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Dann bin ich ja ein Mörder - Die SS Soldaten [Doku deutsch]
Published on 3 Sep 2013
Am 29. März 1945 erschießen drei SS-Männer im burgenländischen Ort Deutsch Schützen-Eisenberg knapp 60 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter. Das Verbrechen ist als "Massaker von Deutsch Schützen" in die Geschichte eingegangen. Einer der mutmaßlichen Mörder ist SS-Unterscharführer Adolf Storms, der für die Tat nie zur Rechenschaft gezogen wurde. 63 Jahre danach hat der Politikwissenschaftler und Historiker Walter Manoschek den unbehelligt als Pensionist in Duisburg lebenden Adolf Storms (1919 -- 2010) gefunden. Für seinen Dokumentarfilm, der schließlich den Titel "... dann bin ich ja ein Mörder" bekommt, spricht Manoschek mit Storms, tatbeteiligten HJ-Führern und den Menschen, die das Massaker überlebten. Er rekonstruiert das Verbrechen und stellt Fragen nach dem Vergessen, dem Verdrängen und der Verantwortung. Dabei verfällt Manoschek nie in die Rolle des Verhörenden. Er bleibt Journalist, der aus seinen Interviewpartnern, vor allem aus Adolf Storms, hermeneutisch und präzise nach und nach die Wahrheit herausholt.
http://www.youtube.com/watch?v=qlOz8H-6J7k
"... das juedisch-bolschewistische System vernichten ..."
General von Manstein
Einer der Wehrmachtoffiziere, die in der neuen Bundeswehr wieder verwendet wurden
http://www.youtube.com/watch?v=TdgxhkpLNUw
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Propagandaplakat der SA: "Der Terrorismus der Linken ist nur mit noch staerkerem Terrorismus zu schlagen" Bild gefunden auf http://www.encyclopedie.bseditions.fr /article_complet.php?pArticleId=113&ar |
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Mord an „menschlich-orientalischen Wesen“
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My Lai - die Karriere eines Kriegsverbrechens
Pan Thi Trinh zeigt zwischen zwei Bananenbäumen hindurch auf einen Graben. „Hier an dieser Stelle haben sie gelegen, über hundert Frauen, Kinder und Babys, und alle voller Blut.“ – „Was ist passiert, an jenem 16. März 1968?“ – „Ich war an dem Morgen sehr früh wach“, erzählt die junge Frau, die damals ein l0jähriges Mädchen war. „Ich hörte in der Ferne die Hubschrauber. Wir krochen schnell in unsere Erdlöcher. Eine Stunde lang explodierten Granaten, knatterten Maschinengewehre. Dann war es still. Ich dachte, alles sei vorbei und kroch heraus. Aber da standen drei Soldaten vor mir, auch ein Neger. Die schrien mich an, ich verstand aber nichts. Sie schlugen mit den Gewehren und trieben uns zu unseren Nachbarn und schossen auf uns. Meine Mutter fiel um. Ich hatte einen Schuß im Arm. ‚Lauf weg‘, flüsterte meine Mutter. ’Lauf weg, ganz weit weg.‘ Ich lief nach hinten in eine Kammer, dort lag schon meine Tante mit ihrem Baby. Wir hatten Angst, weil es so laut weinte. Sie haben von draußen in die Kammer geschossen. Das Baby hörte auf, aber dann fing es wieder an, und die Soldaten kamen zurück. Wir hörten ihre Stiefel. Ich lag unter meiner Tante, Sie hat viele Kugeln abgekriegt, ich nur drei. Sie hat geflüstert: ‚Sei still, sei still.‘ Da bin ich eingeschlafen.
Später bin ich aufgewacht. Alles war still. Meine Tante lag tot über mir. Meine Großmutter hatte sich in einem Schrank versteckt, jetzt hing sie halb heraus, die Kugeln waren durch das Holz gegangen. Draußen lag meine Mutter, ihr halbes Gesicht war weg. Viele Häuser brannten, etwas weiter fand ich meine Geschwister, daneben meinen Freund Huang. Dann bin ich an diesen Graben gekommen. Er war voll mit roten Leibern.“
Dort fanden Bauern aus dem Nachbardorf die bewußtlose und blutende Pan Thi Trinh und brachten sie ins Krankenhaus. Fünf Dorfbewohner überlebten das Massaker; 507 starben an diesem Morgen, unter ihnen 173 Kinder, 76 Babys und 60 Greise.
„Glückwünsche den Offizieren und Mannschaften zum ausgezeichneten Gefecht“, telegraphierte General Westmoreland, damals Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Vietnam, an die Einheit „Charlie Company“, welche die Unbewaffneten hingerichtet hatte. „128 Gegner im Kampf getötet, 13 Verdächtige festgenommen und drei Waffen erbeutet“ – so hieß es im offiziellen Gefechtsbericht von „Charlie Company“ über das Massaker. Die Aktion prangte auf den Titelseiten der amerikanischen Zeitungen, als großer Schlag gegen die Vietcong, als erfolgreichste Aktion der „Americal“-Division im gesamten Vietnamkrieg. 18 Monate später erfuhren die Amerikaner und der Rest der Welt, was in My Lai wirklich passiert war – eigentlich nur durch Zufall.
Der Soldat Ron Ridenhour, dem Kameraden vom Massaker berichteten, hatte nach seiner Entlassung aus der Army, ein Jahr nach dem Vorfall, einen Brief verfaßt und ihn an 30 Personen geschickt, unter anderem an Präsident Richard Nixon, Senator Edward Kennedy und verschiedene Abgeordnete. Nur zwei der Abgeordneten gingen den Vorwürfen nach und veranlaßten eine (streng geheime) Untersuchung der My-Lai-Aktion. Der Journalist Seymour Hersh kam dahinter und veröffentlichte seine Story in 30 kleineren Zeitungen, nachdem zwei große abgewinkt hatten. Kurz darauf tauchten in Zeitungen Photos vom Massaker auf, aufgenommen vom damals beteiligten Army-Photographen, der sie nun – als Zivilist – für 55 000 Dollar verkaufte.
Calley damals: „Unser Hubschrauber war der erste, der an dem Dorf ankam. Wir sprangen heraus und suchten Deckung. Unsere Bomber bearbeiteten das Dorf noch. Dann kam unser Einsatzbefehl. Wir begannen mit schwerem Feuer [...] Ich kam an ein großes Haus aus Steinen und guckte durch ein Fenster. Sechs oder acht Menschen lagen auf dem Boden. Ein Mann ging gerade zum Fenster. Ich erschoß ihn. Dann stand da ein Mann am Kamin, sah aus, als ob er da rausgekrochen sei. Ich erschoß ihn ... Einer von meinen Leuten hatte sich ein vietnamesisches Mädchen geschnappt, seine Hosen waren schon runter. Es mag altmodisch klingen, aber ich bin gegen Vergewaltigung im Gefecht Das gehört nicht zu unserem Job, das lenkt nur ab ... Meine Männer hatten eine große Gruppe von Dorfbewohnern zusammengetrieben. Wir kamen zu langsam voran. Über Funk beschwerte sich Captain Medina, warum wir so lange brauchen. .Beseitigen Sie diese Leute, aber schnell.’ Ich sagte zu Mitchell: ‚Stell dein Maschinengewehr da bei den drei Bäumen auf ...“ Etwas weiter, an einem Wassergraben, hatten meine Leute einen Haufen Vietnamesen vor sich und schossen auf sie. Ich stellte mich dazu und hielt auch hinein.“ [...]
Grenadier Conti: „Ich sah das Mündungsfeuer, schaute nach unten und sah eine Frau, die versuchte, noch hochzukommen. Lieutenant Calley zielte auf sie und schoß ihren halben Kopf weg.“ [...]
Funker Sledge: Jemand schrie, da ist ein Kind. Es rannte ins Dorf zurück. Lieutenant Calley lief hinterher, grabschte den Kleinen am Arm, warf ihn in den Graben und schoß.“
Calley: „Babys! Die kleinen unschuldigen Babys! Falls Ihr Sohn eines Tages von diesen Babys getötet wird, werden Sie mich anschreien: Warum haben Sie damals diese Babys nicht umgelegt?“ [...]
„O ja, ich habe Mr. Calley immer bewundert und respektiert“, sagt Jack Mickells, in den siebziger Jahren Bürgermeister von Columbus. „Er ist einer der besten Männer, die ich je kennengelernt habe. Er spendet für alle noblen Zwecke. Ich würde alles für ihn tun. Wir haben ihn den ganzen langen Weg unterstützt.“
Entdeckt haben die Bewohner von Columbus ihren hervorragenden Bürger am 5. September 1969. Bis zu diesem Tag war William Calley Jr. ein Niemand: Der 666. Beste eines Jahrganges von 731 Schülern auf der High School, der 120. von 156 Offiziersanwärtern auf der Militärschule in Fort Benning. Zwischen Schule und Militär war er als Tellerwäscher, Busschaffner, Versicherungsdetektiv gescheitert; ein 160 Zentimeter kleiner, unscheinbarer 24jähriger ohne Freund und Freundin, für den der Krieg die letzte Chance war, aus seinem Leben noch etwas zu machen. Seine 26 Untergebenen dirigierte er mit dem Standardsatz: „I’m the boss.“ Er erkämpfte sich einen „Bronce Star“ und das „Purple Heart“ und verlängerte freiwillig seinen Dienst in Vietnam. Als das Pentagon ihn von der Front ins Heimatfort beorderte, dachte er: „Jetzt kriege ich noch einen Orden.“
Am 5. September 1969 verkündete die Armee, nach Abschluß der Voruntersuchungen und 18 Monate nach dem Massaker, daß Lieutenant William Calley Jr. wegen Mordes an 102 „menschlichorientalischen Wesen“ angeklagt sei. Die Zeitungsmeldung erregte noch kein großes Aufsehen, erst als die Bilder vom Massaker erschienen, schreckten die Amerikaner auf. Nachdem sich das erste Entsetzen gelegt hatte, beruhigten sie sich mit der Feststellung, daß ein Amerikaner wohl nicht ohne Grund 102 Vietnamesen töte. Im November 1970, als im Fort Benning in Columbus der Militärprozeß gegen Calley begann, war der Lieutenant schon ein Volksheld, ein Opfer und kein Täter mehr.
In Columbus konnte er in den Restaurants kostenlos essen, aus allen Teilen der Staaten bekam er von Familien Briefe mit Einladungen, und die Offiziere klopften ihm auf die Schulter. Unbefangene Geschworene waren kaum zu finden; ein für das Amt vorgeschlagener Hauptmann äußerte gar, der Angeklagte gehöre nicht bestraft, sondern befördert.
Als Calley schließlich zu lebenslänglich Gefängnis verurteilt wurde, wegen 22fachen vorsätzlichen Mordes, schlug ihn das Volk endgültig zum Märtyrer. „Sie haben ihn gekreuzigt“, riefen Menschen vor dem Gerichtsgebäude. Mehr als 100 000 Telegramme überschwemmten das Weiße Haus. Selbst Vietnamkriegsgegner forderten „free Calley“. Hunderte von Soldaten erklärten: „Wir haben das gleiche getan wie Calley, verurteilt uns auch!“
Calley war zum Inbegriff des pflichtbewußten amerikanischen Soldaten geworden, der tut, was man ihm befohlen hat, und dafür verurteilt wird. Calleys Verteidiger: „Sie waren gute amerikanische Jungs, die zum Töten erzogen, und zum Töten nach Übersee geschickt wurden, denen das Töten befohlen wurde und die nun Mörder sein sollen, weil sie ihren Job gemacht haben?“ [...]
Calley: „Ich habe an diesem Tag in My Lai keinen Menschen getötet, nicht ich als Person tat es. Ich tat es für die Vereinigten Staaten von Amerika, mein Land. Und wir waren nicht da, um menschliche Wesen zu töten. Wir waren da, um eine Ideologie zu töten. Um den Kommunismus zu zerstören.“ [...]
Dörfer und ihre Bewohner zu zerstören, um sie vor den Kommunisten zu retten, das war Teil der amerikanischen Strategie im Vietnamkrieg. Ganze Landstriche wurden zur free-fire-zone erklärt, die Bevölkerung dieser Gebiete zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert, und fortan war jedes menschliche Wesen in diesen Zonen Freiwild. Bomben, in 10 000 Meter Höhe irgendwo über den Wolken ausgeklinkt, töteten hier Zehntausende Zivilisten. Calleys Verteidiger: „Es ist in Ordnung, wenn die Air Force Städte bombardiert. Es ist in Ordnung, wenn die Artillerie Gebäude zusammenschießt und das Leben aller auslöscht. Aber wenn ein Infanterist sein Gewehr für den gleichen Zweck einsetzt, soll das auf einmal falsch sein?“ Calley: „Was ist ein Massaker? Eine Atombombe auf Hiroshima ist kein Massaker, aber hundert Leute sind eins?“ [...]
Je länger der Prozeß dauerte, um so gewöhnlicher, normaler, alltäglicher wurde das Massaker von My Lai. Colonel Oran Henderson, der Kommandeur von Calleys Brigade, konnte schließlich erklären: Jede Brigade in Vietnam hatte ihr My Lai, aber nicht jede hatte einen Ridenhour, der es verrät.“ [...]
Prozeßbeobachtern war aufgefallen, daß der Anwalt von Calley während der sechsmonatigen Verhandlung wenig getan hatte, um höhere Militärs zu belasten oder sie vor Gericht zu laden. Der Ankläger hielt sich strikt daran, nur Calleys Verhalten anzuklagen: „Er (Calley) veranstaltete das ganze Unternehmen in eigener Initiative und auf seine eigene Art.“ Von dem anfangs von Militärjuristen geäußerten Vorhaben, einen Massenprozeß nach dem Vorbild der Kriegsverbrecherprozesse von Nürnberg abzuhalten, war nicht mehr die Rede. 25 Mitwisser und Mittäter hatte die militärische Untersuchungskommission ermittelt, Calley jedoch wurde als einziger verurteilt. Nur fünf Soldaten wurden überhaupt vor Gericht gestellt.
Ein Sergeant wurde mit der Begründung freigesprochen, er habe lediglich Befehle ausgeführt. Einer seiner Richter erklärte: „Ein Soldat sollte auch ungesetzlichen Befehlen eines Offiziers gehorchen, denn er ist ein blinder Vollstrecker der Anordnungen seines Vorgesetzten.“ Calleys Divisionskommandeur Koster, zum Zeitpunkt der Ermittlungen Leiter der Offiziershochschule „West Point“, wurde von der Beschuldigung freigesprochen, das Massaker zumindest vertuscht zu haben. Sein Richter war Lieutenant General Seaman, als Kommandeur der 1. US-Division beschuldigt, in Vietnam für besonders grausame Morde an Zivilisten verantwortlich zu sein.
„Es ist uns offensichtlich nicht gelungen, das zu lernen, was wir uns angemaßt haben, in Nürnberg zu lehren“, urteilte resigniert der amerikanische Hauptankläger bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen, Telford Taylor. Der pensionierte General forderte vergeblich, den Oberbefehlshaber in Vietnam, William Westmoreland, vor Gericht zu stellen.
Auch als Verurteilter blieb Calley seiner Regierung ergeben und sah sich als Sündenbock für Volk und Army. Calley über seine Rolle: „In den Zeitungen ein Haufen von toten Frauen, Kindern und Babys. Die amerikanische Regierung konnte nicht sagen, oh, so ist es überall in Vietnam. Sie mußte zwei Millionen Kriegs Veteranen und 100 Millionen Bürger schützen. Sie mußte jedermann sagen: ‚Ein verrückter Killer hat es getan.‘“ [...]
Massaker wie in My Lai und My Khe habe es Anfang März 1968 in 31 Orten Südvietnams gegeben, behauptete damals die vietnamesische Befreiungsfront. Die Aktion solle die Bevölkerung einschüchtern und von der Unterstützung der während der Tet-Offensive so erfolgreichen Partisanen abhalten. [...]
Bereits unmittelbar nach dem Schuldspruch hatte sich Nixon in das Calley-Verfahren eingemischt. Der Präsident ordnete an, den Verurteilten aus dem Gefängnis von Fort Leavenworth zu entlassen und bis zu seiner Berufungsverhandlung lediglich unter Hausarrest zu stellen. Calley durfte in seine Wohnung im Militärstützpunkt nach Columbus zurückkehren und eine Sekretärin zur Erledigung seiner Fan-Post beschäftigen. Der Ankläger der Army schrieb Nixon einen entsetzten Brief [..]
Fünf Monate nach Calleys Verurteilung zu lebenslanger Haft reduzierte die Army seine Strafe auf 20 Jahre Arrest. Nixons Heeresminister Callaway kürzte noch einmal, auf zehn Jahre, und entließ Calley nach Verbüßung von dreieinhalb Jahren endgültig aus dem Militärgefängnis. Der Lieutenant habe während des Massakers geglaubt, „in Übereinstimmung mit den Befehlen zu handeln, die er erhalten habe“, erklärte der Minister, außerdem sei er „nur einer von vielen, die in diese Affäre verstrickt seien“. Da es keine Anzeichen dafür gebe, daß Calley eine Gefahr für irgend jemanden sei, könne man ihn freilassen. [...]
Der Massenmörder verließ das Gefängnis als gemachter Mann. In Columbus war seine Popularität am größten, und so blieb Calley dort, wo sein Leben diese glückliche Wendung genommen hatte. In der Nähe von Fort Benning, dort, wo er vom Durchschnittsamerikaner zum Lieutenant ausgebildet worden war, und wo er des mehrfachen Mordes an „menschlichen orientalischen Wesen“ schuldig befunden wurde, kaufte er sich von dem Geld, das er für Interviews bekommen hatte, ein Haus. Der berühmteste Bürger von Columbus blieb nicht lange allein. Sein Leben lang hatte Calley kein Glück bei den Frauen gehabt, nun interessierte sich die Tochter des Juweliers Vick für den tapferen Soldaten. Er heiratete sie – und den Laden ihres Vaters. Rambo war Juwelier geworden. [...]
Drei Sack Reis hat Pan Thi Trinh von der südvietnamesischen Regierung als Wiedergutmachung bekommen, damals, als das Massaker durch die Zeitungen ging. Von der amerikanischen Regierung hat sie bis heute nichts erhalten. [...]
Aus Calleys Juwelierladen tritt ein GI im Kampfanzug. Ich steige aus dem Auto aus, folge ihm und spreche ihn an. Er stammt aus Atlanta und ist zur Ausbildung im Fort Benning; noch immer befindet sich in Columbus eines der größten Trainingscamps der Army. Von My Lai hat er gehört, schlimm sei das gewesen. Es gebe einen Trainingsfilm über die Behandlung von Zivilisten im Krieg, der werde den GIs zur Abschreckung gezeigt. „Uns wird gesagt, daß wir solche Befehle verweigern müssen.“ Lieutenant Calley? Nie gehört. [...]
Sie hatten gerade den Film „Iron Eagle“ gesehen: Der Sohn eines in Vietnam mehrfach ausgezeichneten Kampffliegers stiehlt eine F-16, um damit seinen inzwischen „irgendwo in Nordafrika“ in Gefangenschaft geratenen Vater aus den Klauen eines unberechenbaren Diktators freizubomben. Laut johlend hatte das GI-Heer im Kino jeden Treffer gefeiert. Im Vorprogramm lief die Ankündigung des Films „Top Gun“: Der Sohn eines in Vietnam verschollenen Fliegerhelden schießt sich zum Top-Flieger hoch und holt im Finale mehrere sowjetische MIGs vom Himmel – trampelnder Beifall.
Zehn Jahre nach seinem Ende verwandelt sich der Vietnamkrieg auf der Leinwand in einen Krieg voller Heldentaten, der nur deswegen nicht gewonnen wurde, weil die Männer mit den nackten Oberkörpern nicht so bomben und töten durften wie sie wollten; nun soll zumindest in Breitwand das unfinished business zu Ende gebracht werden, in Vietnam, Libyen und überall sonst, wo diese gooks und dyinks hausen.
„Ich fühle mich diesen Leuten überlegen. Ich bin der Amerikaner von der anderen Seite des Ozeans. Ich kann es diesen Leuten zeigen“ (Calley).
Einer der Soldaten im Kino trägt ein T-Shirt mit dem Aufdruck: Join the Army, travel to distant countries, meet interesting people – and kill them.“ [...]
Der Vietnamkrieg wurde während des vergangenen Jahrzehnts einer Schönheitskur unterzogen. „Ich denke, die Amerikaner haben in Vietnam einen guten Eindruck gemacht“, sagt der Ex-GI und „Dallas“-Star Ray Krebs. „Meine Einheit hat ausgezeichnete Arbeit geleistet. Ich bin den Leuten überlegen, die diese Erfahrungen nicht gemacht haben.“ Am diesjährigen Memorial Day erklärte der Präsident der Amerikaner die Jungs von Vietnam“ zum Vorbild für die heutige Jugend: „Sie entschieden sich, ehrlich zu sein. Sie entschieden sich, dem modischen Skeptizismus ihrer Zeit zu widerstehen. Sie entschieden sich, dem Ruf der Pflicht zu folgen.“
„Ich führe meine Befehle aus. Dafür ist die Armee da. Wenn die Amerikaner sagen: ‚Löscht Südamerika aus‘, wird es die Army machen. Wenn eine Mehrheit sagt, Lieutenant, los, massakrieren Sie tausend Feinde, werde ich tausend Feinde massakrieren“ (Calley).
Die völkische Gehirnwäsche, die in zehn Jahren aus einem viehischen Krieg eine noble Sache gemacht hat, findet außer in Präsidentenreden im Kinosaal statt. Im Kino-Center von Columbus waren fünf von sechs Filmen hochmoderne Kriegsstreifen, in denen der Vietnamkrieg weitergeführt oder woanders neu begonnen wird. Die GIs auf der Leinwand zeigen ihren Kollegen im Parkett, wie geil Krieg ist, wie erotisch der Luftkampf und wie orgiastisch der Abschuß ist – Krieg als die Fortsetzung des Lebens mit lustigen Mitteln.
„Vier fünfzig-kalibrige Maschinengewehre am Heck gaben Dauerfeuer: das war Ballerei à gogo. Das ist das Großartigste auf der Welt... Ein LSD-Trip ist in etwa so wie ein Morgen in My Lai. Oder sonstwo. Hinterher fragst du dich: Nun, was habe ich getan, einen Haufen Deutscher oder Japaner oder Vietnamesen umgebracht. Big goddamn deal“ (Calley).
„Damals“, so sagte ein Vietnam-Veteran am Memorial Day in einer Fernsehsendung, „fanden alle meine Freunde Krieg fürchterlich, aber ich ging nach Vietnam. Heute habe ich das komische Gefühl, Krieg ist schick geworden, und ich komme mir vor, als sei ich nicht von heute.“ Keiner verkörpert den Sinneswandel besser als „Rambo“ Sylvester Stallone. Während des Vietnamkrieges entzog sich Stallone dem Wehrdienst und diente als Leibwächter in einem Schweizer Mädcheninternat, heute ist Rambo der Rammbock der modernen Kriegsmentalität. [...]
Ein Mercedes-Kombi fährt vor. Calley eilt aus dem Laden, hinter einer Aktentasche sein Gesicht verbergend, und schlüpft in den Fond des Wagens. Seine Frau sitzt am Steuer und gibt Gas. [...]
Mitarbeit: Stefanie Rosenkranz
http://www.zeit.de/1986/38/my-lai-die-karriere-eines-kriegsverbrechers
"Es war doch Krieg": Fehlen von Schuldbewusstsein
AntwortenLöschenWährend seiner Zeit in amerikanischer Gefangenschaft wurde Ohlendorf wiederholt bezüglich der Aktivitäten des sein und den systematische Charakter der Aktivitäten der Einsatzgruppensowie der Massenerschießungen.
Sie erfuhren, dass es sich bei den Einsatzgruppen um paramilitärische Polizeieinheiten gehandelt hatte, die in allen Militäraktionen herangezogenworden waren, um das deutsche Heer bei der „Befriedung" der Zivilbevölkerung zu unterstützen. Im Rahmen der „Operation Barbarossa“ hatte es zu ihren Aufgaben gehört, der Wehrmacht in die besetzten Gebiete zu folgen und dort vermeintliche Feinde des Reichs zuidentifizieren, zusammenzutreiben, sie ihrer Besitztümer zu berauben, um sie schließlichunter freiem Himmel zu erschießen und die Leichen der Opfer zu entsorgen.
Ab Dezember 1941, so Ohlendorfs Aussage, hatten die Einheiten begonnen, mobile Vergasungswagen zur Hinrichtung vornehmlich von Frauen und Kindern zu nutzen; bis dahin waren Männer,Frauen und Kinder gleich behandelt, d.h. erschossen worden.
Ohlendorf informierte dieBriten über seine Rolle im Tötungsprozess erstmals im August 1945 und legte das gleicheGeständnis noch einmal gegenüber den Amerikanern ab, nachdem er im Oktober in derenGewahrsam übergeben worden war.
In der Annahme, sich nicht für seine eigenen Handlungim Krieg verantworten zu müssen und scheinbar frei von jeglichem Schuldbewusstsein, gabOhlendorf freimütig zu, dass die von ihm befehligte Einsatzgruppe für den Tod von 90.000Menschen verantwortlich war, die Mehrheit davon sowjetische Juden.
https://www.academia.edu/2654584/Beweise_Zeugen_Narrative_Der_Einsatzgruppen-Prozess_und_die_historische_Forschung_zur_Genese_der_Endlosung_
... Die Anklageschrift im Fall 9 stellte jedenfalls fest, dass vier Einheiten mit einer Stärke von jeweils circa 500 bis 800 Mann unter dem Befehl Himmlers und mit der „primary purpose“, die Vernichtung von „Jews[ …
Löschen] and other elements of the civilian population regarded as racially ‚inferior‘ or ‚politically undesirable‘“ zu organisieren, gebildet worden waren; dieseMorde bezeichnete die Anklage als „part of a systematic program of genocide.“
Jenseits der Mitgliedschaft in diesen Gruppierungen wurde im Rahmen der Verhandlung jedoch nicht der Frage nachgegangen, wer im Einzelfall für die Tötungen verantwortlich war und wer Beihilfegeleistet hatte. Somit hielt sich über Jahre hinweg die Auffassung, dass vier Einheiten mitinsgesamt 2.000 bis 3.000 Mann, mehrheitlich Angehörige der SS und des SD, in etwasweniger als zwei Jahren eine Million Menschen ausfindig gemacht, zusammengetrieben,enteignet, ermordet und die Spuren beseitigt hatten. Obgleich Ohlendorf einräumte, dass essich bei der Zusammensetzung der Einheiten nicht nur um Mitglieder der Sicherheitspolizei,sondern auch um Männer aus anderen Abteilungen von SS und Polizei gehandelt hatte, schrieb beispielsweise Raul Hilberg 1961: „[the] total strength of the Einsatzgruppen wasabout 3000 men.“
Die Beteiligung der Lokalbevölkerung an den Tötungen fand indes langeZeit keinerlei Erwähnung. Heute wissen wir, dass die Ermordung von 1 bis 1,8 MillionenMenschen in den besetzten Gebieten von mehreren Tausend einheimischen Helfern ebensounterstützt wurde wie von unzähligen Polizeieinheiten, die Himmler zur Unterstützung der eigentlichen Mordkommandos entsandte.
Bis zu der durch Christopher Brownings Ordinary Men im Jahre 1992 eingeleiteten historiographischen Wende war beispielsweise die Rolle der Ordnungspolizei beim Massenmord an der Ostfront weitgehend ungeklärt.
Die Arbeit an einem vollständigen Bild all derer, die am Vernichtungsprozess beteiligt waren,hält auch in jüngsten Publikationen noch an.
(Quelle wie oben/ source as above)
... Es besteht indes kein Zweifel daran, dass die Ankläger zur Zeit der Anklageerhebung mit dem Begriff „Genozid“ vertraut waren, da dieser 1944 mit der Veröffentlichung von Raphael Lemkins Buch Axis Rule in Occupied Europe rasche Verbreitung gefunden hatte und sich als Straftatbestand im Prozess der Anerkennung durch die UNO befand, während der Einsatzgruppen-Prozess anlief.
LöschenZudem war Lemkin eine wichtige Größe in der Nürnberger Arena. Als polnischer Jude, Holocaust-Überlebender und internationaler Strafrechtsexperte war Lemkin einhartnäckiger Verfechter des Begriffes, den er selbst 1944 in Umlauf gebracht hatte. Als er von der Entscheidung der US-Regierung erfuhr, Kriegsverbrecher vor Gericht zu stellen, beschloss er, seine Ideen einzubringen und nahm im Frühjahr 1945 eine Position in der Abteilung für Kriegsverbrechen beim Judge Advocate General (Oberste Militärstaatsanwaltschaft) im Pentagon an, wo er mit der Analyse von Beweismitteln gegen Nazi-Kriegsverbrecher betraut war.
Lemkin nutzte seine neue Stellung, indem er sich unmittelbar nach der Berufung Robert H. Jacksons zum Leiter des amerikanischen Kriegsverbrecherprogramms durch Präsident Truman schriftlich an Jackson wandte, um ihn auf sein Buches aufmerksam zu machen. ...
Der Tatbestand „Genozid“ wurde am 9.12.1948 von der UNO kodifiziert. ...
Im Sommer 1945 reiste Lemkin nach London, wo er mehrere Monate lang mit Jackson und einem Team von Rechtsexperten zusammenarbeitete.
Der von Lemkin eingeführte Tatbestand sollte erheblichen Einfluss auf Jackson undseine Mitarbeiter ausüben und fand Eingang in die Anklageschrift für das IMT. So unterlag das Konzept erkennbar jenen Passagen des ersten Anklagepunktes, der die kollektivenFormen der nationalsozialistischen Verbrechen als „common plan or conspiracy“ thematisierte, die Beispiele für Gruppenkriminalität aufführten, namentlich „annihilation“and „extermination“ von (jüdischen) Zivilisten. Dabei wurden Individuen aufgrund ihrer Mitgliedschaft in als kriminell bezeichneten Vereinigungen wie SA, SS, SD und Gestapo für die von diesen verübten Verbrechen, also auch die Ermordung der europäischen Juden,verantwortlich gemacht.
Lemkins Ideen spiegelten sich ferner im dritten Anklagepunkt, Kriegsverbrechen.
Hier wurde Genozid erstmals beschrieben als „the extermination of racial and national groups, against the civilian populations […] in order to destroy particular races of people and national, racial, or religious groups, particularly Jews, Poles, and Gypsies and other.”
Lemkins Einfluss war in Nürnberg somit deutlich erkennbar und dies obwohl „Genozid“ im eigentlich einschlägigen Anklagepunkt – Verbrechen gegen dieMenschlichkeit – gar nicht auftauchte und entgegen Lemkins Hoffnungen, dass die Anklage das Konzept im Laufe der Verhandlung weiter entwickeln würde, hier keine Prominenz erlangte. Während jene Mitglieder der Anklagevertretung, die mit Lemkin persönlich kooperierten oder seine wissenschaftlichen Arbeiten rezipierten, offenkundig davon profitierten – mehrere Ankläger verwendeten seinen Begriff vor dem IMT – , scheint dieser auf die Richter des Tribunals keinen Eindruck gemacht zu haben. In ihrem Urteil fand der Begriff „Genozid“ kein einziges Mal Erwähnung.
LöschenIn der Hoffnung, Einfluss auch auf die nachfolgende Generation von Nürnberger Juristen auszuüben, reiste Lemkin im Mai 1946 nach Deutschland. Während seiner Zeit dort verbreitete er sein Anliegen buchstäblich gegenüber allen, die bereit waren, ihm zuzuhören.
Viele der Veteranen der Anklagebehörde erinnern sich bis heute an Lemkins Besuch. Ferencz etwa empfand Mitleid mit Lemkin, dessen Familie fast vollständig von den Einsatzgruppenermordet worden war, und verschaffte ihm daher Zugang zum Nürnberger Gerichtssaal.
Trotz seines offensichtlichen Mitgefühls mit Lemkin taucht dieser in Ferenczs Erinnerungaber hauptsächlich als unangenehmer Eiferer auf, den er für seltsam und beinahe verrückt gehalten habe.
Henry King, der zur gleichen Zeit wie Ferencz sowohl für das IMT als auch am Milch-Prozess mitarbeitete, erzählt eine ähnliche Geschichte. ...
Ungeachtet solch wenig schmeichelhaften Wahrnehmungen, gelang es Lemkin doch,das, was vor dem IMT nicht in ausreichendem Maße gelungen war, nämlich den Tatbestand des Genozids nun den jüngeren Anwälten der folgenden Verfahren nahezulegen. ...
Bis zum Auftakt desEinsatzgruppen-Prozesses im Herbst 1947 hatte das Konzept an Anerkennung gewonnen, und in der Anklageschrift erschien es prominent unter Count I, Verbrechen gegen die Menschlichkeit: „a systematic program of genocide aimed at the destruction of foreign nations and ethnic groups by murderous extermination.“
Und obwohl das Wort vom Holocaust weder in Anklageschrift noch Eröffnungsrede gebraucht wurde, hatten die Staatsanwälte „certainly [...] in mind that people were killed because they were Jews.“
Dieses Bewusstsein schlug sich im Prozess deutlich nieder, der sich fast ausschließlich auf Juden als gesonderte Opfergruppe der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik konzentrierte. Darin lag zugleich der wesentliche Unterschied zwischen dem Einsatzgruppen-Verfahren und den anderen beiden Fällen, in denen das Genozid-Konzept verwendet wurde. Weder im RuSHA- (Fall 8) noch im Ärzte-Prozess (Fall 1) lag der Fokus auf jüdischenOpfern, vielmehr beschäftigen sich beide mit den Auswirkungen der NS-Rassen- und Umsiedlungspolitik auf andere Opfergruppen.
https://www.academia.edu/2654584/Beweise_Zeugen_Narrative_Der_Einsatzgruppen-Prozess_und_die_historische_Forschung_zur_Genese_der_Endlosung_
... Seit 1948 definiert die Konvention über Verhütung und Bestrafung des Völkermordesder Vereinten Nationen Genozid als den systematischen Versuch einer Gruppe, eine andere „nationale, ethnische, rassische oder religiöse“ Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören.
LöschenIn Nürnberg wurden Verbrechen gegen die Menschlichkeit – die als Rechtsfigur eine separateEntwicklung genommen hatten – jedoch nicht in diesem Sinne verhandelt, nicht einmal imVerfahren gegen die Einsatzgruppenleiter, von denen sich vertretbarer Weise sagen ließe,
dass sie eine spezifische Gruppe bildeten, deren einziger Auftrag die Tötung anderer klar definierter Gruppen war; tatsächlich wurden jedoch keinerlei Anstalten gemacht, dasgemeinschaftliche Wesen der Verbrechen explizit herauszustellen. Der Grund hierfür lag primär in der sehr weit gefassten Definition von Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die auch einfachen Mord mit einschloss; die Anklagevertretung entschied sich daher, auf bewährte Methoden der Strafverfolgung zurückzugreifen, die es erlaubten, individuelle Verurteilungen ohne größeren Aufwand sicherzustellen. Dass dies prozessökonomisch möglicherweise eine kluge Entscheidung war, legen die Schwierigkeiten nahe, denen sich Ankläger an internationalen Strafgerichtshöfen aktuell gegenüber sehen, wenn es darum geht,Verurteilungen wegen Völkermordes zu erwirken; im Regelfall ist die Beweislast derart hoch, dass es nahezu unmöglich ist, Einzeltätern die Absicht der Auslöschung einer ganzen Volksgruppe nachzuweisen, wie sich im Falle Slobodan Miloševićs vor dem Jugoslawien-Tribunal zeigte.
Die Intention, eine gesamte Bevölkerungsgruppe zu vernichten, ist heutedas ausschlaggebende Unterscheidungskriterium zwischen dem Tatbestand der Verbrechengegen die Menschlichkeit und jenem des Genozids.
Quelle wie oben
... Der Ursprung der Befehle der Einsatzgruppen gilt unter Fachhistorikern als ungesichert, vor allem weil Quellen für den Entscheidungsprozess vor Operationsbeginn fehlen.
LöschenOhlendorf gab 1945 jedoch mit großer Bestimmtheit zu Protokoll, dass die Entscheidung „[to] exterminate all Jews“ bereits vor Juni 1941 „von Hitler persönlich“ getroffen worden sei und dass Himmler Hitlers Befehl zweimal mündlich wiederholt habe,einmal im Mai 1941 und somit drei Wochen vor der Entsendung der Einsatzgruppen, ein zweites Mal im September während eines Frontbesuchs.
Ohlendorf ließ damit keinenZweifel daran, wer die Verantwortung für die Operation trug. Auf die Frage antwortend, über welchen Ermessensspielraum die Einsatzgruppenleiter verfügt hatten, beharrte er auf der Darstellung, sie hätten „Exekutionsbefehle […] aus Berlin
“ ausgeführt.
Unmissverständlich versicherte er, die Einsatzgruppen hätten keine eigene „Initiative“ besessen.
Gleichzeitig hätten sie, laut Ohlendorf, aber auch nicht unter dem Befehl der Wehrmacht gestanden, obwohl die mobilen Einsatzkommandos von dort taktische Weisungen erhalten hatten und die Heeresleitung über ihre Sicherheitsaufgaben informiert gewesen war. Ohlendorf erklärte,dass die Einsatzgruppen höheren Autoritäten gegenüber verantwortlich gewesen seien: Hitler,Himmler und Heydrich seien ihre Befehlshaber gewesen, und aus diesem Grund hätten die einzelnen Leiter der vier Einheiten keinen Handlungsspielraum gehabt.
Ohlendorf bliebwährend seiner gesamten Gefangenschaft konsequent bei dieser Darstellung, ohne auch nur ein einziges Mal davon abzuweichen.
(Quelle wie oben)
Aufgrund des Mangels an Tatsachenbelegen zu diesem Komplex wurden Ohlendorfs Einlassungen zum so genannten „Führerbefehl“, der die Ermordung aller sowjetischen Juden – Männer, Frauen und Kinder – noch vor Beginn des Überfalles angeordnet haben sollte,weder von der Anklagevertretung noch vom Tribunal angezweifelt; nicht zuletzt, weil diese Darstellung bestehende Annahmen über die hierarchischen Struktur des „Dritten Reiches“ bestätigte. Insbesondere galt dies für die Vermutung, alle Entscheidungen der Rassen- und Judenpolitik seien direkt von Hitler getroffen worden.
LöschenDie zeitliche Einordnung des Befehls wurde ebenfalls nicht in Frage gestellt. Die deutschen Anwälte bedienten sich des Befehls naheliegenderweise, um das Verhalten ihrer Mandanten in Russland zu rechtfertigen,entschuldigen und zu erklären; der Gehorsam gegenüber einer höheren Befehlsgewalt stand im Zentrum ihrer Verteidigungsstrategie. Auf der anderen Seite hielten aber auch die Richter und die Ankläger den Befehl für einen integralen Teil der Prozessführung, da sie übereinstimmend der Auffassung waren, dass diese eine Anweisung den Kern von Hitlers rassistischem Feldzug gegen die Juden gebildet hatte. Abhängig davon, auf welcher Seite man stand, fungierte der Führerbefehl somit entweder als Beweis dafür, dass die Angeklagtenlediglich einem höheren Befehl gefolgt waren, folglich keine Verantwortung trugen unddamit im Sinne der Anklage unschuldig waren; oder aber er diente als Beweis für ihreSchuld, lieferte er doch den Beleg für die Beteiligung der Angeklagten an einem rassistischen Krieg, der sich speziell gegen die Juden gerichtet hatte. Letztlich argumentierten also beide Prozessparteien damit, dass der Befehl zur Ermordung der Juden noch vor der Entsendung der Einsatzgruppen ausgegeben worden war – und zwar unmittelbar durch Hitler.
War die Existenz eines Führerbefehl erst einmal als Tatsache akzeptiert, konnte der Fallauf der Basis verhandelt werden, dass die Ermordung der sowjetischen Juden vorsätzlich von Hitler mit der Intention geplant worden war, die gesamte jüdische Bevölkerung Sowjetrusslands und womöglich ganz Europas auszurotten.
Die Beweise hierfür fanden sichin den Tätigkeits- und Lageberichten der Einsatzgruppen, welche die Anklagevertretung dank der darin enthaltenen, detaillierten Opferzahlen als Beweismittel anführte und somit eindeutig belegte, dass es sich um den „biggest murder trial in history“ handelte.
In einem nächstenSchritt brachten die Ankläger dies in Verbindung mit Hitlers langjährigem Antisemitismusund stellten damit einen intentionalen Bezug zwischen Hitlers Judenhass und der Ermordung der Juden durch die Einsatzgruppen her. Den Ausführungen von Ferencz und seinenKollegen zufolge ergab sich das Wesen der Handlungen der Einsatzgruppen, also der genozidale Massenmord, aus den Handlungen selbst: „The actions of the Einsatzgruppen in the conquered territories will demonstrate the purpose for which they were organized.“
Das Thema des Führerbefehls ist von eminenter Bedeutung für die Geschichtsschreibung des Holocausts, und der Einsatzgruppen-Prozess trug zur Etablierung des intentionalistischen Narrativs in zentraler Weise bei.
(Quelle wie oben)
... Nach eigenen und nach Zeugenaussagen hatte er weder für das Soldatische, noch für den Polizeibütteldienst jemals das geringste Interesse. Er protestierte zweimal bei Heydrich gegen seinen Einsatzgruppen-Auftrag. Aber dann schob er beim Empfang des Hitler-Befehls, der 1941 die Exekution sämtlicher Kommissare, Zigeuner und Juden anordnete, alle Hemmungen beiseite und hatte für die Hinrichtung hilfloser Menschen die Begründung: "Aus Frauen und Kindern hätten uns einmal Rächer entstehen können."
Löschenhttp://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44415555.html
Aus
LöschenZweiter Weltkrieg
Saubere Mörder
Andrej Angrick verfolgt die Spur der Einsatzgruppe D im Süden der deutsch besetzten Sowjetunion von Götz Aly
DIE ZEIT Nº 10/2004
Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD nannten sich jene deutschen Mordkommandos, die mit Beginn des Zweiten Weltkriegs die "politischen und rassischen Feinde" Deutschlands hinter den Fronten bekämpften. Untergliedert in Sonderkommandos, verbreiteten sie 1939 in Polen und dann besonders in den besetzten Teilen der Sowjetunion Schrecken und Tod. Dort ermordeten sie insgesamt etwa 500000 Menschen. Der mit Abstand größte Teil der Opfer waren Juden, gefolgt von gefangenen sowjetischen Soldaten, Intelligenzlern, Kommissaren, Zigeunern, Geisteskranken, Waisenkindern und Bettlern. Später wurden vor allem so genannte bandenverdächtige Zivilisten, also die Einwohnerschaften ganzer Dörfer, erschossen.
Helmut Krausnick und Hans-Heinrich Wilhelm schilderten in ihrem schon klassischen, 1981 erschienenen Werk Die Truppe des Weltanschauungskriegs die Tätigkeit dieser kleinen, aus den Apparaten der Sicherheitspolizei, des Sicherheitsdienstes und der Kriminalpolizei gebildeten, mit Kräften der Reservepolizei verstärkten Vernichtungseinheiten. Der Schwerpunkt der Studie lag auf der EinsatzgruppeA, die im Baltikum und in Nordrussland operierte.
Nun hat Andrej Angrick eine gewaltige, quellenstarke Untersuchung über die EinsatzgruppeD vorgelegt. Sie erweitert den allgemeinen Kenntnisstand in zwei Punkten: Anders als bei Krausnick und Wilhelm bricht die Arbeit nicht 1942 ab, sie umfasst den gesamten Rückzug und die Massenexekutionen "bandenverdächtiger" russischer Zivilisten; der zweite allgemeine Erkenntnisgewinn besteht in der ausführlichen Schilderung der so genannten Aufbauarbeit der Einsatzgruppe. Darunter sind der Schutz von Russlanddeutschen zu verstehen, konkrete Hilfe und die ersten Schritte zur Germanisierung einzelner Regionen im Sinne des "Generalsiedlungsplans Ost". Die Einsatzgruppenmänner ermordeten aber auch die "faulen Äpfel" unter den Volksdeutschen, sprich die Kommunisten; verlässliche Landsleute machten sie nicht selten zu Mordgehilfen. ...
http://zettelmaus.blogspot.de/2013/12/es-war-doch-krieg-und-ich-war-ein_13.html?showComment=1404257682690#c1925521640836988400
Otto Ohlendorf und Ludwig Erhard
LöschenShrewd SS leaders such as Otto Ohlendorf were already thinking ahead.
As commander of Einsatzgruppe D, which operated on the Eastern Front between 1941 and 1942, Ohlendorf was responsible for the murder of 90,000 men, women and children.
A highly educated, intelligent lawyer and economist, Ohlendorf showed great concern for the psychological welfare of his extermination squad's gunmen: he ordered that several of them should fire simultaneously at their victims, so as to avoid any feelings of personal responsibility.
By the winter of 1943 he was transferred to the Ministry of Economics. Ohlendorf's ostensible job was focusing on export trade, but his real priority was preserving the SS's massive pan-European economic empire after Germany's defeat.
Ohlendorf, who was later hanged at Nuremberg, took particular interest in the work of a German economist called Ludwig Erhard. Erhard had written a lengthy manuscript on the transition to a post-war economy after Germany's defeat. This was dangerous, especially as his name had been mentioned in connection with resistance groups.
But Ohlendorf, who was also chief of the SD, the Nazi domestic security service, protected Erhard as he agreed with his views on stabilising the post-war German economy. Ohlendorf himself was protected by Heinrich Himmler, the chief of the SS.
Ohlendorf and Erhard feared a bout of hyper-inflation, such as the one that had destroyed the German economy in the Twenties. Such a catastrophe would render the SS's economic empire almost worthless.
The two men agreed that the post-war priority was rapid monetary stabilisation through a stable currency unit, but they realised this would have to be enforced by a friendly occupying power, as no post-war German state would have enough legitimacy to introduce a currency that would have any value.
That unit would become the Deutschmark, which was introduced in 1948. It was an astonishing success and it kick-started the German economy. With a stable currency, Germany was once again an attractive trading partner.
The German industrial conglomerates could rapidly rebuild their economic empires across Europe.
LöschenWar had been extraordinarily profitable for the German economy. By 1948 - despite six years of conflict, Allied bombing and post-war reparations payments - the capital stock of assets such as equipment and buildings was larger than in 1936, thanks mainly to the armaments boom.
Erhard pondered how German industry could expand its reach across the shattered European continent. The answer was through supranationalism - the voluntary surrender of national sovereignty to an international body.
Germany and France were the drivers behind the European Coal and Steel Community (ECSC), the precursor to the European Union. The ECSC was the first supranational organisation, established in April 1951 by six European states. It created a common market for coal and steel which it regulated. This set a vital precedent for the steady erosion of national sovereignty, a process that continues today.
But before the common market could be set up, the Nazi industrialists had to be pardoned, and Nazi bankers and officials reintegrated. In 1957, John J. McCloy, the American High Commissioner for Germany, issued an amnesty for industrialists convicted of war crimes.
The two most powerful Nazi industrialists, Alfried Krupp of Krupp Industries and Friedrich Flick, whose Flick Group eventually owned a 40 per cent stake in Daimler-Benz, were released from prison after serving barely three years.Krupp and Flick had been central figures in the Nazi economy. Their companies used slave labourers like cattle, to be worked to death.
The Krupp company soon became one of Europe's leading industrial combines.
The Flick Group also quickly built up a new pan-European business empire. Friedrich Flick remained unrepentant about his wartime record and refused to pay a single Deutschmark in compensation until his death in July 1972 at the age of 90, when he left a fortune of more than $1billion, the equivalent of £400million at the time.
'For many leading industrial figures close to the Nazi regime, Europe became a cover for pursuing German national interests after the defeat of Hitler,' says historian Dr Michael Pinto-Duschinsky, an adviser to Jewish former slave labourers.
'The continuity of the economy of Germany and the economies of post-war Europe is striking. Some of the leading figures in the Nazi economy became leading builders of the European Union.'
Numerous household names had exploited slave and forced labourers including BMW, Siemens and Volkswagen, which produced munitions and the V1 rocket.
Slave labour was an integral part of the Nazi war machine. Many concentration camps were attached to dedicated factories where company officials worked hand-in-hand with the SS officers overseeing the camps. [...]
When they could work no longer, or were verbraucht (used up) in the Nazis' chilling term, they were moved to Birkenau. There they were gassed using Zyklon B, the patent for which was owned by I.G. Farben.
But like all good businessmen, I.G. Farben's bosses hedged their bets.
During the war the company had financed Ludwig Erhard's research. After the war, 24 I.G. Farben executives were indicted for war crimes over Auschwitz III - but only twelve of the 24 were found guilty and sentenced to prison terms ranging from one-and-a-half to eight years. I.G. Farben got away with mass murder.
Abs was one of the most important figures in Germany's post-war reconstruction. It was largely thanks to him that, just as the Red House Report exhorted, a 'strong German empire' was indeed rebuilt, one which formed the basis of today's European Union.
http://www.vaken.se/modules/newbb/viewpost.php?start=64172&forum=0&viewmode=flat&type=&uid=0&order=DESC&mode=0
"Maßnahme im Rahmen der Kriegsführung"
AntwortenLöschenAuf einem berühmten Foto vom Sommer 1944 ist Argyris Sfountouris als vierjähriger Junge zu sehen. Damals verübte die SS in seinem Dorf Distomo ein Massaker.
71 Jahre später macht ihn ein kurzer Auftritt in der ZDF-Satiresendung "Die Anstalt" zum TV-Star.
Argyris klagte sich bis vor den Bundesgerichtshof, der nannte das Massaker 2003 eines der abscheulichsten Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkriegs.
Von Christiane Schlötzer
Er spricht von der "Distomo-Lüge", weil das Massaker in einem Brief der deutschen Botschaft Athen an ihn noch 1996 als Maßnahme im Rahmen der Kriegsführung bezeichnet wurde, weshalb Sfountouris auch keine Entschädigung zustehe. Damals hatte er gerade damit begonnen, vor Gerichten in Griechenland gemeinsam mit anderen Distomo-Überlebenden zu klagen - mit Erfolg. Aber die Bundesrepublik ging durch alle Institutionen, bis zum Internationalen Gerichtshof in Den Haag, da sie einen Präzedenzfall fürchtete. Sie konnte sich am Ende auf die Staatenimmunität berufen und zahlte nicht.
http://www.sueddeutsche.de/politik/profil-argyris-sfountouris-1.2419479