lehre von Franz Oppenheimer.“
    Unter dem Einfluss des Komitees wurde zum Beispiel das Jiddische in Warschau am 14. Dezember 1915 und in Lodz im September 1916 nach der Eroberung durch kaiserlich-deutsche Truppen zur gleichberechtigten Unterrichtssprache in den Schulen erklärt, was auch bis 1918 so beibehalten wurde.

    http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2015/03/erster-weltkrieg-krim-ostexpansion-paul-von-hindenburg/komplettansicht

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    1. (Aus dem Thread zum Kommentar oben)

      BloggerMagga
      #3.1 — vor 1 Woche

      Kontinuitäten und ihre Grenzen

      Kontinuitäten im Bestreben nach deutscher Expansion in den Osten gab es sicher. Solche Bestrebungen entsprachen auch dem von Kolonialismus und von der aufkommenden Theorie der Geopolitik geprägten Zeitgeist des frühen 20. Jahrhunderts.

      Aber gerade der antisemitische Antibolschewismus, der dem NS Terror in Osteuropa den Weg bereitete, lässt sich in der deutschen Ostausdehnung im Ersten Weltkrieg doch wohl nicht erkennen.

      Wäre es sonst z.B. denkbar gewesen, dass der jüdische Bankier Max Warburg einen Entwurf für "Vom Reich an Russland zu stellende Kriegsentschädigungsforderungen" vorgelegt hätte? (Nov. 1915; http://www.argus.bstu.bun... ). Oder dass er sich an einer „Gesellschaft für internationale Unternehmungen“ beteiligt hätte, die den Gewaltfrieden von Brest-Litowsk für die Ausdehnung des deutschen Außenhandels nutzte (http://www.ossietzky.net/...)?

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    2. (Aus dem Thread zum Kommentar oben)

      Ernuwieder1
      #3.2 — vor 1 Woche

      Nicht zu vergessen auch:

      Der Soziologe Georg Simmel oder der Chemiker Fritz Haber.
      Beide waren Deutsche jüdischer Abstammung, die der "Kriegspartei" zuzurechnen sind.
      Der erstere sah im Krieg ein willkommenes Mittel, den immer stärker um sich greifenden Individualismus (in seinen Augen ein Übel) zurückzudrängen, der zweite gilt als "Vater des deutschen Gaskriegs".

      Ironie der Geschichte: Fritz Haber wurde wegen seiner jüdischen Herkunft später Opfer der NS-Verfolgung. Sein "Kollege", Chemie-Nobelpreisträger Hermann Staudinger, "nichtjüdischer" Abstammung, verweigerte während des Ersten Weltkriegs aus pazifistischen und humanitären Gründen eine Mitarbeit an Forschung und Entwicklung chemischer Waffen und lehnte deren Einsatz ab, überstand die NS-Zeit aber glimpflich.

      Antisemitismus hatte es im Kaiserreich natürlich gegeben. Aber er spielte politisch und gesellschaftlich wohl keine allesbeherrschende Rolle.
      Wer das Kaiserreich zu einer Art "Vorläufer" oder "Vorwegnahme" des Dritten Reiches klittern möchte, kann genau so gut zahlreiche positive Kontinuitäten vom Kaiserreich zur heutigen deutschen Demokratie benennen.

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    3. (Aus dem Thread zum Kommentar oben)

      BloggerMagga
      #3.3 — vor 1 Woche

      Geschichtliche Fakten und ihre Deutung

      "Fritz Haber ...gilt als "Vater des deutschen Gaskriegs"."

      ... was aber den von mir sehr verehrten Fritz Stern, welcher meines Wissens sowohl der ZEIT als auch (wie Volker Ullrich) der Historiker-Denkschule Fritz Fischers nahe steht, nicht daran hindert, seinen Patenonkel Fritz Haber weiterhin geehrt sehen zu wollen.
      http://www.tagesspiegel.d...

      Kann Wahrnehmung und Einordnung geschichtlicher Fakten jemals ganz unabhängig vom Betrachter sein?

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  21. BloggerMagga
    #1.20 — 14.10.2015

    zu #1.14:
    "Es gab keinerlei Vorbereitungen für eine Kriegswirtschaft, wie die wirtschaftshistorische Forschung klargelegt hat."

    Dann war diese Forschung bisher nicht umfassend.
    Siehe zB Gerald Braunberger in FAZ (1.8.2014):

    "Etwa seit der Jahrhundertwende kursierten Überlegungen zur Rolle der Reichsbank für die Finanzierung eines Krieges. Solche Überlegungen, die später als finanzielle Mobilmachung bezeichnet wurden, wurden damals auch in anderen Ländern angestellt, denn die Zahl schwerer außenpolitischer Krisen nahm zu. In Deutschland veröffentlichte im Jahre 1899 der Bankdirektor Moritz Ströll einen Aufsatz mit dem Titel „Über das deutsche Geldwesen im Kriegsfall“. Für viel Aufmerksamkeit sorgte ein Vortrag des Hamburger Bankiers Max Warburg auf dem Bankentag im Jahre 1907 zum Thema „finanzielle Kriegsbereitschaft“. 6) Warburg zählte zum Beraterkreis des Kaisers."

    http://blogs.faz.net/fazit/2014/08/01/gold-gab-ich-fuer-eisen-4381/

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  22. BloggerMagga
    #6.1 — 12. Juli 2014, 20:05 Uhr

    Unbefangener in Australien?

    Vielleicht ist es kein Zufall, dass gerade ein australischer Historiker mit einiger Unbefangenheit über den Tellerrand zu blicken wagt.

    Von einer ganzen Reihe von Zeitgenossen Adolf Hitlers aus dem Vereinigten Königreich und den USA ist bekannt, dass sie mit dem Nazi-Regime anfangs sympathisierten. Die propagierte Lesart ist aber fast immer die, dass sie von deutschen Spionen und Verführern um den Finger gewickelt wurden, und die Theorie vom „deutschen Sonderweg“ keinesfalls in Frage steht. Aber „down under“ kann es schon einmal lockerer zugehen.

    Als 2010 vormals geheime Dokumente deklassifiziert wurden, kam heraus, dass der Begründer der Pfadfinderbewegung, Baden-Powell, noch 1937 den Hitlerjugend-Chef Hartmann Lauterbacher getroffen, Zusammenarbeit in Aussicht gestellt und eine HJ-Fahrradtour in England ermöglicht hatte.

    Berichterstatter gaben sich Mühe, Baden-Powell als argloses Opfer darzustellen. Ein Artikel auf der Webseite der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs vom 29.03.2010 stellte schon in der Überschrift klar, wie die Episode einzuordnen sei: „Die Pfadfinderbewegung als Opfer des Naziregimes“.

    Ganz unumwunden titelte dagegen der Daily Telegraph Sydney, ebenfalls am 29.03.2010: „Baden-Powell offered Hitler Youth hand of friendship“ - Baden-Powell bot der Hitlerjugend die Hand der Freundschaft.

    Einzelheiten und Quellen sind zusammengestellt in der Kommentarsektion zum Blog-Post
    http://zettelmaus.blogspo...

    http://www.zeit.de/2014/08/erster-weltkrieg-anarchist-erich-muehsam?page=2

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  23. Merkzettel

    Beteiligung an Kriegshandlungen, um "deutschen Sonderweg" zu vermeiden

    In einem Artikel im STERN von voriger Woche wurde die deutsche Beteiligung an Kriegshandlungen in Syrien, die nach den jüngsten Terroranschlägen in Paris beschlossen und in den Medien als "Vergeltungsmaßnahmen" bezeichnet wurden, mit dem Vermeiden eines "deutschen Sonderwegs" in Verbindung gebracht.

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  24. Aus

    Ohne Gulag kein Holocaust?
    Im "Spiegel" kommt ihnen ein Geisterschreiber entgegen! Wie der Reporter Dirk Kurbjuweit die alte Debatte um Stalinismus und Nationalsozialismus wiederzubeatmen versucht.
    Ein Kommentar von Christian Staas
    DIE ZEIT
    12. Februar 2014

    Geschichte, witzelte das "endgültige Satiremagazin" Titanic einmal, sei in Deutschland aus historischen Gründen ein vorbelastetes Thema. Der Journalist und Schriftsteller Dirk Kurbjuweit schreibt dasselbe nun allen Ernstes – in seinem aktuellen Spiegel-Beitrag unter dem Titel Der Wandel der Vergangenheit: "Geschichte ist nicht nur Geschichte, sondern Teil der Gegenwart, und das gilt insbesondere für die Bundesrepublik." ...

    Man könnte über Plattitüden wie diese lachen, wäre sein Artikel nicht eine so ungeheurliche Peinlichkeit. Kurbjuweits Stück schließt die Spiegel-Serie zum Ersten Weltkrieg ab. ...

    Kurz gefasst lautet sein Gedankengang so: Es gab zwei wichtige Historikerdebatten in der Bundesrepublik, die Fischer-Kontroverse der frühen 1960er Jahre über die deutsche Schuld am Beginn des Ersten Weltkriegs und den Historikerstreit 1986 über die deutsche Schuld am Holocaust. Fritz Fischers Thesen von der deutschen Hauptschuld hätten sich nun durch die Forschungen von Christopher Clark und Herfried Münkler erledigt.

    Und so sei es an der Zeit, auch den Historikerstreit neu aufzurollen. Denn wenn schon in den Sechzigern die Lust an der Selbstanklage über die historische Vernunft triumphiert habe, dann doch wohl erst recht 1986! Es gelte nun also auch die unterdrückte Meinung von damals zu rehabilitieren: die Meinung Ernst Noltes.

    Der Historiker Ernst Nolte behauptete 1986 – und tut es noch –, der Holocaust sei eine Reaktion auf den Stalinismus gewesen: Massenmord und Terror der Sowjets hätten den Nazis sowohl den Anlass gegeben als auch als Vorbild gedient. Ohne Lenin kein Hitler, ohne Gulag kein Massenmord an den Juden. Der Sozialphilosoph Jürgen Habermas intervenierte damals mit einem Beitrag in der ZEIT. Auch der Historiker Hans-Ulrich Wehler widersprach – mit Erfolg und in der Sache korrekt, bis heute.

    Niemand redet Stalins Mordlust und die Schrecken in den sowjetischen Straflagern klein. Aber es unterschlägt auch kein seriöser Historiker, dass es Hitlers tief im 19. Jahrhundert wurzelnder antisemitischer Wahn, seine irrwitzige Vorstellung von einer jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung war, die in den Holocaust führte.

    Dirk Kurbjuweit geht in seinem Betrag auf solche Details nicht ein. Er setzt seinen geschickt manipulativen Reportagestil ganz dafür ein, Fritz Fischer als verkappten Nazi mit Schuldkomplex erscheinen zu lassen und Hans-Ulrich Wehler als einen sündenstolzen Linksliberalen herabzuwürdigen. Für deren Schaffen gebraucht er den effektvollen Begriff der deutschen "Selbstverdunklung". Das ist natürlich wunderbar mehrdeutig, schwingt doch in diesem Wort nicht nur der altbekannte Vorwurf des deutschen "Selbsthasses" mit. Es unterstellt auch, dass es dem "linksliberalen Mainstream" im Zweifel um moralische Anklage gehe und nicht um Aufklärung. ...

    http://www.zeit.de/wissen/geschichte/2014-02/deutsche-geschichte-ernst-nolte-erster-weltkrieg

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  25. Die [US]Regierung beruft sich auf das härteste aller Gesetze, den Espionage Act von 1917. Kiriakou ist jetzt ein Staatsfeind, es drohen ihm bis zu 35 Jahre Gefängnis. Der Espionage Act wurde während des Ersten Weltkriegs erlassen. Man wollte Saboteure bestrafen, Menschen, die Angriffsziele verrieten oder Munitionslager sprengten. Aber das Gesetz wurde auch benutzt, um Kritiker und einfache Kriegsgegner zu verfolgen.

    http://www.zeit.de/2016/15/folter-whistleblower-john-kiriakou-verhoere-recht/komplettansicht

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  26. Leserbrief-Schreiber Karlheinz Schonauer (s. Post)hat selbst ein Buch geschrieben, im gleichen Tenor wie Volker Ullrich.
    Aus einer Buchbesprechung:

    Herbeigesehnter Krieg

    Karlheinz Schonauer widerlegt Christopher Clarks »Schlafwandler«-These über den Ersten Weltkrieg
    Von Annette Hauschild *

    Der Politikwissenschaftler Karlheinz Schonauer erzählt in seinem Buch »1914. Protokoll eines gewollten Krieges« in erfrischender und lockerer Sprache vom Lügen- und Ränkespiel der deutschen und österreichischen Spitzendiplomaten zur Vorbereitung des Krieges 1914 – 1918.

    In Anlehnung an die Schule von Fritz Fischer vertritt der ehemalige Referent des SPD-Parteivorstands die These, das Deutsche Reich und die k. k.-Monarchie Österreich-Ungarn hätten den Krieg bewußt gesucht und vorangetrieben. Sein Buch erschien 2012, also vor der deutschen Übersetzung von Christopher Clarks Buch »Die Schlafwandler« und nahm die Gegenposition damit quasi vorweg.

    Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajevo im August 1914 sei lediglich zum Anlaß genommen worden, um einen lange herbeigesehnten Krieg führen zu können. Allerdings habe Deutschland mit seiner Mobilmachung so lange gewartet, bis Rußland eine Generalmobilmachung angeordnet habe, um seine Kriegsanstrengungen als Vaterlandsverteidigung darstellen zu können.

    Kriegsziele Deutschlands waren die Vorherrschaft in Europa und ein »Platz an der Sonne« in der Welt, die Gewinnung von Kolonien und die Niederhaltung Frankreichs. Das Kriegsziel Österreich-Ungarns war die Festigung seiner Herrschaft auf dem Balkan.

    Der Zweite Weltkrieg sei danach bereits der zweite Versuch Deutschlands gewesen, sich die Vormacht in Europa zu sichern. Die Nazidiktatur stehe in einer politischen und ideologischen Kontinuität mit deutschnationalen Bestrebungen vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Es seien »zwei Generationen einer Idee, lediglich unterbrochen durch ein Aufflackern republikanischer Energie, die aus der Kriegsmüdigkeit der Deutschen im Winter 1918/19 gespeist worden war«. Das NS-Regime sei mithin kein »Ausrutscher« oder »Betriebsunfall der Geschichte«, wie die deutsche Geschichtswissenschaft lange behauptet habe.

    Besonderes Augenmerk legt der Autor auf die Rolle der deutschen Sozialdemokratie, auf den Druck, unter dem diese Partei durch die neuerliche Verbotsgefahr stand und auf die innerparteiliche Zerrissenheit, die in der Debatte vor der Zustimmung zu den Kriegskrediten sichtbar wurde.

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    1. Schonauer wählt eine bisher in der Historiografie ungewöhnliche Darstellungsform: das Ereignisprotokoll. Seine Schilderungen erinnern an einen Episodenfilm. In einem »Vorspiel« genannten Teil zeichnet er die deutschen Weltmachtgelüste seit Bismarcks Zwangspensionierung nach. Im Hauptteil, »Protokoll eines gewollten Krieges«, zeichnet er die Verwicklung und internationale Verstrickung der Handlungsstränge von Januar 1914 bis zum ersten Kriegswinter 1914 nach. Chronologisch beschreibt er den Ablauf der Ereignisse: Diplomatentreffen, Konsultationen, Depeschen und Absprachen zwischen dem deutschen Reichskanzler Bethmann-Hollweg, der Spitze des Auswärtigen Amtes, ihren österreichischen Counterparts und den ausländischen Botschaften und Regierungen der Entente-Mächte.

      Mit Hilfe eines umfangreichen Dokumentenmaterials aus Depeschen, Briefen, Tagebucheinträgen von Militärs, Politikern und anderen Personen des öffentlichen Lebens, von Zeitungsartikeln und schriftlichen Berichten von Zeitzeugen, entsteht ein komplexes Bild dessen, was zwischen der Julikrise und dem deutschen Überfall auf das neutrale Belgien und den Kriegsverbrechen an der belgischen Bevölkerung geschah.

      Das Buch ist trotz des Umfangs von 500 Seiten gut zu lesen. Besonders bewegend ist der letzte Teil, in dem das brutale und menschenverachtende Vorgehen der Reichswehr gegen die belgische Bevölkerung beschrieben wird. Leider fehlt dem akribisch recherchierten Werk ein dokumentarischer Anhang.

      Karlheinz Schonauer: 1914 - Protokoll eines gewollten Krieges. Books on Demand, Deutschland 2012, 614 Seiten, 39 Euro

      * Aus: junge Welt, Donnerstag, 19. Juni 2014

      http://www.ag-friedensforschung.de/themen/1wk/schonauer.html

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  27. Vor 100 Jahren: Zwei „Gottgesandte“ für einen totalen Krieg

    31.08.2016 · Vor 100 Jahren konnten die Generäle Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff den Kaiser faktisch entmachten.

    Ende August 1916 musste Kaiser Wilhelm II., der vor einem Nervenzusammenbruch stand, mehr oder weniger dazu gezwungen werden, den Chef des Generalstabes des Feldheeres, Erich von Falkenhayn, der seit Ende 1914 im Amt war, abzulösen. Er berief die seit Kriegsbeginn dritte „Oberste Heeresleitung“ mit Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff. Während Generalfeldmarschall Hindenburg fortan offiziell als Generalstabschef agierte, wählte General Ludendorff die Bezeichnung „Erster Generalquartiermeister“ – den Titel hatten vor ihm nur Scharnhorst und Gneisenau geführt, zwei Helden des Befreiungskriegs gegen Napoleon.

    Deutschland war begeistert. Künftig sollte die „kaiserliche Streitmacht“ von zwei „Gottgesandten“ geführt werden. Spiritus Rector dieser Sichtweise war der protestantische Theologe Eugen Fischer-Baling. Für ihn verkörperte der bei Kriegsbeginn aus dem Ruhestand reaktivierte Hindenburg „Gott-Vater“ und dessen Stabschef Ludendorff, der seit der Eroberung Lüttichs Anfang August 1914 das Ansehen eines Kriegshelden genoss, den „Heiligen Geist“. Der Nimbus der Unbesiegbarkeit, der die beiden Feldherrn bis kurz vor der Kriegsniederlage im Herbst 1918 umgab, ging zurück auf 1914. An der Front im Osten hatte die zahlenmäßig weit unterlegene deutsche 8. Armee vom 26. bis 30.August bei Tannenberg eine von zwei russischen Armeen, die nach Ostpreußen eingedrungen waren und auf Berlin vorstoßen sollten, geschlagen. ...

    http://www.faz.net/aktuell/politik/der-erste-weltkrieg/vor-100-jahren-zwei-gottgesandte-fuer-einen-totalen-krieg-14411183.html

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    1. Eugen Fischer-Baling (bis 15. August 1951 Eugen Fischer) (* 9. Mai 1881 in Balingen; † 18. Januar 1964 in Berlin) war ein deutscher Bibliothekar, Historiker, Politologe, evangelischer Theologe und Schriftsteller.

      ... 1913 schied er aus dem Universitätsdienst aus, um in der jungkonservativen, bei Studenten beliebten Zeitschrift Die Tat als scharfzüngiger Publizist zu wirken. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde er Soldat. Im Mai 1915 wurde er verwundet. Er genas nur unvollständig, so dass er nach einem kurzen Einsatz bei Verdun in die militärische Stelle des Auswärtigen Amtes, die spätere Auslandsabteilung der Obersten Heeresleitung, gerufen wurde. Er verfasste Propagandaschriften mit religiösen Rechtfertigungen für Soldaten, die im Krieg gegen Gebote Gottes verstoßen mussten. Nach dem Ersten Weltkrieg kritisierte er die Glorifizierung von Hindenburg als Gott-Vater und Ludendorff als Heiliger Geist.[2] Der Nimbus der beiden basierte auf der Schlacht bei Tannenberg und der Schlacht an den Masurischen Seen (August / September 1914). ...

      1954 erfolgte seine Emeritierung, er lehrt jedoch bis 1963 weiter. Ein Angebot, in die Bundestagsbibliothek nach Bonn zu wechseln, schlug er aus. In der Hauptsache mit Fragen der internationalen Beziehungen beschäftigt (1960 erschien seine unorthodoxe Theorie der auswärtigen Politik), publizierte er auch zu organisatorischen und theoretischen Problemen seines Fachs. Von ihm stammt der ideologisch zunächst neutrale Terminus Politologie.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Fischer-Baling

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  28. Chapter
    Die politische Deutungskultur im Spiegel des „Historikerstreits“
    pp 177-249
    Geschichtsdeutungen bei linken und rechten Demokraten
    Steffen Kailitz
    2001

    Zusammenfassung

    Im Kaiserreich war der SonderwegbegrifF meist positiv besetzt. Rechtsextremistische, zum Teil aber auch liberalkonservative Denker betonten die deutsche Einzigartigkeit und die Besonderheit des deutschen Schicksals. Als negativer Bezugspunkt galten die wesdichen Demokratien. Sozialdemokraten gingen bereits damals in Opposition zur vorherrschenden Ansicht von einer deutschen Fehlentwicklung aus. Eine Zuspitzung der Argumentation der Befürworter eines deutschen Sonderwegs brachte der von vielen als ein Kampf der Kulturen angesehene Erste Weltkrieg. Die Anhänger der „Ideen von 1914“ glaubten vor allem im politischen Bereich unüberbrückbare Unterschiede zwischen Deutschland und Großbritannien zu erkennen.1 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Pluszeichen vor dem Sonderwegbegriff durch ein Minuszeichen ersetzt. Das Vorbild waren nun die westlichen Demokratien, das Schreckbild das Dritte Reich als düsteres Ende eines deutschen Irrwegs. Die Impulse für die Deutung deutscher Geschichte als Sonderweg gingen von Werken der amerikanischen Sozialwissenschaft aus, in denen von einer Abweichung Deutschlands von den westlichen Normen die Rede war.

    https://link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-322-83371-6_4

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  29. Sonderwegs-These als Argument gegen die Wiedervereinigung

    Besprechung eines Buches von Richard D. Evans: In Hitler's Shadow ... (1989)

    https://academic.oup.com/ahr/article-abstract/96/3/903/53605/Richard-J-Evans-In-Hitler-s-Shadow-West-German?redirectedFrom=PDF

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  30. Vansittartismus (engl. vansittartism) ist ein britisches Erklärungsmodell für die deutsche Außenpolitik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

    Das nach dem britischen Diplomaten Robert Gilbert Vansittart (1881–1957) benannte Erklärungsmodell besagt, dass die aggressive Expansionspolitik zum deutschen Nationalwesen gehöre. Es gebe demnach keine Unterschiede zwischen Deutschen und Nationalsozialisten. ...

    Vansittarts von der Gleichsetzung des Nationalsozialismus mit Deutschland als englischen Nationalismus. ...

    „Der wundeste Punkt des ‚Vansittartismus‘ und das stärkste Argument seiner Gegner war die Tatsache, daß seine Grundthese ‚Hitler ist Deutschland‘ identisch war mit der Grundthese der NS-Propaganda […].“
    – Joachim Radkau: Die Exil-Ideologie vom „anderen Deutschland“ und die Vansittartisten ...

    https://de.wikipedia.org/wiki/Vansittartismus




    „Sogenannten

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    1. Lesenswertes über Vansittart in

      Networks of Refugees from Nazi Germany: Continuities, Reorientations, and Collaborations in Exile
      BRILL, 19 Aug 2016 - History - 304 pages

      This volume focuses on coalitions and collaborations formed by refugees from Nazi Germany in their host countries, connecting the NS-exile to other forms of displacement and persecution and locating it within the ruptures of civilization dominant in the twentieth and twenty-first centuries.

      https://books.google.com/books?id=ECzFDAAAQBAJ

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    2. Vansittart's Gift for Goebbels: A German Exile's Answer to Black Record

      Heinrich Fraenkel

      Fabian Society - World War, 1939-1945

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    3. https://books.google.com/books?id=bLyUswEACAAJ

      Heinrich Fraenkel - 200?
      In the House of the Hangman: The Agonies of German Defeat, 1943-1949

      Jeffrey K. Olick - 2005 - ‎Preview

      A 1942 book by the exiled socialist Heinrich Fraenkel—titled Vansittart's Gift for Goebbels: A German Exile's Answer to Black Record—charged that Vansittart's position supported Goebbels's claim that ordinary Germans and the Nazis “must sink or swim together.” Indeed, following the 1943 publication of Vansittart's Lessons of My Life, Goebbels wrote that “[t]his fellow Vansittart is really worth his weight in gold to our propaganda. After the war a monument ought to be erected to him ...

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    4. Fritz Eberhard: Rückblicke auf Biographie und Werk
      Bernd Sösemann

      s. Rauschenplat über Vansittartismus

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    5. Sykewar: Psychological Warfare Against Germany, D-Day to VE-Day

      https://books.google.com/books?id=OxAvAAAAIAAJ

      Daniel Lerner, ‎Richard Howard Stafford Crossman - 1949

      ... Help Us Germans to Beat the Nazis, Vansittart's Gift for Goebbels. Similar spokesmen in America were Fritz Sternberg, who used The Nation as his vehicle, and Carl Zuckmayer, whose play Des Teufels General was performed in Zurich in April, 1946. This writer, who attended the opening performance, was interested to note that Swiss critical opinion divided neatly according to the pro- or anti- German bias of the critics. ...

      Fabian tract - Issues 245-263
      https://books.google.com/books?id=AgM8AAAAIAAJ
      Fabian Society (Great Britain)

      ... vansittart's gift for goebbels to say. They will, once the rudiments of your (and our) New Order are in shape, once your Government is in a position to make a solemn announcement of appropriate war aims, or rather peace aims. This would, once and for all, deprive Hitler of the trump card in his hold of the German people : its gnawing fear as to what is to come after Nazism ; what will be their future if, now that the war is on, they did upset the military apple-cart ; what fate will ...

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    6. Contemporary authors: a bio-bibliographical guide to current authors ...

      https://books.google.com/books?isbn=0810300273

      Clare D. Kinsman, ‎Christine Nasso, ‎Gale Research Company - 1975
      In England he stirred a controversy with a Fabian tract, Vansittart's Gift for Goebbels. Farewell to Germany, also published in German, explained his decision to become a British citizen. His "labours [with Manvell] on the history of the Nazi era are now assuming Homeric proportions," noted Arthur Swinson, adding that "they have been able to give the most comprehensive account of the Canaris affair that I have come across, and their narrative has magnificent sweep and force.

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    7. Treatment of Germany After the War

      https://books.google.com/books?id=IeZpqQryEr4C

      Laura Dana Puffer Morgan - 1943

      ... of history, and is able to synthesize them in only one common characteristic: "expansionism'."? A distinct subdivision of the group which opposes discriminatory treatment of any kind bases its stand upon the argument that the 'forces which, following the American revolution, led in western European countries to victorious democratic revolutions, did not win political 'control in Germany. l. "All this, of course, is perfect grist for Hitler's mill."--Fraenkel, Vansittart's Gift for Goebbels, cited ...

      Google-Suche "Vansittar's gift to Goebbels"

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  31. Historikerstreit
    s. auch Jürgen Peter, 1995

    https://d-nb.info/107631953X/34

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