Friedensforschung mit der Maus

Friedensforschung mit der Maus

Samstag, 31. Oktober 2015

Vor 20 Jahren: Jitzchak Rabin bezahlt seinen Mut mit dem Leben

Am 3. November 1995 wurde der damalige israelische Ministerpräsident Jitzchak Rabin von einem Attentäter ermordet.



BloggerMagga #42.7  —  27.10.2015  ZEIT ONLINE

               
Durchbrechen der Gewaltspirale erfordert Mut

Leah Rabin berichtet in ihrer Biographie über Anfeindungen, die sie und ihr Mann durchmachen mussten:

„Da ist sie!" brüllten sie, als ich in die Garageneinfahrt unter unserem Miethaus einbog. .... „Nach den nächsten Wahlen wirst du mit deinem Mann auf dem Marktplatz hängen. Mit den Füßen nach oben. Wie Mussolini und seine Mätresse“, brüllte jemand aus der Menge. … Einige der Demonstranten vor unserem Mietshaus verglichen uns sogar mit Nicolae und Elena Ceauşescu, dem vielleicht meist geschmähten Despotenpaar der Neuzeit … Jitzchak und ich bekamen diese Schmähungen, diese Vergleiche mit faschistischen Unmenschen immer häufiger zu hören, je mehr der Friedensprozess an Dynamik gewann. Auf einer Demonstration in Jerusalem einen Monat zuvor hielt Benjamin Netanjahu am Zionsplatz eine Rede, während irgendjemand ganz in seiner Nähe ein Bild, das Jitzchak in Naziuniform zeigte, vor einer laufenden Fernsehkamera hin- und herschwenkte. An diesem Freitag, dem 3. November 1995, skandierten die Demonstranten auf der anderen Straßenseite ihre Diffamierungen, bis Jitzchak ... abends nach Hause kam.“

„Schon Monate zuvor waren in der Öffentlichkeit die ersten Poster aufgetaucht, die Jitzchak als Verräter und Mörder brandmarkten. Sie hingen an jeder Straßenecke, an Leitungsmasten, Pfosten und an Laternenpfählen. Fotomontagen zeigten Jitzchak mit der kufiyah, dem arabischen Kopftuch."

https://de.wikipedia.org/...



BloggerMagga #42.6  —  27.10.2015     

               
Mörderischen Hass gibt es auf beiden Seiten, Beispiele dafür finden sich in reicher Zahl.

"Der Frieden wurde zweimal schrecklich knapp verfehlt, erst mit Rabin, der nach einer Hasskampagne der israelischen Rechten unglücklicherweise ermordet wurde, später mit Barak, dessen Friedensangebote Arafat mit den heute sichtbaren Konsequenzen ablehnte." (Jean-Marie Dehousse, EU-Abgeordneter, 2002; http://www.europarl.europ...)

Beide Seiten ignorieren die Erkenntnisse der Friedenspsychologie zum Schaden aller. Die Spirale dreht sich weiter.

"Man unterscheidet zwei große Klassen von Konfliktspiralen, welche ... häufig ineinander greifen.
Vergeltungsspirale: Jede Partei bestraft die andere für deren Aktionen, die sie als feindselig wahrnimmt (z.B. Attentate und militärische Vergeltungsschläge ...).
Verteidigungsspirale: Jede Handlung, die die Gegenseite zu ihrer Verteidigung unternimmt, wird von der anderen bereits wieder als Angriff oder Bedrohung betrachtet, gegen den sie sich verteidigen bzw. wovor sie sich schützen muss ...
In diesen Spiralen stellt jede (Re-)Aktion nicht nur eine Antwort, sondern auch das Ergebnis der gesamten vorangegangenen Erfahrungen mit der anderen Partei dar:
Ein Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt entsteht."

http://www.friedenspsycho...


http://www.zeit.de/wissen/geschichte/2015-10/holocaust-jerusalem-amin-al-husseini-netanjahu-hitler-mufti?cid=5457119#cid-5457119
 

2 Kommentare:

  1. SZ, 20. Dezember 2015

    Tod von Samir Kuntar
    Israels langer Arm der Rache

    Bei einem Angriff auf einen Vorort von Damaskus kommt unter anderem Samir Kuntar ums Leben.
    Der im Libanon geborene Terrorist wurde von der Hisbollah gefeiert, zeigte sich mit al-Assad und Ahmadinedschad - und wurde von Israel und den USA gesucht. Er soll auf den Golanhöhen Terrorzellen aufgebaut haben.
    In Israel wurde Kuntar durch den brutalen Überfall einer Familie 1979 zur berüchtigten Berühmtheit.

    Von Peter Münch

    Damaskus um kurz nach zehn am Samstagabend: In einem südlichen Vorort der syrischen Hauptstadt schlagen Raketen in ein Wohnhaus ein, das sechsstöckige Gebäude wird zerstört, aus den Trümmern werden Tote und Verletzte gezogen. Die Erklärung für diesen Vorfall kommt kurz darauf aus dem benachbarten Libanon. "Flugzeuge des zionistischen Feindes" hätten vier Raketen auf das Gebäude abgefeuert, heißt es in einer Verlautbarung der schiitischen Hisbollah-Miliz. "Samir Kuntar starb zusammen mit syrischen Zivilisten als Märtyrer." Es folgt eine Eloge auf den Mann, der als Terrorist in der arabischen Welt zur Legende wurde. In Israel dagegen ist Genugtuung zu hören über den Tod eines Erzfeindes.

    Der nächtliche Überraschungsangriff hat das Leben eines Kämpfers ausgelöscht, dessen Name gleich mehrfach in die blutige Geschichte des Nahostkonflikts eingegangen ist - als Kindermörder 1979, als Protagonist eines Gefangenenaustauschs 2008 und als von höchsten Stellen umworbene Terror-Celebrity in den Jahren danach.

    Es ist kaum zu erwarten, dass sich Israel offiziell zum Angriff auf Kuntar bekennt, die Regierung in Jerusalem pflegt in solchen Fällen seit jeher eine Politik der Ambiguität. Doch die Aktion passt gleich in zweifacher Weise ins israelische Muster: Zum einen hat Premier Benjamin Netanjahu stets klargemacht, dass er zum Eingreifen in Syrien bereit sei, wenn "rote Linien" überschritten würden. Das hat in den vergangenen drei Jahren zu einer Reihe von Luftangriffen auf mutmaßliche Waffenkonvois geführt, mit denen Kriegsgerät aus Syrien in die Depots der auf Seiten des Assad-Regimes kämpfenden Hisbollah geschmuggelt werden sollte. Zum anderen gehört es zur israelischen Staatsräson, Terroristen mit langem Arm und langem Atem zu verfolgen.

    Dies haben die jahrelang vom Mossad gejagten Olympia-Attentäter von München mit dem Leben bezahlt - und dies scheint nun auch Samir Kuntars Schicksal besiegelt zu haben. In Israel ist er berüchtigt für eine Bluttat am 22. April 1979. ...

    Er ist Druse und stammt aus einem Dorf bei Beirut, zu seiner Terrormission war er von der Palästinensischen Befreiungsfront (PFL) geschickt worden. Nasrallah aber machte seine Freilassung zu einem Kernanliegen der Hisbollah.

    Nach fast 30 Jahren Haft kam Kuntar im Juli 2008 im Austausch für die Leichen der beiden israelischen Soldaten Ehud Goldwasser und Eldad Regev frei, die von der Hisbollah zwei Jahre zuvor verschleppt worden waren. Diese Entführung hatte den Libanon-Krieg des Sommers 2006 ausgelöst. Vermittelt worden war der Austausch vom damaligen BND-Agenten Gerhard Conrad, der vor gut einer Woche zum neuen Geheimdienstchef der EU ernannt wurde. Kuntars Rückkehr nach Libanon wurde damals als Staatsakt inszeniert samt Freudenfeiern und Feuerwerk. Nasrallah kündigte an, der Heimkehrer könne künftig "eine große nationale Rolle spielen". Kuntar selbst verkündete, dass er nun den Kampf gegen Israel fortführen wolle. ...

    http://www.sueddeutsche.de/politik/luftangriff-der-lange-arm-der-rache-1.2790875

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    1. ... Vom Golan aus war es in der Vergangenheit immer wieder zu Angriffen auf Israel gekommen, die umgehend vergolten wurden. Samir Kuntars Tod markiert nun einen Erfolg für Israel. Justizministerin Ajelet Schaked, die sich als erstes Regierungsmitglied im Armeeradio äußerte, zeigt sich "glücklich über die Nachricht", vermied aber Hinweise, ob Israel den Luftangriff geflogen hat. Samar Haran, die bei dem Anschlag in Naharija ihren Mann und zwei Kinder verloren hatte, sprach von "historischer Gerechtigkeit". Eine Tochter des damals getöteten Polizisten sagte, sie sei "stolz auf den Staat Israel, der gute Arbeit geleistet" habe.

      Zu einer ersten Vergeltungsaktion der Hisbollah kam es am Sonntagabend. Drei Katjuscha-Raketen, die in Libanon abgefeuert wurden, schlugen auf offenem Gelände im Norden Israels ein. ...

      http://www.sueddeutsche.de/politik/luftangriff-der-lange-arm-der-rache-1.2790875

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