Friedensforschung mit der Maus

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Samstag, 26. April 2014

Der Hunnen-Vergleich: Erst hui, dann pfui

Warum wird hin und wieder einmal an die „Hunnenrede“ des alten Kaisers Wilhelm erinnert, wenn davon die Rede ist, die Deutschen müssten wieder „mehr Verantwortung in der Welt“ übernehmen?


Auf die „Hunnenrede“ wird auch Bezug genommen in den Blog-Posts
Deutsche, ihr müsst!
http://zettelmaus.blogspot.com/2014/04/ukraine-krise-deutsche-ihr-musst-wieder.html

und
Koalitionsverhandlungen - bleibt Rüstungslobbyismus draußen?
http://guttmensch.blogspot.com/2013/11/koalitionsverhandlungen.html
 

Auf diesem Post möchte ich zwei Bilder vorstellen, die veranschaulichen, dass die auch heute noch oft für selbstverständlich gehaltene Gleichsetzung von  „mehr Verantwortung in der Welt“ und „militärischer Machtausübung“ mit einer längerfristigen Perspektive gesehen werden sollte.

Bei dem ersten Bild handelt es sich um ein Gemälde von 1902: „Germans to the Front“ von Karl Röchling. Das zweite Bild ist ein Propaganda-Plakat aus den USA von 1917 mit dem Slogan „Beat the Hun“, „Schlagt den Hunnen“.

Der Kaiser suchte sehnsüchtig die Anerkennung „auswärtiger Führer“. Das brutale Vorgehen seiner Truppen, als Teil einer internationalen Koalition, in der Niederschlagung des „Boxeraufstands“ in China brachte ihm auch tatsächlich die ersehnte Anerkennung ein.

Aus der "Hunnenrede"

Große überseeische Aufgaben sind es, die dem neu entstandenen Deutschen Reiche zugefallen sind […]
Eure Kameraden von der Marine haben diese Probe bereits bestanden, sie haben euch gezeigt, daß die Grundsätze unserer Ausbildung gute sind, und Ich bin stolz auf das Lob auch aus Munde auswärtiger Führer, das eure Kameraden draußen sich erworben haben. An euch ist es, es ihnen gleich zu tun. […]

Kommt Ihr vor den Feind, so wird er geschlagen, Pardon wird nicht gegeben; Gefangene nicht gemacht. Wer Euch in die Hand fällt, sei in Eurer Hand.
Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in Überlieferung und Märchen gewaltig erscheinen läßt, so möge der Name Deutscher in China auf 1000 Jahre durch euch in einer Weise bestätigt werden, daß es niemals wieder ein Chinese wagt, einen Deutschen scheel anzusehen!"
Kaiser Wilhelm II. in der später berüchtigten "Hunnenrede", Bremerhaven 27.07.1900  
http://de.wikipedia.org/wiki/Hunnenrede ; auch zitiert auf
http://guttmensch.blogspot.com/2013/11/koalitionsverhandlungen.html

Siehe auch
http://www.zeit.de/2000/31/200031.hunnen_.xml/seite-2


 
"Deutsche an die Front" - Kaiser begeistert über das Gemälde
The Kaiser has been so pleased with the painting "Germans - to the Front," executed at Imperial command, by Herr Karl Roechling that he has ordered work to be begun at once on numerous reproductions of it. The picture represents the incident during Admiral Seymour's march to Pekin. The British troups were worn out and had halted, when Admiral Seymour gave the command which His Majesty selected for the title of the painting: "Germans to the Front'.' The picture shows the charging Germans, headed by Captain von Usedom and Lieutenant von Kottwitz, between the ranks of cheering English sailors. On the initial exhibition of the painting it was received with the most marked enthousiasm.
The Cincinnati Enquirer, 14. December 1902
http://www.newspapers.com/newspage/32392580/




"Germans to the Front"
Gemälde von Karl Röchling, 1902


Abzüge erhältlich in einigen Internet-Kunsthandlungen


Bereits 14 Jahre später führte die Dynamik der Aufrüstung und der militaristischen Denkmuster in die „Urkatastrophe“ des 1. Weltkriegs. Nun war das zuvor geschätzte Bild des „tapferen“ Hunnen die hässliche Fratze der Barbarei.


"Schlagt den Hunnen zurück"
Propaganda-Poster, USA 1917

Bild gefunden auf der Webseite
des Ostasieninstituts, Hochschule
Ludwigshafen am Rhein
http://www.oai.de/en/publikationen/
53-ostasienlexikon/hhh.html?start=11

________



Der Kaiser genoss die Gesellschaft von Admiral Seymour.
Der Kaiser
Feilding Star, Volume V, Issue 1497, 20 May 1911, Page 2 (National Library of New Zealand)
May 19. The King, the Queen, the Kaiser and the Kaiserin, were present at a tournament at Olympia. The Kaiser and the Kaiserin lunched with the Duke and Duchess of Norfolk, Lords Rosebery, and Kitchener, and Admiral Seymour.
http://paperspast.natlib.govt.nz/cgi-bin/paperspast?a=d&d=FS19110520.2.26

Willy-Nicky Letters between Kaiser Wilhelm and the Czar
books.google.com/books?isbn=5872624999
I.D. Levine – History
Admiral Seymour, in a letter to the "London Morning Post" of January 10th, 1920 [ ...] writes: "Owing perhaps to the ex-Kaiser's occasional uncertain memory [...] I do not believe I gave the order stated
http://books.google.com/books?id=rmsJAwAAQBAJ&pg=PA57&lpg=PA57&dq=%22admiral+seymour%22+kaiser&source=bl&ots=ipeNr9kbsn&sig=33iOWYJeCBKbNyK0EIrDuMirJM0&hl=en&sa=X&ei=d_JcU_PiIYGqOoX_gPAM&redir_esc=y#v=onepage&q=%22admiral%20seymour%22%20kaiser&f=false


Interessante Info und Bilder zum Boxer-Aufstand
http://en.wikipedia.org/wiki/Boxer_Rebellion

13 Kommentare:

  1. Wilhelm Faupel: Von China nach Suedwest-Afrika

    "Faupel war bereits 1900 an der Niederschlagung des Boxeraufstands in China beteiligt. 1904 meldete er sich freiwillig in der Deutschen "Schutztruppe" in Südwestafrika und war dort direkt am Genozid an den Herero beteiligt. 1934 übernahm der die Präsidentschaft des Ibero-Amerikanischen Instituts und wurde einer der wichtigsten NS-Kontaktmänner zur Lateinamerika. Oliver Gliech: Wilhelm Faupel. Generalstabsoffizier, Militärberater, Präsident des Ibero-Amerikanischen Instituts. In: Liehr / Maihold / Vollmer (Hg.): Ein Institut und sein General. Wilhelm Faupel und das Ibero-Amerikanische Institut in der Zeit des Nationalsozialismus. Frankfurt am Main, 2003, S. 131-279."

    hagalil.com 17-04-2006

    http://www.hagalil.com/archiv/contextxxi/deutsch-suedwestafrika.htm

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  2. Des Kaisers "Hunnenrede" ziemlich aehnlich:

    ◦Der US-General George S. Patton (später Militärgouverneur von Bayern) ermunterte in einer Rede vor Offizieren zum Töten von Gefangenen. Die ZDF-Doku zitiert aus dieser Rede: "Wenn wir auf den Feind treffen, werden wir ihn töten. Wenn Ihr Eure Männer gegen den Feind führt und er sich dann ergeben will: Oh nein! Der Bastard soll sterben. Ihr werdet ihn töten. Stecht ihn zwischen die dritte und vierte Rippe. Sagt Euren Leuten das. Wir brauchen diesen Killerinstinkt. Wir werden uns den Ruf von Killern erarbeiten. Und Killer sind unsterblich."

    http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2668954/heute-show-vom-12.2.2016#/beitrag/video/2397300/Die-Verbrechen-der-Befreier

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    1. Vergleiche auch "Pep Talk" von Staatssekretaer Gordon England an Soldaten der US Navy am 1. November 2001 (Halloween-Tag):

      Aboard the aircraft carrier Theodore Roosevelt in the Arabian Sea, the 5,500 crew members took a 36-hour break from the air assault. Visiting Navy Secretary Gordon England told the crew, "As I was flying over here, I thought: 'Happy Halloween, Taliban. May the U.S. Navy make this the scariest day of your short life."

      http://www.nydailynews.com/archives/news/b-52s-hammering-taliban-70-000-pounds-bombs-dropped-kabul-front-line-article-1.923662

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    2. Uebersetzung des Auszugs aus der Ansprache von Gordon England (s.o.):

      "Als ich hierherflog, dachte ich ‚Happy Halloween, Taliban, möge die US Navy dies zu dem furchterregendsten Tag in eurem kurzen Leben machen'"

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  3. Wartime spy fever

    World War I was not a happy time for German-Americans. They were summarily labelled as “alien enemies” whose true allegiance lay with the Fatherland. Nativist spokesmen agitated against “hyphenated Americans” as potential spies and saboteurs. Use of the German language was seen with suspicion. ...

    The most notorious case of public violence was the lynching of German immigrant Robert Prager in Illinois. He was tarred and feathered, forced by an agitated crowd to kiss the American flag and sing patriotic songs, and finally hanged from a tree in front of 200 onlookers.

    http://theconversation.com/donald-trumps-grandfather-was-an-illegal-migrant-and-trojan-horse-54749

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    1. Paranoid nation

      The dangerous mix of paranoia and xenophobia directed against German-Americans during World War I had profound and long-lasting effects. The Alien Enemy Bureau was established in the early days of the war with a brief to identify and arrest disloyal foreigners. It was headed by J. Edgar Hoover, then a young civil servant in the Justice Department. Here he picked up the tools he would use later as all-powerful director of the FBI.

      In 1940, the notorious House Un-American Affairs Committee published The Trojan Horse in America, a compendium of domestic organisations believed to work for foreign powers. Chapter titles included “Mussolini’s Trojan Horse in America” and “A Trojan Horse of German War Veterans”.

      All this was reason enough for the business-minded Trumps to deny their German heritage, claiming they hailed from Sweden instead. Donald’s father Fred invested heavily in New York real estate, laying the foundations for today’s business empire. It was only from the 1980s that Donald Trump started to stand by his German roots.

      Trump’s own grandfather was an illegal emigrant whose income stream included alcohol and prostitution at a time when these were legally contested. He was an unwanted returnee to Germany, and then a potential “enemy alien” within the United States who had declared his loyalty to the German Kaiser – but ultimately made an immense economic contribution spanning generations.

      Today, his grandson lambastes Mexicans as criminals, intends to erect a wall to keep them out, and warns of Syrian refugees as Trojan horses. If Donald Trump wins his party’s nomination, historians will have many a field day digging out the contradictions between his anti-immigrant rhetoric and his family background.

      http://theconversation.com/donald-trumps-grandfather-was-an-illegal-migrant-and-trojan-horse-54749

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  4. Propagandaplakate
    Alarm an jeder Straßenecke

    Keulenschwingende Affen, blutrünstige Wölfe, todbringende Adler: Mit martialischen Plakaten warben die Kriegsparteien während des Ersten und Zweiten Weltkriegs um Rekruten, Geld und Rückhalt an der Heimatfront. Nur die Deutschen, sonst Meister der Propagandainszenierung, erwiesen sich als Spätzünder. Von Ariane Stürmer 29.03.2010

    Der Deutsche ist ein Affe. Nicht irgendeiner, sondern ein Gorilla, brüllend und geifernd, ein zerstörerisches Monster mit irrem Blick, das Europa in Schutt und Asche gelegt hat und scheinbar unaufhaltsam Richtung USA stapft. Es schwingt eine blutbefleckte Keule und raubt die schönsten Frauen. Die Kopfbedeckung: eine wilhelminische Pickelhaube.

    Dieses Bild malte der US-amerikanische Künstler H.R. Hopps während des Ersten Weltkrieges vom Deutschen. Es ist das Motiv eines jener Weltkriegs-Propagandaplakate, auf denen eine menschliche Szene mit Tieren symbolisiert ist. Und es ist eines der herausragendsten Beispiele dafür, wie man versuchte, die Bevölkerung für den Krieg zu mobilisieren: Die Plakate sollten Emotionen wecken, aufstacheln, Hass schüren, der Feind durch die Darstellung als Tier entmenschlicht-, und die Hemmschwelle, ihn zu töten gesenkt werden.

    Die Botschaft des Affen-Plakates war klar: Der Deutsche ist böse, brutal, ein Mörder - und auf dem Weg in die USA. Der Aufruf an die US-amerikanischen Männer: "Zerstört dieses böse Vieh - meldet euch freiwillig für die US-Armee." ...

    "Das Plakat war eine mächtige Waffe. Die Alliierten wussten das - nur die konservative Staatsführung des Wilhelminischen Reiches hatte anfangs Hemmungen, sie einzusetzen", sagt Anne Schmidt. Die Historikerin hat die Kommunikationspolitik des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg erforscht. "Die monarchische Staatsführung wehrte sich lange dagegen, emotional aufgeladene Propaganda zu machen. Sie fürchtete, die Bevölkerung so sehr aufzuwühlen, dass sie sie dann nicht mehr kontrollieren könnte", so Schmidt weiter. Das erklärt, warum es auch bis Mitte des ersten Weltkrieges kaum offizielle deutsche Propagandaplakate gab, die den Feind extrem negativ darstellen - gleich, ob als Tier oder Mensch.

    Ab 1916 änderte sich das. Immer mehr Menschen forderten eine Propaganda, wie sie in den alliierten Staaten längst an der Tagesordnung war. Der Maler Emil Nolde hatte bereits 1914 an das preußische Kriegsministerium geschrieben und sich über dessen Informationspolitik beklagt. ...

    Während der Zwischenkriegsjahre nutzte zum Beispiel die extremistische "Vereinigung zur Bekämpfung des Bolschewismus" emotionalisierende Plakate für ihre Zwecke: "Bolschewismus bringt Krieg, Arbeitslosigkeit und Hungersnot", behaupteten die Organisation, deren Gründer Eduard Stadtler als Auftraggeber für die Morde an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gilt. Wie in den USA wenige Jahre zuvor, war es nun ebenfalls ein Affenungeheuer, mit scharfen langen Reißzähnen, einem Dolch in der einen und einer Bombe in der anderen Hand, das das Böse symbolisierte. "Man schürte damit Angst", sagte Anne Schmidt. Und man sprach der linken Bewegung das Menschsein ab: Der Feind durfte offen diskreditiert werden. ...

    http://www.spiegel.de/einestages/propagandaplakate-alarm-an-jeder-strassenecke-a-948722.html

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  5. BloggerMagga
    #97 — 24.03.2017

    Mehr "deutsche Kampfbereitschaft“ will Joffe sehen.

    Da ist er nicht der erste. Der Aufruf dazu kam auch schon gereimt: „Jederzeit kampfbereit! Geschichtliche und militärische Bilder von der Entwicklung der deutschen Wehrkraft“ ist der Titel eines um 1894 erschienenen Buches (https://www.zvab.com/buch-suchen/titel/jederzeit-kampfbereit-geschichtliche-und/autor/oskar-hoecker/)

    Ist aber etwas ganz anderes, wenn deutsche Kampfbereitschaft im Rahmen eines westlichen Bündnisses eingefordert wird?

    Wer das meint, sollte sich z.B. über die Niederschlagung des sog. „Boxeraufstands“ in China informieren - manches klingt beklemmend aktuell:
    „Im Frühjahr und Sommer 1900 führten die Attacken der Boxerbewegung gegen Ausländer und chinesische Christen einen Krieg zwischen China und den Vereinigten acht Staaten (bestehend aus dem Deutschen Reich, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Österreich-Ungarn, Russland und den USA) herbei, der mit einer Niederlage der Chinesen und dem Abschluss des sogenannten „Boxerprotokolls“ im September 1901 endete. …
    Bei der Verabschiedung eines Teils der deutschen Truppen am 27. Juli in Bremerhaven hielt Wilhelm II. seine berüchtigte Hunnenrede …
    Nach Meinung der Kritiker hatten die Soldaten unter dem Vorwand, die Zivilisation schützen zu wollen, selbst gegen die humanitären Grundsätze dieser Zivilisation verstoßen."
    https://de.wikipedia.org/wiki/Boxeraufstand

    http://www.zeit.de/2017/09/militaer-ausgaben-wehrhaushalt-entwicklungshilfe-ruestung-zeitgeist?cid=12214843#cid-12214843

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    1. Moment mal - findet Joffe das Vorgehen von 1901 vorbildlich?

      Botschaftsterror
      Wenn es doch nur um verletzte religiöse Ehre ginge
      Von Josef Joffe
      20. September 2012 / DIE ZEIT Nr. 39/2012

      Früher entsandten Großmächte die Flotte, um ihre Botschaften zu schützen – etwa während des Boxeraufstandes anno 1900. Heute twittern die belagerten Diplomaten Entschuldigungen an ihre Peiniger – so geschehen in Kairo, wo der Mob die US-Vertretung wegen eines boshaften Mohammed-Films attackierte. ...

      http://www.zeit.de/2012/39/P-Zeitgeist

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    2. Ach nein, so weit geht's denn doch nicht; immerhin schreibt er weiter unten im gleichen Artikel:
      "Die Flotte zu entsenden geht auch nicht, weil der Kulturkampf just jene demokratischen Kräfte bedroht, die unser Wohlwollen verdienen."

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    3. Wieder nein, "die Flotte zu entsenden geht auch nicht", damit meint er Hassbotschaften im Netz.

      Aber besser die Flotte zu entsenden statt besänftigende Twitter-Botschaften zu schicken, das schon?

      Ach, ich weiß nicht, was er meint.

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    4. Kommentar zu dem Artikel (konnte dort nicht gepostet werden, da Kommentarfunktion nicht aktiv)

      "Früher entsandten Großmächte die Flotte, um ihre Botschaften zu schützen – etwa während des Boxeraufstandes anno 1900. Heute twittern die belagerten Diplomaten Entschuldigungen an ihre Peiniger – so geschehen in Kairo, wo der Mob die US-Vertretung wegen eines boshaften Mohammed-Films attackierte. "

      Keine Frage, das war demütigend - und bleibt es auch, selbst wenn die ungerechtfertigten Twitter-Entschuldigungen dazu beigetragen haben sollten, dass es in der US-Vertretung in Kairo, anders als in Bengasi, keine Toten gab. Und man kann Joffe natürlich nur zustimmen, wenn er schreibt: "Die Sicherheit von Botschaften ist heilig, sonst ist es vorbei mit dem zivilen Umgang der Staaten."

      Trotzdem ist Militäraktion auch nicht unbedingt der Weg, zivilen Umgang wieder herzustellen, wenn Botschaften angegriffen werden. Das zeigt ja gerade die damalige Aktion in China. („Nach Meinung der Kritiker hatten die Soldaten unter dem Vorwand, die Zivilisation schützen zu wollen, selbst gegen die humanitären Grundsätze dieser Zivilisation verstoßen.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Boxeraufstand ). - Die Bombardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad 1999 während des Kosovo-Krieges, bei der drei Chinesen starben (http://www.spiegel.de/politik/ausland/britische-presse-nato-griff-chinas-botschaft-in-belgrad-absichtlich-an-a-47289.html), führte glücklicherweise nicht zu einer Militäraktion Chinas gegen die NATO.

      Bei allem Frust über Weicheiigkeit - Kriegsnostalgie, nein danke.

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  6. BloggerMagga
    #1.33 — 30.04.2018

    "Und Deutschland ... bittet geradezu, auch mitmachen zu dürfen"

    - wie seinerzeit Kaiser Wilhelm bei der internationalen "Strafexpedition" nach China.

    “Große überseeische Aufgaben sind es, die dem neu entstandenen Deutschen Reiche zugefallen sind …”
    Ich bin stolz auf das Lob auch aus Munde auswärtiger Führer, das eure Kameraden draußen sich erworben haben. An euch ist es, es ihnen gleich zu tun. …
    Öffnet der Kultur den Weg ein für allemal! …”

    Kaiser Wilhelm II in seiner “Hunnenrede” anlässlich des Auslaufens der deutschen Flotte zur Teilnahme an der Bekämpfung des “Boxeraufstands” in China (1900)
    http://www.schinka.de/deu... ; https://de.wikipedia.org/...

    Das Mitmachen-Wollen bei militärischen Aktionen als Ausdruck von Macht und "Verantwortung" ("zugefallene Aufgaben", da man ja eine bedeutende Nation ist) scheint durchgängig große Anziehungskraft auf Machthabende auszuüben. Wie es im weiteren Verlauf der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dann weiter ging, ist ja bekannt. Aber die beliebte Lehre vom "deutschen Sonderweg" (unter Weglassung vieler Fakten, die nicht dazu passen) ermöglicht es bequem, die Beteiligung der Deutschen an einer Glorifizierung des Militärischen wieder einzufordern und anzudienen.

    Antwort auf #1.22 von Waltraud Gundlach

    https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-04/haushalt-union-spd-streit-finanzierung-bundeswehr?cid=19677410#cid-19677410

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