Im Wikipedia-Eintrag
zum Stichwort “Mission Hoyos” (s. u.) wird erwähnt, dass diese Mission trotz
ihrer zentralen Bedeutung für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs in der Forschung
bisher kaum beleuchtet wurde. Interessanterweise enthält aber auch dieser Eintrag
(bisher) keinerlei Hinweis auf das Interesse des Ausführenden der Mission,
Alexander Graf von Hoyos, an einem der wichtigsten Rüstungsbetriebe der Zeit,
der Whitehead-Werft in Fiume (Torpedo-Produktion), und über die mit diesem
Betrieb verbundene Familiendynastie Whitehead-Bismarck-Hoyos.
Siehe auchhttp://zettelmaus.blogspot.com/2012/11/der-torpedo-eine-abschreckungswaffe.html
(Stichworte Whitehead, Bismarck, Hoyos)
http://zettelmaus.blogspot.com/2012/11/dialog-mit-eads.html
(Stichworte Guttenberg, Mensdorff-Pouilly, Waldeck) und
http://guttmensch.blogspot.com/2011/12/fuhrungsbegabte-familien-besondere-gene.html\
(Stichwort Bismarck)
http://guttmensch.blogspot.com/2011/07/liebe-ist-das-grote-aber-nur-wenn.html
(Stichwort Bismarck)
Aus Wikipedia (“Mission Hoyos”)
Gekürzt; Hyperlinks und Hinweise auf Fußnoten sind in dieser gekürzten Wiedergabe entfernt
(Stichworte Whitehead, Bismarck, Hoyos)
http://zettelmaus.blogspot.com/2012/11/dialog-mit-eads.html
(Stichworte Guttenberg, Mensdorff-Pouilly, Waldeck) und
http://guttmensch.blogspot.com/2011/12/fuhrungsbegabte-familien-besondere-gene.html\
(Stichwort Bismarck)
http://guttmensch.blogspot.com/2011/07/liebe-ist-das-grote-aber-nur-wenn.html
Aus Wikipedia (“Mission Hoyos”)
Gekürzt; Hyperlinks und Hinweise auf Fußnoten sind in dieser gekürzten Wiedergabe entfernt
Als Mission Hoyos, oder Hoyos-Mission, bezeichnet man die Reise des
k.u.k.-Sondergesandten Legationsrat Alexander Graf von Hoyos nach Berlin am 5.
und 6. Juli 1914 zu Beginn der Julikrise. Das Ziel seiner Mission war es, die
Unterstützung des Deutschen Reichs für eine militärische Intervention Österreich-Ungarns
gegen Serbien zu erlangen. Schließlich gelang es ihm, den so genannten
„Blankoscheck“ zu erhalten, der zum Krieg mit Serbien und schließlich zum
Ersten Weltkrieg führte.
In der Forschung wurde die Mission
bis jetzt kaum beleuchtet, ist jedoch als einer der zentralen Vorgänge der
Julikrise zu sehen.
Bereits am Tag nach dem Attentat auf
Erzherzog Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie kam es in der
Kanzlei des Kabinettschef des k.u.k. Außenministeriums Hoyos zu einer
Besprechung. Kämmerer und Geheimer Rat Franz von Walterskirchen, Legationsrat
Alexander von Musulin und Unterstaatssekretär Johann von Forgách besprachen ein
mögliches Vorgehen nach dem Tod des Thronfolgers. …
Hoyos hatte bereits am 1. Juli mit dem deutschen Publizisten Victor Naumann eine geheime Unterredung geführt. In von Graf Hoyos' Aufzeichnungen ist Folgendes zu lesen: „Er selbst [Naumann] habe wahrnehmen können, daß man nicht nur in Armee- und Marinekreisen sondern auch im Auswärtigen Amte der Idee eines Präventivkrieges gegen Rußland nicht mehr so ganz ablehnend gegenüberstehe wie vor einem Jahre.” …
Ministerpräsident István Tisza … blieb während der Ministerratssitzungen der folgenden Tage der einzige Gegner eines Krieges gegen Serbien. Außenminister Berchtolds Position war eindeutig für einen Schlag gegen Serbien, der österreichische Ministerpräsident Karl Graf von Stürgkh plante die slawischen Nationalbewegungen in der Monarchie durch eine Aktion gegen Serbien niederzuschlagen und dachte bereits „an den Krieg als ein Unternehmen auch innenpolitischer Art“. Der Chef des Generalstabes Conrad von Hötzendorf sah nun den „Moment zur Lösung der serbischen Frage“ gekommen.
Um sich des mit einem Krieg verbundenen Risikos zu erwehren, telegraphierte Tisza am 1. Juli 1914 an Kaiser Franz-Joseph: „Ich hatte erst nach meiner Audienz Gelegenheit, Grafen Berchtold zu sprechen und von seiner Absicht, die Greueltat von Sarajewo zum Anlasse der Abrechnung zu machen Kenntnis erhalten.“
Obwohl der Großteil der Ministerkonferenz ein Eingreifen in Serbien befürwortete, war man sich der Tatsache bewusst, dass ein Vorgehen ohne Abstimmung und Rückendeckung mit dem Deutschen Reich nicht machbar wäre. …
Aus diesem Grunde beschloss die Ministerratskonferenz, ein altes, nicht verwendetes Memorandum aus den Tagen der Annexionskrise von 1908 umzuarbeiten und es gemeinsam mit einem handschriftlichen Brief Kaiser Franz-Josephs nach Berlin zu entsenden und die Unterstützung Kaiser Wilhelms einzuholen. … Der persönliche Brief Franz-Josefs, der von Hoyos selbst aufgesetzt wurde, ergänzte das Memorandum dahingehend, „daß Österreich und Serbien nicht mehr nebeneinander fortbestehen können“ und ein Waffengang nun unausweichlich sei. …
Zusätzlich unterwies Außenminister Berchtold Alexander Hoyos mündlich, dem Grafen Szögény [dem k.u.k. Botschafter in Berlin] zu eröffnen, daß wir den Moment für gekommen erachten, [...] mit Serbien abzurechnen. …
Hoyos war für die Gespräche in Berlin der „ideale Partner,“ weil er schon in der bosnischen Annexionskrise die deutsche Rückendeckung heimgebracht hatte. Er wollte diesen Erfolg wiederholen und schlug Berchtold eine neuerliche Mission vor. Am Morgen des 5. Julis erreichte Hoyos mit dem Nachtzug Berlin. Da Kaiser Wilhelm bereits am Morgen des nächsten Tages auf seine Nordlandreise zu gehen beabsichtigte, hatte Botschafter Szögyény bereits für den Nachmittag desselben Tages eine Audienz arrangiert. …
Der Brief Franz-Josephs ging sogar so weit, in Serbien einen “Herd von verbrecherischer Agitation“ zu sehen. In dem auf 2. Juli datierten Brief des Kaisers an Kaiser Wilhelm hieß es: „Das Bestreben meiner Regierung muß in Hinkunft auf die Isolierung und Verkleinerung Serbiens gerichtet sein.“ Serbien, der „Angelpunkt der panslawistischen Politik“, sollte als politischer Machtfaktor am Balkan ausgeschaltet werden.
Nachdem Hoyos den Botschafter Szögyény umfassend informiert hatte, zogen sie den Unterstaatssekretär im Deutschen Auswärtigen Amt, Arthur Zimmermann, hinzu. Zimmermann hatte zu diesem Zeitpunkt die Leitung des Amts inne, da Staatssekretär Gottlieb von Jagow, wie die meisten anderen Spitzen des Deutschen Reiches im Urlaub weilte. Hoyos informierte auch Zimmermann, allerdings verschwieg er ihm den Widerstand des ungarischen Ministerpräsidenten Tisza. Stattdessen schilderte Hoyos, dass Österreich-Ungarn den Wunsch habe, Serbien umgehend anzugreifen und ohne jegliche Verhandlungen einen überraschenden Vergeltungsschlag zu führen.
Zimmermann stimmte den vorgetragenen Ideen zu; er sah einen schnellen Schlag Österreich-Ungarns als zwingend notwendig an. So könne ein fait accompli geschaffen werden, dass einerseits die Position der Donaumonarchie auf dem Balkan festigen, andererseits eine Reaktion der Entente-Mächte Russland und Frankreich ausschließe. Falls es dennoch zu einem Eingreifen käme, so Zimmermann, sei es aufgrund der militärischen Stärke des Deutschen Reichs keinerlei Problem, beide Mächte in Schach zu halten. Mit einem Eingreifen Großbritanniens sei jedoch keinesfalls zu rechnen. Im Anschluss an die Besprechung informierte Zimmermann den Deutschen Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg. …
Hoyos hatte bereits am 1. Juli mit dem deutschen Publizisten Victor Naumann eine geheime Unterredung geführt. In von Graf Hoyos' Aufzeichnungen ist Folgendes zu lesen: „Er selbst [Naumann] habe wahrnehmen können, daß man nicht nur in Armee- und Marinekreisen sondern auch im Auswärtigen Amte der Idee eines Präventivkrieges gegen Rußland nicht mehr so ganz ablehnend gegenüberstehe wie vor einem Jahre.” …
Ministerpräsident István Tisza … blieb während der Ministerratssitzungen der folgenden Tage der einzige Gegner eines Krieges gegen Serbien. Außenminister Berchtolds Position war eindeutig für einen Schlag gegen Serbien, der österreichische Ministerpräsident Karl Graf von Stürgkh plante die slawischen Nationalbewegungen in der Monarchie durch eine Aktion gegen Serbien niederzuschlagen und dachte bereits „an den Krieg als ein Unternehmen auch innenpolitischer Art“. Der Chef des Generalstabes Conrad von Hötzendorf sah nun den „Moment zur Lösung der serbischen Frage“ gekommen.
Um sich des mit einem Krieg verbundenen Risikos zu erwehren, telegraphierte Tisza am 1. Juli 1914 an Kaiser Franz-Joseph: „Ich hatte erst nach meiner Audienz Gelegenheit, Grafen Berchtold zu sprechen und von seiner Absicht, die Greueltat von Sarajewo zum Anlasse der Abrechnung zu machen Kenntnis erhalten.“
Obwohl der Großteil der Ministerkonferenz ein Eingreifen in Serbien befürwortete, war man sich der Tatsache bewusst, dass ein Vorgehen ohne Abstimmung und Rückendeckung mit dem Deutschen Reich nicht machbar wäre. …
Aus diesem Grunde beschloss die Ministerratskonferenz, ein altes, nicht verwendetes Memorandum aus den Tagen der Annexionskrise von 1908 umzuarbeiten und es gemeinsam mit einem handschriftlichen Brief Kaiser Franz-Josephs nach Berlin zu entsenden und die Unterstützung Kaiser Wilhelms einzuholen. … Der persönliche Brief Franz-Josefs, der von Hoyos selbst aufgesetzt wurde, ergänzte das Memorandum dahingehend, „daß Österreich und Serbien nicht mehr nebeneinander fortbestehen können“ und ein Waffengang nun unausweichlich sei. …
Zusätzlich unterwies Außenminister Berchtold Alexander Hoyos mündlich, dem Grafen Szögény [dem k.u.k. Botschafter in Berlin] zu eröffnen, daß wir den Moment für gekommen erachten, [...] mit Serbien abzurechnen. …
Hoyos war für die Gespräche in Berlin der „ideale Partner,“ weil er schon in der bosnischen Annexionskrise die deutsche Rückendeckung heimgebracht hatte. Er wollte diesen Erfolg wiederholen und schlug Berchtold eine neuerliche Mission vor. Am Morgen des 5. Julis erreichte Hoyos mit dem Nachtzug Berlin. Da Kaiser Wilhelm bereits am Morgen des nächsten Tages auf seine Nordlandreise zu gehen beabsichtigte, hatte Botschafter Szögyény bereits für den Nachmittag desselben Tages eine Audienz arrangiert. …
Der Brief Franz-Josephs ging sogar so weit, in Serbien einen “Herd von verbrecherischer Agitation“ zu sehen. In dem auf 2. Juli datierten Brief des Kaisers an Kaiser Wilhelm hieß es: „Das Bestreben meiner Regierung muß in Hinkunft auf die Isolierung und Verkleinerung Serbiens gerichtet sein.“ Serbien, der „Angelpunkt der panslawistischen Politik“, sollte als politischer Machtfaktor am Balkan ausgeschaltet werden.
Nachdem Hoyos den Botschafter Szögyény umfassend informiert hatte, zogen sie den Unterstaatssekretär im Deutschen Auswärtigen Amt, Arthur Zimmermann, hinzu. Zimmermann hatte zu diesem Zeitpunkt die Leitung des Amts inne, da Staatssekretär Gottlieb von Jagow, wie die meisten anderen Spitzen des Deutschen Reiches im Urlaub weilte. Hoyos informierte auch Zimmermann, allerdings verschwieg er ihm den Widerstand des ungarischen Ministerpräsidenten Tisza. Stattdessen schilderte Hoyos, dass Österreich-Ungarn den Wunsch habe, Serbien umgehend anzugreifen und ohne jegliche Verhandlungen einen überraschenden Vergeltungsschlag zu führen.
Zimmermann stimmte den vorgetragenen Ideen zu; er sah einen schnellen Schlag Österreich-Ungarns als zwingend notwendig an. So könne ein fait accompli geschaffen werden, dass einerseits die Position der Donaumonarchie auf dem Balkan festigen, andererseits eine Reaktion der Entente-Mächte Russland und Frankreich ausschließe. Falls es dennoch zu einem Eingreifen käme, so Zimmermann, sei es aufgrund der militärischen Stärke des Deutschen Reichs keinerlei Problem, beide Mächte in Schach zu halten. Mit einem Eingreifen Großbritanniens sei jedoch keinesfalls zu rechnen. Im Anschluss an die Besprechung informierte Zimmermann den Deutschen Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg. …
Die Audienz Szögyénys und Hoyos [bei
Kaiser Wilhelm II.] begann gegen 13 Uhr,
erstaunlich war, dass der Hohenzoller die beiden alleine empfing. Es gab
keinerlei Berater und keinerlei Vorbereitungen auf die Audienz, was in der
außenpolitischen Lage üblich und angebracht gewesen wäre. Weder
Bethmann-Hollweg noch Zimmermann unternahmen Schritte, der Audienz beizuwohnen.
So ist davon auszugehen, dass Wilhelm anfangs das Anliegen Kaiser Franz-Josephs nicht als ernste Gefährdung Österreich-Ungarns wahrnahm. Nach dem Studium der durch Hoyos und Szögyény vorgelegten Quellen lehnte er eine deutsche Unterstützung für einen Krieg ab. …
Doch Szögyény versuchte weiter, eine Zusage des Kaisers zu erringen, und nach einem gemeinsamen Mittagessen in großer Gesellschaft führte man die Audienz weiter. Der Botschafter schilderte dem Kaiser noch einmal nachdrücklich, wie ernst die Situation sei und zeichnete eine existentielle Bedrohung der Monarchie und die damit verbundenen Gefahren.
Hierbei muss nun ein Umdenken Wilhelms stattgefunden haben. Offensichtlich war Szögyénys Schilderung einer existentiellen Bedrohung überzeugend genug, dass Wilhelm seine persönliche Beziehung zu Kaiser Franz-Joseph sowie seine Vorstellungen von Ehre und Ritterlichkeit zur Grundlage seiner weiteren Vorgehensweise werden ließ. Szögyény wie auch Hoyos hatten hier wohl die richtigen Hebel in Bewegung gesetzt, um Wilhelm zu einem zumindest anteiligen Einlenken zu bringen. Denn mit seiner nun folgenden Zusage zur Bündnistreue bezog sich Wilhelm keineswegs auf die aktuelle Situation, sondern wiederholte seine Erklärung aus den Tagen der bosnischen Annexionskrise [von 1908]. … 1908 war Szögyény in Begleitung von Hoyos nach Rominten gereist, einem Jagdschloss Kaiser Wilhelms, um dort die Unterstützung des Deutschen Reichs in der Krise einzuholen. Hoyos schrieb darüber in seinem Bericht nach Wien: „Am Schluß der Unterredung erwähnte ich noch die bedrohliche Lage der Dinge in Serbien. Worauf seine Majestät erwiderte, die Serben sollten lieber Stille halten, um nicht Gefahr zu laufen, von Österreich-Ungarn und Bulgarien über den Haufen geworfen zu werden. [...] Aus den im gnädigen Tone vorgetragenen Ausführungen Seiner Majestät war Deutlichkeit zu entnehmen, [...] wie fest Höchstderselbe entschlossen ist, dieselbe [Politik Österreich-Ungarns] in unwandelbarer Bündnistreue zu unterstützen.“
Hinzu kommt, dass jenes eher profane Ergebnis der Audienz von Szögyény und Hoyos mit weit größerer Tragweite nach Wien berichtet wurde. Der Botschafter behauptete, dass Wilhelm empfehle, mit einem Vorgehen gegen Serbien nicht länger zu warten, da nun die richtige Gelegenheit gekommen sei. Natürlich würde Rußlands Haltung [...] jedenfalls feindselig sein, doch sei er [Wilhelm] schon seit Jahren vorbereitet, und sollte es sogar zu einem Krieg zwischen Österreich-Ungarn und Rußland kommen, so könnten wir davon überzeugt sein, daß Deutschland in gewohnter Bündnistreue an unserer Seite stehen werde.
Dass Szögyény mit seinem Bericht mindestens übertrieben hatte, zeigt das Gespräch Wilhelms mit Kriegsminister Erich von Falkenhayn, direkt nach dem Ende der Audienz. Wilhelm äußerte seine Meinung, dass es der österreichischen Regierung mit ihrer gegenüber früheren Sprache immerhin ernst ist. Dennoch seien vor einem eventuellen Krieg noch zu viele Dinge zu klären, so dass in keinem Fall die nächsten Wochen eine Entscheidung bringen. Als Falkenhayn ihn fragte, ob es notwendig sei, das Deutsche Heer zu mobilisieren oder zumindest bereitzuhalten, antwortete Wilhelm mit einem einfachen Nein.
So ist davon auszugehen, dass Wilhelm anfangs das Anliegen Kaiser Franz-Josephs nicht als ernste Gefährdung Österreich-Ungarns wahrnahm. Nach dem Studium der durch Hoyos und Szögyény vorgelegten Quellen lehnte er eine deutsche Unterstützung für einen Krieg ab. …
Doch Szögyény versuchte weiter, eine Zusage des Kaisers zu erringen, und nach einem gemeinsamen Mittagessen in großer Gesellschaft führte man die Audienz weiter. Der Botschafter schilderte dem Kaiser noch einmal nachdrücklich, wie ernst die Situation sei und zeichnete eine existentielle Bedrohung der Monarchie und die damit verbundenen Gefahren.
Hierbei muss nun ein Umdenken Wilhelms stattgefunden haben. Offensichtlich war Szögyénys Schilderung einer existentiellen Bedrohung überzeugend genug, dass Wilhelm seine persönliche Beziehung zu Kaiser Franz-Joseph sowie seine Vorstellungen von Ehre und Ritterlichkeit zur Grundlage seiner weiteren Vorgehensweise werden ließ. Szögyény wie auch Hoyos hatten hier wohl die richtigen Hebel in Bewegung gesetzt, um Wilhelm zu einem zumindest anteiligen Einlenken zu bringen. Denn mit seiner nun folgenden Zusage zur Bündnistreue bezog sich Wilhelm keineswegs auf die aktuelle Situation, sondern wiederholte seine Erklärung aus den Tagen der bosnischen Annexionskrise [von 1908]. … 1908 war Szögyény in Begleitung von Hoyos nach Rominten gereist, einem Jagdschloss Kaiser Wilhelms, um dort die Unterstützung des Deutschen Reichs in der Krise einzuholen. Hoyos schrieb darüber in seinem Bericht nach Wien: „Am Schluß der Unterredung erwähnte ich noch die bedrohliche Lage der Dinge in Serbien. Worauf seine Majestät erwiderte, die Serben sollten lieber Stille halten, um nicht Gefahr zu laufen, von Österreich-Ungarn und Bulgarien über den Haufen geworfen zu werden. [...] Aus den im gnädigen Tone vorgetragenen Ausführungen Seiner Majestät war Deutlichkeit zu entnehmen, [...] wie fest Höchstderselbe entschlossen ist, dieselbe [Politik Österreich-Ungarns] in unwandelbarer Bündnistreue zu unterstützen.“
Hinzu kommt, dass jenes eher profane Ergebnis der Audienz von Szögyény und Hoyos mit weit größerer Tragweite nach Wien berichtet wurde. Der Botschafter behauptete, dass Wilhelm empfehle, mit einem Vorgehen gegen Serbien nicht länger zu warten, da nun die richtige Gelegenheit gekommen sei. Natürlich würde Rußlands Haltung [...] jedenfalls feindselig sein, doch sei er [Wilhelm] schon seit Jahren vorbereitet, und sollte es sogar zu einem Krieg zwischen Österreich-Ungarn und Rußland kommen, so könnten wir davon überzeugt sein, daß Deutschland in gewohnter Bündnistreue an unserer Seite stehen werde.
Dass Szögyény mit seinem Bericht mindestens übertrieben hatte, zeigt das Gespräch Wilhelms mit Kriegsminister Erich von Falkenhayn, direkt nach dem Ende der Audienz. Wilhelm äußerte seine Meinung, dass es der österreichischen Regierung mit ihrer gegenüber früheren Sprache immerhin ernst ist. Dennoch seien vor einem eventuellen Krieg noch zu viele Dinge zu klären, so dass in keinem Fall die nächsten Wochen eine Entscheidung bringen. Als Falkenhayn ihn fragte, ob es notwendig sei, das Deutsche Heer zu mobilisieren oder zumindest bereitzuhalten, antwortete Wilhelm mit einem einfachen Nein.
Am Abend führte Wilhelm ein Gespräch
mit Reichskanzler Bethmann-Hollweg und Zimmermann über die Audienz. Wilhelm
betonte dabei ausdrücklich, dass es Aufgabe der Deutschen Außenpolitik sei mit
allen Mitteln dagegen [zu] arbeiten [...] daß sich der österreichisch-serbische
Streit zu einem internationalen Konflikt auswachse.
Es erhärtet sich somit der Verdacht, dass Hoyos und Szögyény entsprechende Informationen je nach Bedarf veränderten oder zurückhielten. …
Hoyos kehrte am 6. Juli bereits nach Wien zurück und berichtete am darauf folgenden Tag Berchtold, Stürgkh und Tisza von den Ergebnissen seiner Mission. Im Gespräch mit Unterstaatssekretär Zimmermann und Bethmann Hollweg hatte Hoyos die „völlige Aufteilung“ Serbiens gefordert. Tisza war außer sich, als er davon erfuhr, dass Hoyos während der Audienz ohne jegliche Weisung Äußerungen zur Aufteilung Serbiens nach einem erfolgreichen Krieg als offizielle Meinung der Donaumonarchie ausgegeben hatte. Wortwörtlich hatte Hoyos gesagt, dass Serbien „verschwinden“ müsse. Nach dem Protest Tiszas wurden diese Äußerungen von Berchtold als persönliche Meinung des Grafen dargestellt. In „seinem Eifer, freie Bahn für einen Eroberungskrieg zu schaffen“, gefährdete Hoyos dadurch noch den Erfolg seiner Mission. …
Nach langer Debatte beschloss der Ministerrat, mit der vermeintlichen Unterstützung des Deutschen Reiches im Rücken, nun eine tunlichst rasche Entscheidung des Streitfalles mit Serbien herbeizuführen. Tiszas Bedenken kam man dabei entgegen. Ein Ultimatum sollte konkrete Forderungen an Serbien stellen, die dann nach einer Zurückweisung zu einer Mobilisierung der k.u.k. Truppen führen würden. Außer Tisza waren sich jedoch alle Anwesenden darüber einig, daß ein rein diplomatischer Erfolg, auch wenn er in einer eklatanten Demütigung Serbiens enden würde, wertlos wäre und dass daher solche weitgehenden Forderungen an Serbien gestellt werden müßten, die eine Ablehnung voraussehen ließen, damit eine radikale Lösung im Wege militärischen Eingreifens angebahnt würde.
Ein Krieg Österreich-Ungarns gegen Serbien war damit de facto beschlossene Sache.
Die Tragweite von Hoyos' Handeln zeigt sich in seinen eigenen Worten, von denen einer seiner Mitarbeiter am Ballhausplatz, Konsul Emanuel Urbas berichtete: „Als eine tief moralische Natur hat er unter der geschichtlichen Verantwortung, die auf ihm lastete, nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns, wie ich weiß, so fürchterlich gelitten, daß er im Winter 1918/19, den er zurückgezogen in Friedrichsruh verbrachte, monatelang mit dem Gedanken des Freitodes rang.“
Rezeption in der Geschichtswissenschaft [Bearbeiten]:
Schlug die Fischer-Kontroverse in den 1960ern große Wellen und veränderte die Wahrnehmung der Kriegsschuldfrage in der Bundesrepublik nachhaltig, bezog sich diese Rezeption des Ersten Weltkriegs gleichzeitig fast ausschließlich auf das Deutsche Kaiserreich. Eine stark überwiegende „Kriegsschuld“ des Deutschen Reichs gilt seitdem als gegeben, während die anderen Großmächte der damaligen Zeit mit weitaus geringerem Anteil für „schuldig“ gehalten werden. Dennoch bleibt die Frage nach Art und Umfang der deutschen Kriegsschuld bis heute weiter offen und äußerst umstritten, wie die nach wie vor zahlreich erscheinende Fachliteratur belegt. …
In Österreich hingegen führte damals die Diskussion um Fischers Thesen nicht etwa zu einem Umdenken in der Beurteilung der Bedeutung Österreich-Ungarns für den Kriegsausbruch 1914. … [Dies] … erklärt [Fritz] Fellner mit der Situation Österreichs nach 1945. Das „Erwachen aus dem großdeutschen Traum“ habe zu der Notwendigkeit geführt, die Habsburgermonarchie positiv umzudeuten und zu einem neuen Gründungsmythos der Zweiten Republik zu machen … “.
Die Anzahl der Werke, die sich dezidiert mit der Mission Hoyos auseinandersetzten, blieb sowohl in Deutschland als auch Österreich entsprechend gering. Die erste Monographie, die sich umfassend mit dem Thema auseinandersetzt ist Die Mission Hoyos (2011) von Eric A. Leuer.
_____________
Es erhärtet sich somit der Verdacht, dass Hoyos und Szögyény entsprechende Informationen je nach Bedarf veränderten oder zurückhielten. …
Hoyos kehrte am 6. Juli bereits nach Wien zurück und berichtete am darauf folgenden Tag Berchtold, Stürgkh und Tisza von den Ergebnissen seiner Mission. Im Gespräch mit Unterstaatssekretär Zimmermann und Bethmann Hollweg hatte Hoyos die „völlige Aufteilung“ Serbiens gefordert. Tisza war außer sich, als er davon erfuhr, dass Hoyos während der Audienz ohne jegliche Weisung Äußerungen zur Aufteilung Serbiens nach einem erfolgreichen Krieg als offizielle Meinung der Donaumonarchie ausgegeben hatte. Wortwörtlich hatte Hoyos gesagt, dass Serbien „verschwinden“ müsse. Nach dem Protest Tiszas wurden diese Äußerungen von Berchtold als persönliche Meinung des Grafen dargestellt. In „seinem Eifer, freie Bahn für einen Eroberungskrieg zu schaffen“, gefährdete Hoyos dadurch noch den Erfolg seiner Mission. …
Nach langer Debatte beschloss der Ministerrat, mit der vermeintlichen Unterstützung des Deutschen Reiches im Rücken, nun eine tunlichst rasche Entscheidung des Streitfalles mit Serbien herbeizuführen. Tiszas Bedenken kam man dabei entgegen. Ein Ultimatum sollte konkrete Forderungen an Serbien stellen, die dann nach einer Zurückweisung zu einer Mobilisierung der k.u.k. Truppen führen würden. Außer Tisza waren sich jedoch alle Anwesenden darüber einig, daß ein rein diplomatischer Erfolg, auch wenn er in einer eklatanten Demütigung Serbiens enden würde, wertlos wäre und dass daher solche weitgehenden Forderungen an Serbien gestellt werden müßten, die eine Ablehnung voraussehen ließen, damit eine radikale Lösung im Wege militärischen Eingreifens angebahnt würde.
Ein Krieg Österreich-Ungarns gegen Serbien war damit de facto beschlossene Sache.
Die Tragweite von Hoyos' Handeln zeigt sich in seinen eigenen Worten, von denen einer seiner Mitarbeiter am Ballhausplatz, Konsul Emanuel Urbas berichtete: „Als eine tief moralische Natur hat er unter der geschichtlichen Verantwortung, die auf ihm lastete, nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns, wie ich weiß, so fürchterlich gelitten, daß er im Winter 1918/19, den er zurückgezogen in Friedrichsruh verbrachte, monatelang mit dem Gedanken des Freitodes rang.“
Rezeption in der Geschichtswissenschaft [Bearbeiten]:
Schlug die Fischer-Kontroverse in den 1960ern große Wellen und veränderte die Wahrnehmung der Kriegsschuldfrage in der Bundesrepublik nachhaltig, bezog sich diese Rezeption des Ersten Weltkriegs gleichzeitig fast ausschließlich auf das Deutsche Kaiserreich. Eine stark überwiegende „Kriegsschuld“ des Deutschen Reichs gilt seitdem als gegeben, während die anderen Großmächte der damaligen Zeit mit weitaus geringerem Anteil für „schuldig“ gehalten werden. Dennoch bleibt die Frage nach Art und Umfang der deutschen Kriegsschuld bis heute weiter offen und äußerst umstritten, wie die nach wie vor zahlreich erscheinende Fachliteratur belegt. …
In Österreich hingegen führte damals die Diskussion um Fischers Thesen nicht etwa zu einem Umdenken in der Beurteilung der Bedeutung Österreich-Ungarns für den Kriegsausbruch 1914. … [Dies] … erklärt [Fritz] Fellner mit der Situation Österreichs nach 1945. Das „Erwachen aus dem großdeutschen Traum“ habe zu der Notwendigkeit geführt, die Habsburgermonarchie positiv umzudeuten und zu einem neuen Gründungsmythos der Zweiten Republik zu machen … “.
Die Anzahl der Werke, die sich dezidiert mit der Mission Hoyos auseinandersetzten, blieb sowohl in Deutschland als auch Österreich entsprechend gering. Die erste Monographie, die sich umfassend mit dem Thema auseinandersetzt ist Die Mission Hoyos (2011) von Eric A. Leuer.
Alexander Graf von Hoyos, Lobbyist des "Waffengangs" Schwieger-Urgroßvater des ehemaligen Verteidigungsministers zu Guttenberg Bild gefunden auf http://cousins-celebres.blogspot.com/2010/04/alexander-hoyos-freiherr.html |
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Dynastie Bismarck, Heiratspolitik und Wehrwirtschaft
Zusammengestellt aus den Wikipedia-Einträgen
zu Alexander Graf von Hoyos, Otto
Christian Archibald Graf von Bismarck, Gottfried Graf von
Bismarck-Schönhausen; mit Bezug auf frühere Beiträge auf diesem Blog und meinem
anderen Blog „Menschenrechte statt Eugenik“.
Alexander Graf von Hoyos (* 13. Mai 1876 in Fiume
város, heute Rijeka; † 20. Oktober 1937 in Schwertberg), war ein
österreichisch-ungarischer Diplomat vor und während des Ersten Weltkrieges, der
in der Julikrise eine bedeutende Rolle spielte. Insbesondere führte er die
Mission Hoyos durch, deren Ergebnisse den Krieg gegen Serbien einleiteten. …
Sein Vater Georg, Graf Hoyos (1842–1904) leitete die Whitehead-Werft in Fiume,
die von Robert Whitehead, Alexanders Großvater mütterlicherseits, gegründet
worden war. Seine Schwester Marguerite Hoyos (1871–1945) war mit Herbert von
Bismarck verheiratet; Otto (II) Graf von Bismarck und Gottfried Graf von Bismarck-Schönhausen sind Söhne
dieses Paares. Alexander Hoyos’ Tochter Melanie heiratete ihren Vetter Gottfried Graf von Bismarck-Schönhausen. Zu den
Enkelkindern dieses Paares gehört Stephanie
zu Guttenberg, Ehefrau von Karl Theodor zu Guttenberg, der schon in jungen
Jahren zu Ämtern
als Wirtschafts- und Verteidigungsminister kam.
Otto Christian Archibald Graf
von Bismarck [Otto (II) von Bismarck] (1897 – 1975) war der ältere Sohn von Herbert von Bismarck und dessen Frau Marguerite
geb. Hoyos. Er war ein Urenkel von Robert Whitehead, des britischen Gründers
der Whitehead-Werft (Torpedo-Produktion) in Fiume. Seine Großväter
waren der Leiter der Whitehead-Werft, Georg Graf von Hoyos (Schwiegersohn
Robert Whiteheads) und der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck. Als
Diplomat an der deutschen Botschaft in London war Otto (II) von Bismarck eine Anlaufstelle für
hochrangige britische Nazis um den Faschistenführer Sir Oswald Mosley. – Auf
einem Bild aus einem Sammelalbum der Firma Reemtsma ist er wahrscheinlich (nach
meiner Einschätzung
aufgrund von Bildvergleich) als Teilnehmer eines 1935 stattgefundenen
Besuchs von Sir John Simon und Lord Anthony
Eden bei Adolf Hitler zu sehen. Dieses Treffen fand im Vorfeld des
deutsch-britischen Flottenabkommens statt, das entgegen den im Vertrag von
Versailles vorgesehenen Rüstungsbeschränkungen getroffen wurde (siehe auf
diesem Blog den Post “Liebe ist das Größte – aber nur wenn genetisch korrekt”.)
Dass einiges an Lobby-Arbeit erforderlich gewesen sein muss, um das Flottenabkommen
zustande zu bringen, liegt auf der Hand.
Gottfried Graf von Bismarck-Schönhausen (1901 – 1949) war
der jüngere Bruder von Otto (II) von Bismarck. Er war SS-Brigadeführer und Freund
von Heinrich Himmler. Er war auch ein eingeweihter Beobachter des Widerstands
und verbrachte deshalb nach dem Attentat vom 20. Juni 1944, wenn auch unter
erleichterten Bedingungen, Zeit in einem Konzentrationslager (siehe Kommentar
oben Gottfried Graf von Bismarck-Schönhausen).
Dem
Aufbau einer deutschen „Wehrwirtschaft“ unter dem Nazi-Regime hatten wohl die
meisten der späteren Akteure und abwartenden Beobachter des Widerstands positiv
gegenüber
gestanden und sich sogar aktiv dafür eingesetzt. Der US Offizier Wedemeyer, 1936
Gast an der neu eröffneten deutschen Kriegsakademie und persönlich mit mehreren
der späteren Akteure des
Widerstands bekannt, schrieb begeistert über das dort gelehrte Konzept der
“Wehrwirtschaft”. Er war später einer der härtesten Kritiker der Politik des „unconditional
surrender“, der Forderung nach der bedingungslosen Kapitulation. Auch auf
Wedemeyer und seinen vermuteten Einfluss auf Verhandlungsmöglichkeiten
haben die Beteiligten am Widerstand höchstwahrscheinlich gesetzt. Aber als sie
die Kräfte, die sie zuvor mit
herbeigerufen hatten, nicht mehr kontrollieren konnten, zeigte sich, dass sie
die Einflussmöglichkeiten früherer Freunde bei den westlichen
Alliierten überschätzt
hatten. Die erhofften Signale, dass es ohne Hitler noch zu einem
Verhandlungsfrieden kommen könnte – für einen Erfolg des Widerstands womöglich
noch unverzichtbarer als der physische Tod des Diktators - blieben aus.
"Nach Eintreffen der Nachricht aus Sarajevo bricht auch Tirpitz auf – allerdings nicht nach Berlin, sondern zur Kur ins schweizerische Tarasp. "Man erwartete irgendeine Sühne für die düstere Tat, infolgedessen auch eine gewisse europäische Spannung", schreibt er später in seinen Memoiren. Einen Weltkrieg befürchtet Tirpitz nicht. Er glaubt, Großbritannien bluffe nur."
AntwortenLöschenhttp://www.zeit.de/2014/08/erster-weltkrieg-marine-von-tirpitz?commentstart=1#cid-3624271
Tirpitz und Torpedos
Löschen"Mit Torpedos versenken deutsche U-Boote Hunderte britische Schiffe. Tirpitz tritt vehement für den "uneingeschränkten U-Boot-Krieg" ein. Er ist davon so überzeugt, dass er, als auf Druck Amerikas der U-Boot-Krieg eingeschränkt wird, am 15. März 1916 aus Protest seinen Rücktritt einreicht."
(Quelle wie oben)